Das ist nicht zu vergleichen mit der Alternative Wald oder Klohäuschen. Foto: Schwarzwälder Bote

Hygiene: Firma stellt Toilettenwagen für Lkw-Fahrer auf

Bräunlingen/Blumberg (jak). Sie sind täglich auf den Straßen unterwegs. Bringen Waren von A nach B, sorgen dafür, dass Firmen arbeiten können und Supermarktregale gefüllt sind. Selten stehen die Lastkraftfahrer im Fokus. Doch ohne sie würde kaum etwas funktionieren. In Zeiten von Corona wird ihre Arbeit allerdings noch schwerer. Viele Unternehmen haben ihre Sicherheitsvorschriften und Externe dürfen nicht mehr ins Haus. Hinzu kommt, dass auf vielen Rastplätzen die Sanitäranlagen geschlossen sind. "Es sind katastrophale Zustände", sagt Christian Knapp, Logistikleiter beim Bräunlinger Familienunternehmen Straub Verpackungen.

Auch dort gibt es die Sicherheitsvorschrift, dass Externe nicht mehr in die Firmengebäude dürfen. In Vor-Corona-Zeiten durften Spediteure dort sogar duschen, jetzt geht es um die Gesundheit der Mitarbeiter und die Eindämmung des Virus. Anfangs standen an den Straub-Werken in Bräunlingen und Blumberg deshalb Dixi-Klos als Alternative. "Aber das hygienischste war das nicht", blickt Knapp zurück. Und als ihm die Fahrer die Zustände schilderten, entschloss er sich zu handeln.

Oft vor verschlossener Tür

"Ärzte, Pfleger und das Personal im Supermarkt werden gerade viel gelobt – völlig zurecht. Aber es gibt auch diese Berufe, die im Hintergrund ihre Arbeit machen und an die keiner denkt", erklärt Christian Knapp. Lkw-Fahrer würden oft nur als diejenigen wahrgenommen, die die Straßen verstopfen, oder kaum deutsch sprechen. Eine Branche, die viele als selbstverständlich wahrnehmen, ohne die jedoch überhaupt nichts gehe. "Sie stehen auf den Raststätten vor verschlossenen Toiletten, sie stehen beim Kunden vor verschlossenen Türen, und abends auf der Raststätte gibt es dann nichts zu essen, weil das Restaurant zu hat." Und das in Zeiten, in denen Hygiene großgeschrieben wird.

Am Mittwochnachmittag präsentierte Christian Knapp seinen Vorschlag der Geschäftsführung, ob man an den Werken Toiletten-Wagen für die Spediteure aufstellen könne. Mit seinem Vorschlag rannte er offene Türen ein. Abends hatte er grünes Licht. Die größte Herausforderung war es, irgendwie an Toiletten-Wagen heranzukommen. "Es gab viele Telefonate", erklärt Knapp. Über Sebastian Würth, der früher in Bräunlingen die legendären Beach-Partys organisiert hat, gab es auch die entsprechenden Kontakte. Fündig wurde das Straub-Team in Ravensburg. Nun steht je ein Toilettenwagen am Werk in Blumberg, in Bräunlingen und auf dem Metz-Gelände. "Wir mussten ja auch schauen, wo wir die Toiletten-Wagen hinstellen, denn sie brauchen einen Wasseranschluss", so der Logistikleiter. Viele positive Rückmeldungen hat er für die Aktion schon bekommen, denn die Fahrer nutzen rege die Möglichkeit. "Viele von ihnen sind lange unterwegs, bevor sie zu uns kommen", erklärt Knapp. Diejenigen, die Ware abholen, sind meist im baden-württembergischen Raum unterwegs, doch gerade Papierlieferanten kommen aus dem internationalen Bereich. Und dann gibt es noch die kleinen Speditionen, wo Vater und Mutter hinter dem Steuer sitzen und den Nachwuchs, der keine Schule hat, nur betreuen können, wenn sie ihn mitnehmen. "Bei uns haben sie jetzt die Möglichkeit, sich anständig zu waschen und zu desinfizieren", sagt Christian Knapp.