Das Stadtkirchenmodell steht erst kurze Zeit wieder an seinem Platz im Bräunlinger Gotteshaus und ist nun erneut gewaltsam beschädigt worden. Unbekannte haben das Chassis mit der Bodenplatte abgerissen. Ein Teil der Elektronik schaut heraus. Fotos: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Rabauken: Bodenplatte des Modells von Ernst Holzer vom Tisch abgerissen / Arbeit derzeit nicht in der Kirche

Ernst Holzer ist fassungslos. Erst vor einigen Tagen hat er das mit viel Aufwand von ihm geschaffene Modell der Stadtkirche wieder an seinen Ort gebracht, vorne beim Altar in der Kirche. Jetzt wurde es wieder zerstört.

Bräunlingen (guy). Gewaltsam haben Unbekannte die Bodenplatte des Modells aufgerissen. Im hinteren Bereich ist Holz zersplittert, ein Teil der Elektronik liegt frei. Das Kässchen im vorderen Teil des Holzkästchens, auf dem die kleine Kirche steht ist geplündert, lediglich einige Münzen liegen noch darin. Der kleinere der beiden Kirchtürme, der bei der vergangenen Reparatur komplett ersetzt wurde, hat ebenfalls was abbekommen.

"Der Schaden ist dieses Mal viel größer, das ganze Chassis ist abgerissen", sagt Holzer. Er sei beim Einkaufen von einer Frau darauf angesprochen worden. Er möge doch mal in die Stadtkirche gehen, am Modell sei wieder etwas passiert. "Ich meinte, ich muss mich erst mal hinsetzen", so der 84-Jährige über den Moment, als er erstmals die neuen Zerstörungen zu sehen bekommen hat.

Seine Geduld ist erschöpft, er will das Modell gemeinsam mit seinem Sohn wieder aus der Kirche abholen: "Ich weiß nicht, wie es jetzt weiter geht und ob ich es wieder in die Kirche bringe. Da muss vorher etwas geschehen", sagt Holzer. Er möchte seine Arbeit nicht einfach wieder nach der Reparatur dorthin stellen und dann zusehen, wie sie wieder kaputt gemacht werde.

Auch Lothar Rosenstiel vom Pfarrgemeinderats-Vorstandsteam der Seelsorgeneinheit Auf der Baar ist von der Nachricht geschockt: "Da muss man reagieren", sagt er auf Anfrage. Eine Anzeige gegen Unbekannt schließt er dabei nicht aus. Der Pfarrgemeinderat war bereits damit beschäftigt, eine Lösung für das Problem zu suchen. Das gestaltet sich allerdings nicht ganz einfach. Eine Glaskuppel über dem Modell wäre etwa nicht im Sinne des Schöpfers. Die Schönheit und der Detailreichtum des Kunstwerkes könnten so sicher auch nicht zur Geltung kommen.

Holzer hatte zwar auch schon früher immer wieder kleine Reparaturen vorgenommen, sich allerdings erstmals im September dazu entschieden, das Modell mit nach Hause zu nehmen – zu gravierend die damaligen Schäden. Der kleinere Kirchturm war komplett abgerissen und verschwunden, jemand hatte zudem damals schon mit Gewalt versucht, an die Kasse zu gelangen. Rechtzeitig vor der Kilbig war es dem 84-Jährigen gelungen, seine aufwendige Instandsetzung abzuschließen und die kleine Kirche wieder zurückzubringen. Die Kleinteile der Miniatur-Stadtkirche sind so detailliert gearbeitet, dass rund 30 bis 40 Stunden Aufwand notwendig sind, um sie wieder in Ordnung zu bringen. Damit verbunden auch die Hoffnung, dass jetzt nichts mehr passieren würde. Sie wurde enttäuscht.