Alles in allem stehen am Spitalplatz 17 Parkflächen zur Verfügung. Davon liegen zehn direkt vor dem Landgasthof Weinstube. Ein separater Parkplatz ein Stück Richtung Altstadt (im Bild) nimmt sieben Fahrzeuge auf.Foto: Wursthorn Foto: Schwarzwälder Bote

Wohnbauprojekt: Anwohner sehen die Parksituation kritisch / Parkdeck würde Wohnungen kosten / 100 Unterschriften

Die Ablehnung gegen das Wohnbauprojekt Grafenbrauerei an der Gumppstraße bekommt jetzt ein Gesicht.

Bräunlingen (wur). Fast 100 Namen umfasst eine Unterschriftenliste, die in den vergangenen Tagen in der Nachbarschaft des "Bregtälers" kursierte und diese Woche Bürgermeister Micha Bächle übergeben werden soll. Nur eine Kopie, denn das Original bekommt das Landratsamt als Baurechtsbehörde. Den Gang ins Rathaus möchte Bernhard Hauser antreten. "Da hat nur jeweils eine Person pro Haushalt unterschrieben", betont er, dass die Zahl der Personen, denen die Pläne gegen den Strich gehen, deutlich höher sei.

Die Unterzeichner lehnen den vierstöckigen Umbau in einen "riesigen Baukörper" als massiven Eingriff in das harmonische Stadtbild ab. Völlig unklar sei, wo mindestens 15 Parkplätze entstehen sollen. Weil bereits in der gesamten Vorstadt, vor allem in der Gumppstraße, der Oberen und Unteren Waldstraße und in der Ottilienbergstraße die Parkplatzsituation völlig unzureichend sei, werden die Planungen abgelehnt.

Architektonisch sei das Vorhaben ja durchaus gelungen, aber die angedachte Stellplatzlösung "geht gar nicht", sagt Hauser. Sie verschärfe die bisher schon angespannte Situation im Quartier. Die Anwohner hätten es jetzt schon schwer, ihr Auto in der Nähe abzustellen. Dazu kommen die Autos der Besucher des Seniorenheims. Verschärft habe sich die Situation durch die Sanierung des ehemaligen Armenhauses. Für die jetzt acht Wohnungen seien nur acht Stellplätze ausgewiesen worden, wobei man doch mit mindestens der doppelten Zahl an Fahrzeugen rechnen müsse.

Nicht praktikabel seien die Vorschläge, die Bauamtsmitarbeiter Alexander Misok gemacht habe. Man könne die Anwohner lange dazu anhalten, miteinander zu reden. Solange es keine Stellflächen gibt, nütze das nichts. Auch die Ausweichmöglichkeit auf dem Spitalplatz sei nicht durchdacht.

"Da gibt es gerade mal 13 Parkplätze. Sie werden von den dortigen Anwohnern genutzt. Abends parken dort Gäste der "Weinstube", so Hauser weiter. Würde man den Spitalplatz in eine Stellplatzlösung einbeziehen, müsste man die Anwohner-anhörung auf die Menschen ausdehnen, die dort wohnen. In der Tat sind vor und am Rand der "Weinstube" zehn Stellplätze angelegt, die aber nicht direkt dem Landgasthof zugeordnet sind. Etwa 20 Meter in Richtung Altstadt gibt es einen ausgewiesenen Parkplatz mit sieben eingezeichneten Stellplätzen.

Einen von Nostalgie getragenen Einwand bringt Hans März ein, auch wenn er weiß, dass dieser baurechtlich ohne Relevanz bleibt. "Verschwindet der ›Bregtäler" geht hier ein Stück Kultur verloren und eine weitere Wirtschaft stirbt weg."

Die zuletzt seitens der Stadt vorgeschlagene Stellplatzlösung – rund 15 Stellplätze für die Hausbewohner vor und hinter dem Wohnkomplex – sei nicht praktikabel. "Dass das nicht klappen wird, sieht man doch schon vorm ›Flamingo‹."Hinter die Initiative stellt sich auch Peter Pfaff. Der Vorsitzende des Kulturfördervereins sieht neben dem drohenden Verlust an Kultur die Stellplatzsituation als großes Manko.

Der Vorschlag der Kritiker: Der Investor möge auf drei Wohnungen verzichten und stattdessen am Rand des Wohnkomplexes ein zweigeschossiges Parkdeck errichten. Das böte den Anwohnern rund 20 Stellplätze. Richtig wäre diese Lösung auch, weil die geplante Überbauung nach Meinung März die dort vorgeschriebene Maximalzahl an Geschossen überschreite.

Beim Wohnbauträger Arche sind sowohl der Vorschlag der Stadt als auch der Wunsch der Bürger angekommen, sagte ein Sprecher der Firma am Montag. Was die Idee der bis zu 16 Stellplätze vor und hinter dem Gebäude anlangt, sei man im Dialog mit der Stadt. Intern werde die Möglichkeit geprüft. Auch was die Idee des Parkdecks anlangt, gebe es Bewegung. "Unser Architekt hat den Vorschlag bekommen, ist aber derzeit im Urlaub", so die Aussage. Danach werde man sich diese Alternative anschauen. Eine Umsetzung sei aber nur dann möglich, wenn eine bauliche Umsetzung möglich wäre und die Wirtschaftlichkeit des Projektes nicht gefährdet wäre. Bei einem Parkdeck müsste der Investor nach gegenwärtiger Einschätzung auf meherere Wohneinheiten im bisherigen Konzept verzichten.

Die Stadt möchte erst antworten, wenn die Unterschriftenliste vorliegt, sagt Alexander Misok aus dem Bräunlinger Bauamt. Eine Antwort bedürfte einer Abstimmung mit dem Kreisbaumeister. Dieser sei Mitte der Woche erreichbar.

Die ehemalige Grafenbrauerei wurde 2019 von der Arche Wohnbau mit Sitz in Villingen-Schwenningen erworben. Der Investor möchte in dem historischen und (nicht komplett) denkmalgeschützten Komplex 15 Wohnungen erstellen. Gegen die Planung im westlichen, geschützten Teil gibt es keine Einwände. Die historischen Gewölbe blieben ebenso erhalten wie der Grundriss des Grafensaals, hieß es anerkennend in der Sitzung des Ausschusses für Bauen, Umwelt und Stadtsanierung (BUS) im Juli. Kopfzerbrechen bereitet den Gemeinderäten die Neugestaltung des östlichen, nicht dem Denkmalschutz unterworfenen Bereichs. Ein Anbau wird teils abgerissen und schafft Platz für einen modernen Gebäuderiegel mit fünf Wohneinheiten. In der Julisitzung hat der BUS das Projekt zunächst abgelehnt und Nachbesserungen in der Stellplatzfrage gefordert. Der Ausschuss berät über das Vorhaben im September.