Fleischverarbeitende Betriebe geraten während der Corona-Pandemie immer mehr in Kritik. (Symbolfoto) Foto: MIKELANGE/Pixabay.com

Fleisch-Branche gerät in Corona-Krise zunehmend in Kritik. Nachfrage nach regionalen Produkten nimmt zu.

Bräunlingen - Fleisch hat gegenwärtig keine gute Lobby. Genauer gesagt billiges Fleisch, das in Großschlachthöfen produziert wird. Doch wie ergeht es drei Metzgereien vor Ort?

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Corona-Infektionen in Schlachthöfen beherrschten zuletzt die Nachrichten. Den Anfang machte ein fleischverarbeitender Betrieb in Coesfeld/Nordrhein-Westfalen. 129 Infizierte waren am Donnerstag nach Kreisangaben bei der Testung von 200 Mitarbeitern erfasst worden. Auch in Baden-Württemberg gab es Infektionen. So mehr als 200 bei einem Betrieb in Birkenfeld. Seither liegen Wohn- und Transportbedingungen der häufig aus Osteuropa stammenden Arbeiter im Fokus von Politik und Kotrollbehörden.

Betriebe geraten in Kritik

Die Betriebe sind in der Corona-Krise in Kritik geraten: Etliche osteuropäische Arbeiter haben sich aufgrund der prekären Wohnbedingungen am Coronavirus angesteckt. Doch rollen nun Skepsis und Kaufzurückhaltung auf die Wurst- und Fleischabteilungen zu? Was vielleicht auf Discounter zutreffen könnte, hat in Bräunlingen, einer Kleinstadt mit drei Metzgereien vor Ort, keine Bewandtnis. Im Gegenteil.

"Gerade ist jeder Tag wie Weihnachten", scherzt Michael Hofacker. Die Kunden kämen derzeit wieder in den Laden zurück, so seine erfreute Feststellung. Das Gegenstück zur Besinnung auf das Regionale, die im Verkaufsraum zu sehen ist, findet sich in der Schlachterei.

Sieben Metzger arbeiten dort im Zweischichtbetrieb. Unter Corona-Vorgaben, nämlich mit angelegten Masken und Visieren, sei die Arbeit an den drei bis vier Tagen in der Woche, in denen geschlachtet wird, sehr hart, sagt Hofacker.

Sein Fleisch bezieht er im Umland. Seine Schlachtschweine könnte er in einer Fahrradstunde besuchen. In Bräunlingen, Döggingen, Hüfingen oder Riedböhringen stehen die Ställe und die ein, zwei Rinder, die pro Woche geschlachtet werden, holt sich der Metzger in Überauchen oder Mundelfingen. Die Kontakte zu den Landwirten sind über die Jahre gewachsen, seit sein Vater, ursprünglich Hausschlachter, 1986 mit einer kleinen Metzgerei am Ortsrand anfing.

Dabei werden Qualität und Regionalität nicht auf den Preis aufgeschlagen. In einem kleinen Ort mit drei ansässigen Metzgereien ginge das auch gar nicht, sagt Hofacker. Natürlich stehe man in Konkurrenz bei privaten Kunden und Vereinen, aber davon unabhängig sei das Verhältnis zwischen den Metzgereien sehr gut. "Da hilft man sich auch mal mit einem Säckchen Gewürze aus."

Regionales ist gefragt

"Regionale Produkte sind gefragt", meint Verena Faller. Das spürt die Chefin der Metzgerei Faller in Metzgerei und Lebensmittelladen. Anfragen zu regionalen Produkten hätten zugenommen.

Die Kontakte zu Landwirten in den umliegenden Dörfern hätten schon ihre Schwiegereltern aufgebaut, geschlachtet werden Schweine und Rinderkälber im Schlachthaus in Bräunlingen. Preise beim Metzger müssten nicht zwangsläufig höher sein als im Supermarkt. "Dort wird unter Umständen nicht auf den Kilopreis geschaut und auch bei uns gibt es Angebote", so die Chefin eines 20-Mitarbeiter-Betriebs in vierter Generation.

Von einem Umsatzplus im Laden berichtet auch Rupert Rosenstihl. Es kämen mehr Kunden zum Einkaufen, auch Auswärtige. 150 Jahre alt ist die Metzgerei, die Produktion ist verpachtet an die Tannheimer Firma Hug. Der Hug-Hof betreibt eine Schweinemast, Rinder bezieht er von Nachbarhöfen im Ort. "Wir verkaufen auf Wochenmärkten und hier auf dem Hof", sagt Chefin Bettina Hug. Geschlachtet wird gegenwärtig noch in den Rosenstihl-Räumlichkeiten, eine eigene Schlachterei in Tannheim werde derzeit gebaut.