Die Dögginger Gauchachschule präsentiert sich mittlerweile in zeitgemäßer Optik, sie wurde vor zwei Jahren im Außenbereich saniert. Aktuell dreht sich dort alles um die notwendige Innensanierung. Einige Räume werden bereits nicht mehr genutzt. Foto: Minzer Foto: Schwarzwälder Bote

Gedächtnis der Region: Großprojekt brachte Döggingen an die Grenzen der finanziellen Möglichkeiten

Die Sechzigerjahre sind eine Zeit des Umbruchs. Über Großbritannien schwappt eine neue, wilde Musik in die junge Bundesrepublik. Love, Sex and Rock’n’Roll werden zu den Schlagwörtern, unter denen sich eine ganze Generation versammelt.

Bräunlingen-Döggingen. Noch heute spricht man von den 68-ern. Die großen gesellschaftlichen Entwicklungen machen auch auf dem Land nicht halt. Auch dort tut sich in dieser Zeit unglaublich viel – gesellschaftlich, aber auch baulich. Wenn der jüngste Beschluss des Ortschaftsrats vollzogen ist und das Schlachthaus geschlossen wird, endet die Ära eines jener kommunalen Großprojekte der 1960er-Jahre, die Döggingen wie kaum ein anderes Jahrzehnt geprägt haben.

Dazu gehörte der Bau und die Inbetriebnahme neuer Wasserleitungen und eines neuen Hochbehälters im alten Steinbruch, ebenso wie die Erneuerung der Straßenbeleuchtung, als 22 alte Schirmlampen von annähernd doppelt so vielen Peitschenlampen ersetzt wurden. Ab Oktober 1964 wurden erstmals nach der Flurbereinigung die neu eingeteilten Felder bewirtschaftet. Anfangs der 60er feiert der Musikverein sein erstes Waldfest und 1964 wird der SV Döggingen gegründet.

Überragt aber wurden all diese Meilensteine der Dorfentwicklung vom Bau der neuen Volksschule, der heutigen Gauchachschule. Vorangegangen waren ständige Raumnot und die Nutzung von Ausweichräumen im Gemeindehaus (Farrenstall) und zu geringeren Teilen im Rathaus. Obwohl das ursprünglich bereits 1825 erbaute Schulgebäude bei der Kirche immer wieder erweitert wurde, waren die Räumlichkeiten für einen ordentlichen Schulbetrieb nicht mehr tragbar. So fasste der Gemeinderat im Jahr 1963 den Entschluss, ein neues Schulgebäude mit Turnhalle zu bauen.

Spatenstich 1965

Im Frühjahr 1965 erfolgte der Spatenstich, der Neubau konnte im Dezember 1966 in Betrieb genommen werden. Doch mit dieser Maßnahme brachte sich die Gemeinde trotz Zuschüssen an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten. Dies war denn auch ein Grund dafür, dass die Turnhalle vier Jahre lang nicht über den Status eines Rohbaus hinaus kam. Eine zuvor dort vorgesehene Lehrerwohnung wurde in diesem Zuge ersatzlos gestrichen.

Die Gesamtkosten des Schulhausbaus lagen am Ende rund 200 000 D-Mark über dem Voranschlag bei rund 1,3 Millionen D-Mark. Das hatte natürlich Konsequenzen: Erst im Jahr 1970 wurde die Turn- und Festhalle endgültig ausgebaut.

In den zurückliegenden 52 Jahren hat die Schule zahlreiche Bildungsreformen erlebt und überlebt. So wurden zeitweise nach der Eröffnung auch Schüler aus den Nachbargemeinden Unadingen und Mundelfingen in Döggingen unterrichtet, ehe die Gemeindereform neue Fakten schuf und sich Unadingen Löffingen, Mundelfingen Hüfingen und 1971 Döggingen Bräunlingen anschlossen. Dies bedeutete das Ende der Nachbarschaftsschule.

Längst hat sich die Schullandschaft weiter verändert. Das alte Schulhaus bei der Kirche wurde verkauft, in den Räumen der Gauchachschule werden heute in gemischten Klassen rund 50 Kinder vom ersten bis zum vierten Schuljahr unterrichtet. Mit Herzblut verteidigen die Dögginger, auch dank langjähriger Unterstützung durch den ehemaligen Bräunlinger Bürgermeister Jürgen Guse, den Erhalt dieser wichtigen Infrastruktureinrichtung gegen manche Tendenzen in den jeweils geltenden Schulentwicklungsplänen.

Natürlich hat der Zahn der Zeit inzwischen der Bausubstanz mächtig zugesetzt. So wurde in jüngster Zeit sowohl das Dach saniert als auch erste energetische Sanierungsmaßnahmen mit neuen Fenstern als deutlich sichtbar veränderte Optik vorgenommen. Als nächstes steht nun die Innensanierung kurz bevor. Seit einiger Zeit werden nicht mehr alle sechs Räume schulisch genutzt.

Männergesangverein und Kirchenchor halten hier ihre Proben ab, die Gauchenzunft hat ihr Domizil hier ebenso gefunden wie die Mutter-Kind-Gruppe. Die inzwischen ebenfalls modernisierte Gauchachhalle erfüllt angesichts des Gaststättensterbens mehr denn je die wichtige Funktion eines Kommunikations- und Veranstaltungszentrums für die Dögginger Bürgerschaft.

In der Sommerserie "Gedächtnis der Region" wird ein Blick zurück in die 1960er-Jahre geworfen. Anhand von Bildern wird aufgezeigt, wie sich das Leben am Bodensee, am Hochrhein und im Schwarzwald verändert hat.