Sandra Azevedo singt von der Flucht der Eiskönigin in angenehmere Gefilde. Foto: Schwarzwälder Bote

Herbstkonzert: Musiker begeistern mit hohem Niveau / Programm von Chor aus "Nabucco" bis zu "Tirol 1809"

Mit einem Freiheitszitat eröffnete der Vorsitzende Martin Hornung das Herbstkonzert "Freiheit" der Stadtkapelle Bräunlingen. "Die einzelnen Wogen des Meeres vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich", sagte einst der Bürgerrechtler und letzte Präsident der Tschechoslowakei, Václav Havel.

Bräunlingen. Beim Konzert in der Stadthalle überzeugten Musiker und Sänger voll und boten einen hervorragenden Blasmusikgenuss auf hohem Niveau. Leonie Dieterle humpelte als alte Dame auf die Bühne und stellte den Wolf und die 38 Geißlein vor: die Jugendkapelle unter Tobias Heine. Sie erzählte von der Häuptlingstochter Vaiana im Südpazifik in "Selections from Moana". "Let it go" stellte die Flucht einer Eiskönigin vor der Kälte musikalisch dar. Sandra Azevedo sang das Lied der Eiskönigin Elsa. Beim letzten Stück "Siyahamba", das von Glück, Sonne und Tanzen erzählte, sangen die Kinder der Notenhüpfer und der Nachwuchsgruppe mit.

Mit dem festlichen Marsch "Marcia" von Luigi Cherubini begann die Stadtkapelle ihr Herbstkonzert. Durch das Programm führte erstmals die junge Emilie Wernet. Sie machte das sehr gut. Eine Premiere folgte beim Freiheitschor aus der Oper Nabucco von Giuseppe Verdi, als der gemischte Chor des Männergesangvereins die Stadtkapelle hervorragend gesanglich unterstützte.

Eindrucksvolle, mitreißende Tangoklänge waren bei "Libertango" zu hören, bevor der Höhepunkte des Abends mit "Tirol 1809" folgte. Der damalige Volksaufstand wurde in den Sätzen "Aufstand", "Kampf um den Berg Isel" und "Sieg" interpretiert, die Themen des Freiheitskampfes waren durch einige Solisten gut herauszuhören. Das schwierige Stück wurde mit viel musikalischem Feingefühl präsentiert.

"Das Herbstkonzert war ein abwechslungsreicher, vielseitiger Hörgenuss, bei dem für mich die sinfonische Dichtung ›Tirol 1809‹ herausragend war. Sehr gut gelang auch die Einbindung der Sänger und Sängerinnen des Männergesangvereins", sagte Bürgermeister Micha Bächle.

Im zweiten Teil waren afrikanische Klänge zu hören. Bei "Über die sieben Brücken", bearbeitet von Manfred Schneider, wurde die Beziehung der Deutschen und der Polen musikalisch dargestellt. Der Sonderzug nach Pankow mit Udo Lindenberg fuhr über die Bühne, und am Schluss wurde die schon gute Stimmung europäisch. Die "Ode an die Freude" von Beethoven, die Europahymne, wurde gespielt und gesungen, als die Klarinetten herausstachen.

Ohne zwei Zugaben kamen die Musiker nicht von der Bühne. "Ich war mit dem musikalischen Verlauf des Abends mehr als nur sehr zufrieden" sagte Stadtkapellmeister Andreas Dangel. "Das Konzert war in diesem Jahr in der Oberstufe situiert und das Hauptaugenmerk lag auf einer sehr guten Klangentwicklung, neuen Klangfarben und mehreren Mischklängen, weshalb die Musiker mehr aufeinander angewiesen waren. Das weckt natürlich Spielfreude." Denn man sei nicht nur auf sich selber fixiert und es werde mehr auf das Gemeinsame, auf die Gruppe Wert gelegt, was deutlich zu hören gewesen sei. Sehr gut gelungen sei auch die Balance Stadtmusik und Sängerchor, sodass der Chor immer noch gut hörbar war. Die Musiker hätten sehr behutsam gespielt, was wieder ein gutes gemeinsames Erlebnis gewesen sei. "Das Zusammenspiel beider Gruppen hat uns dazu aufgefordert, in die feinen Klänge zu gehen", bilanzierte Dangel.

Sehr angetan vom Musik- und Gesangsabend zeigte sich Verbandsvertreter Hermann Gleichauf. Die Bräunlinger Stadtkapelle habe ein gutes musikalisches Niveau, einen engagierten Dirigenten und eine gute Jugendarbeit, was an diesem Abend deutlich geworden sei. "Es gelang ihr, mit ›Tirol 1809‹ von Sepp Tanzer ein nicht einfaches Stück hervorragend auf die Bühne zu bringen", lobte Gleichauf.