Nicht stören lässt sich das Vieh von Hans-Peter Wehinger von den Besuch aus dem Ortenaukreis. Foto: Schwarzwälder Bote

Landwirtschaft: Tiere pflegen die Landschaft / Bioheu-Verkauf weiteres Standbein von Hans-Peter Wehinger

100 Mitglieder des Arbeitskreises "Mutterkuhhalter Ortenaukreis" bewirtschaften mit rund 1600 Mutterkühen 2.335 Hektar Grünlandfläche.

Bräunlingen-Döggingen. Am Samstag nun machten rund 50 Mitglieder auf ihrer Lehrfahrt Station bei ihrem Landwirtschaftskollegen Hans-Peter Wehinger in Döggingen. Wehinger betreibt seit 15 Jahren selbst eine derartige Landwirtschaft und weiß derzeit 40 Muttertiere und Kälber in seinem Stall.

Wehinger stellte ausführlich seinen Betrieb aus der Sicht eines Quereinsteigers vor. Aufgewachsen im landwirtschaftlichen elterlichen Betrieb hat er trotz seiner langjährigen anderweitigen beruflichen Tätigkeit nie ganz den Kontakt zur Landwirtschaft verloren und entschied sich nach dem Tod seines Bruders Norbert, dessen Biobetrieb mit Selbstvermarktung in veränderter Form weiterzuführen.

Am Samstag nun brach auch für seine Tiere der Frühling mit dem ersten Weidegang an. "Sie finden zwar noch nicht viel zu fressen, mir ist es aber wichtig, dass sich sie Tiere wohlfühlen und diese dadurch gesund und ohne Tierarzt durch den Sommer kommen", so Hans-Peter Wehinger. Mit dem Erwerb des Diploms als Fachkraft für Nebenerwerbslandwirte erweiterte er sein Wissen und legte die Basis für eine positive Entwicklung. "Mein Ziel sind 22 Kälber von 24 Mutterkühen", derzeit ist der Viehbestand etwas geringer.

Rund 100 Großballen Stroh als Einstreu und 350 Kubikmeter Silage forderte die Stallfütterung während es Winters, rund sieben Monate befindet sich die Herde auf der Weide. Die Herde besteht ausschließlich aus einer hornlosen Zucht, denn "ich habe Angst vor den Hörnern", gestand Wehinger ein.

Im Vergleich mit anderen gleichartigen Betrieben sei er total untermotorisiert, er bevorzuge die Hilfe von Dienstleistern.

Ein weiteres Standbein ist der Verkauf von Bioheu, das vor allem in der Schweiz sehr gefragt sei. Überhaupt werde der Nutzen der Mutterkuhhaltung zur Erhaltung der Artenvielfalt der Wiesen unterbewertet. Denn im Gegensatz zur Intensivbewirtschaftung werde auf den Weiden auf diese Artenvielfalt das besondere Augenmerk gelegt und sollte deutlicher ins Bewusstsein der Verbraucher gerückt werden.

Zehn bis elf Monate werden die Kälber gesäugt, ehe sie von der Mutter getrennt werden und weitere fünf Monate bis zum Verkauf im Stall und auf der Weide bleiben. Der Delegationsleiter aus der Ortenau Georg Feder zeigte sich erfreut über die gebotene Möglichkeit, Erfahrungen aus einen Mutterkuhbetrieb auf der Baar mitzunehmen.

Der Betrieb von Hans-Peter Wehinger hat seinen Ursprung im Hof seiner Vorfahren auf dem Kirchenvorplatz. Die Familie stand dem Bruder Agraringenieur Norbert viele Jahre hilfreich zur Seite, der sich vor rund 30 Jahren der Selbstvermarktung verschrieben hatte. Nach dem frühen Tod seines Bruders führte Wehinger den Betrieb zusammen mit seinen Nichten weiter, ehe er ihn vor acht Jahren komplett übernahm. Nach der Umstellung auf Mutterkuhhaltung erfolgte vor sechs Jahren der Bau eines neuen Laufstalles, dessen Funktionalität ihm heute viele Arbeiten vereinfacht und zugleich die Bevorratung mit Heu und Stroh erlaubt. Der Betrieb ist Bio-zertifiziert und erfreut sich heute einer stabilen Stammkundschaft.