Das Haus in der Sommergasse 16 in Bräunlingen (Mitte) ist unbewohnt. Das soll sich jedoch ändern. Vier Wohnungen sollen darin entstehen, alles gemäß der Stadtbildsatzung. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtbild: Ausschuss beschließt Überarbeitung der Vorschriften in der Altstadt / Ideen für Aufbauten und Fenster gefragt

Die Bräunlinger Stadtbildsatzung soll überarbeitet werden. Das hat der Ausschuss für Bauen, Umwelt und Stadtsanierung (BUS) einstimmig beschlossen. Allerdings nicht komplett. Im Fokus steht lediglich der Paragraf 18 der Satzung. Es ist jener, der sich mit Dachaufbauten, Dacheinschnitten, Dachfenstern, Lüftungshauben und Antennen beschäftigt.

Bräunlingen (guy). Dieser Paragraf dürfte auch der Grund sein, warum viel Raum unter den Bräunlinger Altstadt-Dächern noch nicht ausgebaut ist. Einen geschlossenen Dachraum mit einer Lichtquelle zu versehen, das war bislang kaum möglich. Wenn, dann über eine Befreiung von der Satzung. Dazu waren kreative Lösungen notwendig. Einfach einen zusätzlichen Giebel einziehen oder ein Fenster ins Dach bauen – schwer möglich. Was möglich ist, darüber entscheidet dann schließlich der BUS-Ausschuss. Jeder Einzelfall wird zuerst geprüft, bevor es eine Befreiung gibt.

Eine Lösung bot das Donaueschinger Architekturbüro Gäbele und Raufer. Das Unternehmen hat das Haus in der Sommergasse 16 erworben und baut es um. Moderne Wohnungen sollen in dem einstmals auf Landwirtschaft ausgerichteten Gebäude entstehen. Und auch im Dach soll es eine Wohnung geben. Aber wie bekommt die Licht? Über eine Lattenkonstruktion, die durch schmale Abstände Sonnenlicht hineinlässt, durch den Winkel der Lamellen-artigen Latten jedoch von außen kaum zu erkennen ist.

"Wir haben bereits mehrfach leidenschaftlich über die Stadtbildsatzung diskutiert. Und ich will gerne den Wunsch aus dem Gremium aufgreifen und sie anpacken", erklärte Bürgermeister Micha Bächle. Er relativierte jedoch: "Wir können nicht die komplette Satzung überarbeiten. Das würde zu lange dauern." Daher werde man sich des Paragrafen 18 annehmen, der häufig zur Diskussion stehe. "In den vergangenen Jahren war er immer wieder Thema", so der Bürgermeister. Daher gehe es jetzt um einen Auftrag an die Verwaltung, in eine partielle Umgestaltung zu gehen. Man wolle sich dann im Herbst wieder treffen und erneut beraten.

"Die Zeit bietet die Möglichkeit für Architekten, aber auch Bewohner der Altstadt, uns Vorschläge zum Thema zu unterbreiten. Wir wollen auch Präzedenzfälle aufgreifen, damit wir schauen können, wo die Reise hingeht." Ziel sei es dabei mit der Anpassung auch, eine noch attraktivere Bebauung in der Innenstadt hinzubekommen.

"Wir haben in der Stadt ein großes Potenzial an Wohnraum", erläuterte Stadtbaumeister Volker Dengler. Gerade im Dachraum vieler Häuser gebe es die Möglichkeit, mehr zu nutzen, als es bislang der Fall sei: "Das sollte genutzt werden und die Stadt weiter mit Leben füllen." Zu dem Thema gebe es bereits Bauanträge mit Befreiung. Auch just in jener Sitzung gab es auf der Tagesordnung drei Stück mit eben diesem Sachverhalt. "So etwas muss natürlich einen Einfluss haben."

Als positiven Schritt wertete Berthold Geyer von der Gruppe 84 den Vorschlag, die Satzung zumindest partiell zu bearbeiten: "Ich bin erstaunt. Wir haben das schon einige Male vorher diskutiert."

Ähnlich sah das auch FDP-Fraktionssprecher Armin Ewald: "Es ist gut, dass wir uns trotz des hohen Arbeitsaufkommens des Bauamtes mit der Satzung beschäftigen." An dieses Thema müsse man ran. "Wohnraum-Nahverdichtung ist ein Thema, das gefordert wird." Sei die Stadtbildsatzung entsprechend überarbeitet, falle es in Zukunft leichter, mit entsprechenden Bauanträgen umzugehen." Es sei gut, dass etwas gemacht wird, "das ist kein Fehler", so Siegbert Wernet, FDP. "Es gibt noch viele Themen in der Stadtbildsatzung, mit denen man sich auseinandersetzen sollte. Wir dürfen nicht warten, bis Bauherren immer etliche Fragen ans Rathaus stellen müssen."

Auch für CDU-Stadtrat Thomas Held gibt es ein "Riesenpotenzial im Städtle." Er habe schon früher eine entsprechende Entscheidung begrüßt. "Wenn wir in den Dächern bloß Schießscharten als Lichtquelle haben, dann ist das wie in einer Abstellkammer." Etwas kritischer äußerte sich SPD-Fraktionssprecher Clemens Fahl: "Ich sehe das etwas skeptischer. Es muss unser Ziel sein, das Bild der Stadt zu erhalten. Natürlich wollen wir auch modernen Anforderungen entsprechen, so etwas darf aber nicht zu weit gehen." Irgendwann müsse es mit den Anpassungen der Satzung "auch mal gut sein".

Bürgermeister Bächle betonte indes, dass man die Satzung nicht abschaffen wolle. Es gehe lediglich darum, welcher Weg in der Sache jetzt eingeschlagen werde. Zudem müsse man auch später noch im Einzelfall entscheiden, was genau gemacht werde. Eigentlich sei zudem derzeit keine Kapazität für solch ein Vorhaben vorhanden, aufgrund der Wünsche wolle man sich jetzt damit befassen.

Seit 2011 ist die aktuelle Stadtbildsatzung zum Schutz der historischen Altstadt in Kraft. Voraus ging bereits im Jahr 1991 eine Gestaltungssatzung. Ziel ist und war es, das historische Stadt- und Straßenbild im Stadtkern von Bräunlingen zu erhalten. Dieses Ziel steht im Spannungsfeld mit dem Wunsch von Eigentümern und Architekten nach einem zeitgemäßen Bauen und Wohnen.