Der Palmhof möchte erweitern, denn für die Versorgung der Gewerbegebiete Stetten und Niederwiesen müssen die Kapazitäten erhöht werden. Die Pläne sind seit gut einem Jahr bekannt und die rechtlichen Grundlagen werden aktuell geschaffen. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

BauprojektVersorgung der Gewerbegebiete mit Wärme und Strom erfordert Erweiterung

Gut ein Jahr ist es her, da verkündete Bürgermeister Micha Bächle die Lösung für die Klärschlammtrocknung und die Biowärme Bräunlingen.

Bräunlingen (jak). Der Palmhof soll die Aufgabe übernehmen, die Gewerbegebiete Stetten und Niederwiesen mit Wärme und Strom zu versorgen. Das Unternehmen Straub Verpackungen, das in der Nachbarschaft sowieso schon sein Hochregallager baut, übernimmt das Gelände, auf dem die Anlagen zur Klärschlammtrocknung stehen, und hat so mehr Platz zur Verfügung. Und die Stadt ist damit auch gleich zwei Sorgenkinder los. Drei Parteien, die alle mit der Lösung zufrieden sind.

Schon damals war klar, dass der Palmhof diese Aufgabe nur dann stemmen kann, wenn er auch erweitert. Schon damals machten weder die Familie Ewald, noch Bürgermeister Micha Bächle ein Geheimnis daraus, dass an entsprechenden Plänen gearbeitet wird. Philipp Ewald formulierte am 9. Juli 2018, dass ein weiteres Blockheizkraftwerk errichtet werden soll, um nicht nur die 100-prozentige Versorgung der bestehenden Gewerbegebiete sicherzustellen, sondern auch auf die Niederwiesen-Erweiterung vorbereitet zu sein.

Auch dass ein Bebauungsplan aufgestellt und der Flächennutzungsplan geändert werden muss, ist spätestens seit Juli 2018 klar. Das Verfahren läuft auch mittlerweile. Bereits zwei Mal hat sich der Bräunlinger Gemeinderat, der sich mit dem Bauprojekt konkret beschäftigt, in öffentlicher Sitzung damit auseinandergesetzt. Und auch der Gemeindeverwaltungsverband Donaueschingen, in dem Donaueschingen, Bräunlingen und Hüfingen zusammenarbeiten, ist mit der Materie und vor allem der Änderung des Flächennutzungsplans beschäftigt.

Dazu soll nicht nur auf dem bestehenden Betriebsgelände erweitert werden, sondern auch in Richtung Osten, wo Gebäude und Anlagen für die Zucht und Erzeugung von Sonderkulturen, Pflanzen, Gemüse und Algen errichtet werden sollen. Die Erzeugnisse sollen dann zu Biogas verarbeitet werden. Im bisherigen Bereich geht es vor allem um die Errichtung eines weiteren Lagerbehälters für Gärreste und die Erhöhung der Leistung der Gaserzeugung der Biomasseanlage.

Bedenken gibt es reichliche: Vom Wasserschutzgebiet Schächer über die Nitratprobleme des Hüfinger Wassers bis hin zum erhöhten Verkehrsaufkommen. Doch gleichzeitig ist im Fazit des Umweltberichtes zu lesen: "Das Vorhaben leistet durch die Nutzung regenerativer Energie für die Strom- und Wärmeerzeugung einen wichtigen Beitrag zum globalen Klimaschutz und zum Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung im Sinne [...] des Klimaschutzgesetzes Baden-Württemberg sowie [...] des Bundesnaturschutzgesetztes". Die Einhaltung der geltenden Richt- und Grenzwerte für Belästigungen durch Schall und Gerüche sei sichergestellt. Gegen Havarien und Störfälle würde ebenfalls ausreichende Vorsorge getroffen.

Legehennenstall ist vom Tisch

Arnold Niehage, der für die Familie Ewald die Erweiterung plant, versucht derweil, alle Bedenken auszuräumen. Die Anlage werde so gebaut, dass keine Beeinträchtigung für das Grundwasser zu befürchten sei. Die neuen Behälter würden aus einem Arbeits- und einem Auffangbehälter bestehen, und auch die Leitungen würden alle oberirdisch verlegt, so dass man sie jederzeit leicht kontrollieren und auch gegebenfalls leicht reparieren könnte.

Auch eine höhere Belastung durch Emissionen sind laut Planer nicht zu befürchten. Im Gegenteil: Die Emmissionsvorschriften für Biogasmotoren wären erheblich verschärft und auch die erlaubten Luftschadstoffe erheblich reduziert worden. Eine neue Anlage müsse diese Werte natürlich alle erfüllen.

Und auch in Sachen Verkehrsbelastung versucht Arnold Niehagen die Bedenken auszuräumen: "Die Anbauflächen für die Ernte sind sowieso schon vorhanden, und der Fahrzeugverkehr ist so oder so da", erklärt der Planer. Und auch Landwirte würden ihre Felder so oder so düngen – egal ob der Palmhof nun erweitere oder nicht.

Der Legehennenstall, der aufgrund seiner Größe und der Anzahl der Tiere enorm kritisiert worden war, ist mittlerweile vom Tisch und aus den Planungen. Nachdem das Gesamtvorhaben in der jüngsten Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands für reichlich Diskussionen gesorgt hatte, hat Hubert Ewald erklärt, dass dies Projekt aus den Planungen herausgenommen werden könne. Konkret wären die Pläne sowieso nicht gewesen, und es wäre einfach nur eine potenzielle Entwicklungsmöglichkeit gewesen, für die gleich in diesem Genehmigungsverfahren die Grundlagen geschaffen werden sollten.

Über den Offenlegungsbeschluss hat der Gemeindeverwaltungsverband in seiner jüngsten Sitzung abgestimmt. Doch ganz so einfach gestaltete sich das ganze Prozedere dann nicht. Der Donaueschinger Grünen-Stadtrat Christian Kaiser und der Hüfinger SPD-Stadtrat Sigmund Vögtle sprachen sich gegen das Vorhaben aus. Doch was tun, da die Städte Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen doch jeweils nur eine Stimme abgegeben können? Für Hüfingen war die Lösung schnell gefunden: "Ich werde nun einen Toilettengang antreten", verkündete Vögtle und entzog sich so der Abstimmung. Die Donaueschinger Vertreter diskutierten länger, einigten sich aber letztendlich, dass sie nach dem Mehrheitsprinzip abstimmen werden. Und da alle anderen mit Ausnahme von Christian Kaiser mit Ja stimmen wollten, wurde der Offenlegung letztendlich einstimmig zugestimmt.