Soziales: Bräunlinger Ministranten sammeln Verschlüsse / Impfdosen gegen Kinderlähmung werden finanziert
Die Zähringerstadt kann auf ihre Ministranten stolz sein. Kaum eine andere Stadt in der Größe Bräunlingens kann auf die stattliche Anzahl von rund 120 Ministranten blicken.
Bräunlingen (guy). Zudem noch solche, die sehr aktiv sind und sich nicht nur in der Glaubensgemeinde einbringen. Beweis dafür ist ein grüner Holzkasten samt Banner, der sich momentan neben der Stadtkirche befindet.
Gebaut hat ihn Philipp Schaupp. Der 21-Jährige ist Oberministrant und freut sich über einen äußerst positiven Start einer wohltätigen Aktion, an der sich die Bräunlinger Ministranten beteiligen. Worum geht es dabei? Der grüne Kasten neben der Kirche ist ein Sammelbehälter, und zwar für Kunststoffdeckel von Getränkeflaschen und -kartons. "Es geht darum, 72 Impfungen gegen Kinderlähmung finanzieren zu können", erklärt Philipp Schaupp. Pro 500 eingesammelte Deckel können zwei Impfungen finanziert werden. Das heißt, die Ministranten suchen ganz viele Deckel von Plastikflaschen – und rufen die Bräunlinger dazu auf, mitzuhelfen. "72 Impfungen, das müssten dann 36 000 Deckel sein. Wir sind zuversichtlich, dass wir das hinbekommen."
72-Stunden-Aktion ist ebenfalls Ehrensache für die Messdiener
Wenn nur jeder Einwohner der Kernstadt einen Deckel spende, sei man schon bei rund 4000. "Allerdings verbraucht doch jeder mehrere Flaschen", sagt Schaupp.
Und das Flaschenpfand ist auch nicht gefährdet, der Deckel ist nicht notwendig, um es zu bekommen. Kurz nach Aufstellen des Sammelbehälters habe man bereits 400 Teile entnehmen können.
Das Ganze läuft bis in den Mai hinein. Dann startet die 72-Stunden-Aktion des Dekants Schwarzwald-Baar, an der die Bräunlinger Ministranten auch teilnehmen werden. Sie läuft vom 23. bis 29. Mai. Dort werden sie allerdings ein eigenes Projekt bewältigen. Die Deckelaktion läuft nur vorab, ist also nicht die eigentliche Aufgabe, die in den 72 Stunden zu stemmen ist.
Welche das genau sein wird, das werden die Ministranten erst noch erfahren. "Es gibt zwei Varianten, do it (tu es) und get it (bekomm es). Wir haben uns dazu entschieden, gemeinsam mit der Stadt und dem Jugendbüro selbst festzulegen, welches Projekt wir angehen wollen", sagt Schaupp. Was genau dann in Bräunlingen gemacht werden soll, will er allerdings noch nicht verraten. Das entscheide sich in den kommenden zwei Wochen. "Das ist auch für den Rest der Gruppe interessanter, wenn sie ins kalte Wasser geworfen werden. Da ist das Engagement dann irgendwie größer", so der Oberministrant. 2013 war er selbst auch schon bei der 72-Stunden-Aktion mit dabei. Damals habe man dem städtischen Kindergarten einen Schopf gebaut und das Außengelände aufgehübscht. Bei über 30 Grad Celsius, morgens bis abends.
Die Aktion an sich wird von der Leiterrunde der Ministranten gestemmt, außerdem sind externe Helfer mit dabei. Für die kleineren Kinder sei das Ganze noch nicht so wirklich geeignet, hat es doch viel mit schwerer körperlicher Arbeit zu tun. Insgesamt unterstützen rund 50 Personen. Weitere interessierte Helfer seien allerdings dennoch gerne gesehen.
Mit der Aktion verbunden sind immer eine Menge Organisation und viel, viel Arbeit. Wie kommt es also, dass sich die Ministranten erneut dafür angemeldet haben? "Wir haben regelmäßigen Kontakt zur Jugendreferentin Anna Ketterer in Villingen. Über sie habe ich mitbekommen, dass die Aktion wieder starten soll. Kurz vor Anmeldeschluss habe ich in die Leiterrunde gefragt und relativ schnell war klar, dass jeder von uns auch mit dabei ist", erklärt Schaupp. Er selbst hat an die vergangene Aktion zudem sehr positive Erinnerungen: "Es gab einen äußerst guten Zusammenhalt in der Gruppe. Bei schwierigen Situationen haben wir uns gegenseitig unterstützt." Er ergänzt: "Wir waren die drei Tage über im Prinzip immer zusammen, bei Tag und Nacht. Das hat eine ganz eigene Gruppendynamik erzeugt." Die sollen auch jene nun kennenlernen, die zum ersten Mal mit dabei sind.
Für die Sammlung der Deckel ist zu beachten: Nur Kunststoffdeckel von Getränkeflaschen und -kartons mit einem maximalen Durchmesser von vier Zentimetern einwerfen. Hintergrund ist, dass die Maschinen für die Granulierung ein passendes Mahlwerk benötigen und bei erhöhten Größenunterschieden das Material nicht mehr verarbeiten können.