Peter Pfaff vom Kulturförderverein zeigt auf ein Gemälde eines Freiherren von Schellenberg. Das Werk stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Farbe hält bereits nicht mehr auf der Leinwand und bildet kleine Schüsseln. Foto: Simon

Schleichender Tod für Kunstwerke im Kelnhof-Museum wegen thermischer Probleme.

Bräunlingen - Das Kelnhof-Museum ist vollgepackt mit wertvollen Kulturgütern. Dabei handelt es sich um Malereien, Zeichnungen und Exponate, die die Geschichte der Stadt dokumentieren.

Für die kleine Stadt ein kulturhistorisches Kleinod. Doch einige Kunstwerke in den Ausstellungen laufen Gefahr, beschädigt zu werden: durch extreme Temperaturschwankungen und Kondenswasser.

"Das Problem ist schon eine Weile bekannt", sagt Maren Ott, die im Kulturamt auch für das Kelnhof-Museum zuständig ist. Besondere Probleme bestehen direkt unter dem Dach des Museums: "Wir haben hier eine ungedämmte Dachsituation. Dadurch kommt es zu Temperaturschwankungen und so entsteht dann auch Kondenswasser. Das ist ein schleichender Tod für die Kunstwerke", erklärt sie. Im Sommer ist es unter dem Dach sehr heiß, bis zu 30 Grad, im Winter fällt das Thermometer auch mal in den Minusbereich.

Im ersten Obergeschoss sei in einer ersten Maßnahme eine Wandheizung installiert worden, die für gleichbleibende Temperatur sorge. So etwas fehle unterm Dach. Dabei habe man eigentlich vorgesehen, nachdem der Raum im ersten Obergeschoss gemacht wurde, die Heizung auch für den zweiten Stock zu nutzen. "Das ist eine zusätzliche Investition, die dort notwendig wird. Es ist dringend", sagt Ott, "Kunstwerke können eben nicht um Hilfe schreien und sind nicht so sichtbar wie etwa Straßen." Zudem habe das Kelnhof-Museum nicht die Masse an Besuchern, denen die Problematik auffallen würde. Im Zuge des neuen Haushaltsrechtes sollen nun die Vermögenswerte festgestellt und erfasst werden. Ott ist sich sicher, dass das für mehr Aufmerksamkeit sorgen wird: "Da sind Kulturgüter aus dem 13. Jahrhundert dabei, die einen erheblichen Wert besitzen."

Ähnlich sieht das auch Susanne Huber-Wintermantel, die Kuratorin der Einrichtung: "Wir haben hier sehr viele Leihgaben und sind daher doppelt und dreifach verpflichtet, unsere Erhaltungspflicht wahrzunehmen." Gerade die Ölgemälde im zweiten Obergeschoss leiden unter den Temperaturschwankungen: "Die Außenwände sind kalt, kommen Besucher herein, wird es innen wärmer. Es entsteht Spannung", so die Kuratorin.

2013 habe man gemeinsam mit dem Museumsverband des Landes eine Bauteile-Heizung installiert. Diese sorge für gleichbleibende Wärme und könnte in der Wand leicht in das Dachgeschoss gelegt werden: "Wir haben in Bräunlingen extrem wertvolle Kunst. Daher haben wir die Maßgabe, Wärme nicht schnell regulieren zu dürfen. Das ist tödlich für die Kunstwerke. Holz zerreißt, Malschichten springen ab."

Die Stadt wisse über den Zustand Bescheid und müsse schnell etwas unternehmen: "Alle finden es notwendig, aber Kultur steht eben immer ein bisschen zurück", sagt Huber-Wintermantel. Im Notfall müsse man Gemälde abhängen und woanders unterbringen. Das will die Kuratorin um jeden Preis vermeiden: "Das geht nicht. Es wäre ein Riesenaufwand, zudem sind das ja die Hauptattraktionen."

Das bereitet auch Peter Pfaff Sorgen. Der gelernte Maler engagiert sich im Kulturförderverein und schaut regelmäßig im Museum nach dem Rechten: "Es macht mir Bedenken", sagt er mit Blick auf ein Gemälde, "es verändert sich je nach Feuchtigkeit. Die Farbe hält nicht mehr auf der Leinwand und bildet Schüsseln, sie krakeliert." Dass schnellstmöglich etwas getan werden muss, steht für ihn außer Frage: "So kann man es nicht lassen. Die Leute nach uns sollen auch noch was von den Bildern haben. Man muss da in Jahrhunderten denken."

Info: Kelnhof-Museum

Auf einer Ausstellungsfläche von 840 Quadratmetern präsentiert die Einrichtung die Kulturgeschichte der Stadt Bräunlingen.

Zentrales Thema im einstigen Reichenauer Kelnhof ist die Kulturgeschichte der Stadt Bräunlingen in all ihren Facetten. Das Gebäude war einst Sitz des Verwalters, der sich für das Kloster Reichenau um dessen Besitz kümmerte. Das städtische Museum ist hier seit 1988 untergebracht. Das Museum besteht aus dem Altbau und der rückseitig angebauten Widerkehre. Im ersten Obergeschoss dieses Anbaus finden die Sonderausstellungen statt. Die Dauerausstellung im Altbau ist an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet.