Im Jahr 2005 übernahm die Brigachschine 44 Prozent der Biowärme: Frank Jarmer (von links), Joachim Ledwig und Jürgen Guse. Archivfoto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Verträge sind ausgelaufen

Die Verträge sind mittlerweile ausgelaufen. Am 31. Dezember wurde der Zweig der Klärschlamm-Trocknung, den der Betrieb Biowärme-Bräunlingen (BWB) davor jahrelang betrieben hatte, endgültig eingestellt.

Bräunlingen (guy). "Wir haben den Zweig geschlossen, die Verträge mit den betreffenden Städten sind ausgelaufen", sagt Sebastian Grytner, Kämmerer der Stadt Bräunlingen und kaufmännischer Geschäftsführer der BWB.

Bereits 2015 hatte man damit aufgehört, die Trocknungsanlage zu benutzen. Damals drängten Betreiber von Biogasanlagen auf den Markt, das Unternehmen war nicht mehr konkurrenzfähig. Dazu kam heftige Kritik von Seiten der Anwohner im Bereich Niederwiesen. Beschwerden über den Geruch der Biowärme wurden laut.

Das Geschäft macht die BWB jetzt über einen Landwirt, der die Wärme über seine Biogasanlage direkt in das Netz der BWB einspeist. "Wir sind natürlich auch auf einen Ausfall vorbereitet. Im Fall einer Havarie können wir auf Holz und Öl zurückgreifen, um die Wärmeversorgung aufrecht zu erhalten", erklärt Grytner.

Trocknung noch nicht endgültig vom Tisch

Die Sache mit der Klärschlamm-Trocknung ist jedoch nicht endgültig vom Tisch. Die BWB hat hier noch mit Altlasten zu kämpfen. Die Anlage zur Klärschlammtrocknung wurde zu großen Teilen fremdfinanziert. Der Kredit läuft noch: "Die BWB hat noch Lasten von der Klärschlammtrocknung. Die Abschreibung des Kredites frisst viel vom Gewinn auf", erklärt der Geschäftsführer. Wie hoch die Summe ist, die aktuell noch abgestottert wird, möchte Grytner nicht sagen.

Die Stadt sei intensiv auf der Suche nach einem Abnehmer für das Gebäude im Niederwiesen. Man befinde sich sogar bereits in Verhandlungen. "Sollte das klappen, dann sieht es aus meiner Sicht gut aus mit dem Fernwärmegeschäft", sagt Grytner. Gerade mit der Erweiterung des Niederwiesen-Gebietes verspreche man sich hier eine positive Entwicklung, besteht doch für Bauherren in diesem Bereich ein Anschluss- und Benutzungszwang über die BWB. "Wenn der Anschluss hier richtig läuft, sieht es gut aus", so Grytner.

Übrige Gesellschafter streichen die Segel

Bisher teilte sich die Stadt Bräunlingen die BWB-GmbH mit anderen Gesellschaftern, die jedoch nach und nach die Segel strichen und ihre Anteile an die Stadt verkauften.

So wird auch das derzeitige Mehrheiten-Verhältnis bald aufgebrochen: Das Unternehmen Nahwärme Brigachschiene mit Sitz in Donaueschingen hält momentan noch 44 Prozent BWB-Anteile, 56 Prozent liegen bei der Stadt. Das soll sich jedoch ändern: "Es ist geplant, dass die Stadt die Anteile der Brigachschiene dieses Jahr noch kauft. Dafür sind im Haushalt 265 000 Euro vorgesehen. Das ist keine Verhandlungsbasis, wir haben das extern bewerten lassen", sagt der Geschäftsführer. Damit wäre die Stadt alleiniger Gesellschafter des Unternehmens. Weitere wolle man dann erst mal nicht mit ins Boot holen. "Es geht hier nicht um das Geld, sondern die Expertise. Es hat keinen Sinn, jetzt eine Minderheitenbeteiligung zu schaffen", so Grytner. Er ergänzt: "Die Stadt hat mit den 100 Prozent immer noch alle Optionen offen. Teile könnten dann auch verkauft werden."

Brigachschiene bleibt für Leistungen zuständig

Mit der Brigachschiene werde man auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit pflegen. Immerhin werde sie auch in Zukunft für einige Dienstleistungen zuständig sein: Die Betreuung und Wartung des Netzes, die Zähler-Auslesung sowie die Neuanschluss-Planung. "Wir sind immer noch gut verbunden", so Grytner.

Das bestätigt auch Joachim Ledwig, Geschäftsführer der Brigachschiene: "Wir gehen nicht im Streit." Offiziell sei das Unternehmen bereits 2017 als Gesellschafter ausgestiegen. "Jetzt warten wir allerdings noch die Abwicklung in den technischen und kaufmännischen Bereichen ab", so Ledwig. Er ergänzt: "Für uns war das interessant, als die Klärschlamm-Trocknung noch in Betrieb war."

Nach deren Wegfall sei die Auslastung für die Brigachschiene auf ein Minimum geschrumpft.

Im April 1998 wurde die Biowärme Bräunlingen (BWB) als bundesweites Vorzeige- und Pilotprojekt mit einen Kostenaufwand von damals 11,5 Millionen Mark in Betrieb genommen. Einer der Auslöser für den Bau der Trocknungsanlage und der Nutzung von regenerativen Energieträgern, waren die damaligen Schwachholz Absatzprobleme der waldreichen Stadt Bräunlingen.

Nicht alltäglich ist auch die Gesellschaftsform als GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung), wobei die Stadt Bräunlingen, neben drei weiteren Mitbesitzern, Mehrheitsgesellschafter war. Der Rückblick auf die ersten Betriebsjahre um die Jahrtausendwende fiel nicht so gut aus, denn es entstanden unterschiedliche Probleme aus dem angelieferten Klärschlamm.

Die Klärschlämme hatten oft einen zu hohen unterschiedlichen Trockengehalt, und auch größere "Brocken" im Schlamm zerstörten Teile der Anlage, etwa das Schneckenfördersystem. Auch die ständigen Temperaturanpassungen und der Wassergehalt der Klärschlämme erforderte zusätzlichen Prüf- und Einstellungsbedarf.

Der nach einigen Jahren vorgenommene Ausstieg der beiden Gesellschafter Saarberg-Fernwärme-GmbH (SFW) und der Saarberg-Oekotechnik GmbH (Sotec), die einen Anteil von je 22 Prozent in ihren Büchern hatten, basierte auf einer neuen Betriebsphilosophie, einer Konzentration auf das Kerngeschäft.

Die BWB, die im Jahre 2000 den Landesumweltpreis erhielt, verheizt Holzabfälle aus Wald und Sägebetrieben. Sie trocknete damit große Mengen von Klärschlamm aus vielen Gemeinden in der Region.

Viele einhemische Firmen im und auch neben dem Bräunlinger Gewerbegebiet Niederwiesen nehmen seit Jahren Wärmelieferungen ab. Der dortige Anschlusszwang an die BWB bei Gewerbebauplatzverkäufen durch neue Firmen steigerte die Abgabe an Nahwärme und erhöhte damit die Einnahmen.

Eine eventuelle Versorgung der Sporthalle und der Schulgebäude scheiterte an den zu hohen Kosten für die Leitungen und den zu hohen Wärmeverlusten.

Ab dem Jahr 2002 schrieb die BWB erstmals "schwarze Zahlen". Mit den Gewinnen wurden die Anlaufverluste bis ins Jahr 2007 reduziert. In den Folgejahren gab es eine neue Konkurrenz durch die Biogasanlagen, denn die entstandene Wärme wurde zur Trocknung der Klärschlämme genutzt (dm).