Interview: Beatrice Zirlewagen spricht über ihre Funktion als Schaltstelle zwischen Baar und Freiburger Theater
Bräunlingen. Schon seit 20 Jahren betreut Beatrice Zirlewagen als Vertrauensfrau die Theatergemeinschaft Bräunlingen für das Freiburger Theater. In einem Gespräch blickt sie auf diese zwei Jahrzehnte der Theaterfahrten zurück.
Frau Zirlewagen, Wie wurden Sie zur Leiterin der Besuchergemeinschaft Freiburg für Bräunlingen und darüber hinaus?
Ich liebe Theater in allen Facetten: Oper, Operette, Musical und Schauspiel – und das, seit ich ein junges Mädchen war. Deshalb übernahm ich 1999 die Aufgabe der Organisation als Vertrauensfrau der Bräunlinger Besuchergemeinschaft auch gerne von meiner Mutter Helene Hofacker, die dies mehr als ein Vierteljahrhundert geleistet hatte. Auch nach 20 Jahren macht es mir noch Spaß, und ich hoffe, noch ein paar weitere Jahre Fahrten organisieren zu können, bis vielleicht eine jüngere Theaterbegeisterte oder ein jüngerer Theaterbegeisterter dies übernehmen möchte. Derzeit kommen die meisten Mitglieder aus dem Städtedreieck, doch auch einige Theaterfreunde darüber hinaus sind mit dabei.
Welche Aufgaben stehen im Mittelpunkt?
Als Vertrauensfrau des Freiburger Theaters bin ich Schaltstelle zwischen dem Theater und Kulturfreunden aus der Zähringerstadt und den Nachbarkommunen. Dort gibt es zwar ebenfalls Besuchergemeinschaften, doch unsere Gruppe sieht gerne abendliche Theaterbesuche, die immer etwas festlicher sind. Mein Aufgabenbereich ist weit gespannt: Es fängt jedes Jahr im Juli mit der Bekanntgabe des Programms und bei der Werbung für die Theaterfahrten an. Hinzu kommen noch die Bestellung und die Verteilung des Kartenkontingents, Verhandlungen mit den Busunternehmern, und es hört bei der finanziellen Abwicklung der Theaterfahrten noch lange nicht auf.
Wie läuft die Organisation der Theaterbesuche in Freiburg?
Jeder Teilnehmer übernimmt die jeweils sechs Veranstaltungen unterschiedlicher Art im Jahresprogramm. Ich organisiere dann den Bus für die gemeinsame Fahrt nach Freiburg. Die Buskosten werden auf die Mitfahrer umgelegt. Die Karten sind übertragbar, und es können sogar, wenn möglich, Gastkarten durch mich besorgt werden. Vor jeder Theaterfahrt informiere ich mich über die Aufführung, sodass ich während der Busfahrt den Teilnehmern Erläuterungen zu Inhalt und Hintergrund geben kann.
Was gehört alles dazu, die Gruppe zu betreuen?
Wichtig bei einer Theatergemeinschaft ist die persönliche Betreuung der Mitglieder, die ich ansprechen muss. Das ist ganz wichtig. Es gibt auch eine Liste mit Springern, die meist die Karten der Verhinderten übernehmen. Die sechs Vorstellungen kosten 118 Euro. Die Plätze im Theater sind unterschiedlich je nach Veranstaltung und Besuchergruppe eingeteilt. Die Bräunlinger Gruppe sitzt immer beisammen.
Wann startet Ihre Saisonvorbereitung?
Meine Arbeit beginnt im Juli, wenn ich die ersten Werbematerialien bekomme und an alle ein Rundschreiben verschicke und endet fast zwölf Monate später mit der Abschlussfahrt. Ich muss leicht erreichbar sein für Rückfragen oder Infos. Die Karten bestelle ich für die Mitglieder. Ich erhalte sie dann meist im September. Einige Personen sind schon über 15 Jahre mit dabei. Viele finden es gut, in den Bus zu steigen und dann gemütlich und bequem zum Theater nach Freiburg zu fahren – auch bei ungünstigem Wetter im Winter. Immer am Sonntag um 18 Uhr ist Beginn der Veranstaltungen.
Wie hoch ist das Interesse an den Theaterfahrten?
Die Teilnehmerzahlen liegen bei den Angeboten der letzten Jahre meist bei 30 Teilnehmern. Eine Meldezahl, die ein konstantes Niveau aufweist und mit der ich sehr zufrieden bin. In der kommenden Saison 2019/2020 hat das Theater wieder ein interessantes Angebot mit vier Opern und zwei Schauspielen im Programm. Die Mitgliedschaft in der Besuchergemeinschaft ist kostenfrei. Ich mache diese Arbeit der Betreuung auf ehrenamtlicher Basis.
Haben sich die Geschmäcker mit den Jahren verändert?
Es hat sich schon sehr verändert, und vieles ist moderner geworden. Nicht nur die Vorstellungen selber, sondern auch bezüglich der Aufmachung. Die Bühne ist immer öfters kahl, sehr modern gestaltet, und auch mit der neuen Drehbühne sind etliche neue Effekte möglich, was ohne Zweifel die Darbietungen bereichert. Auch die Kostüme, die oft noch Originalkostüme waren, sind heutzutage viel moderner.
Wie gewinnen Sie neue Mitglieder?
Viele Interessierte lesen die Ankündigungen in der Zeitung oder kommen auf mich zu und bekunden ihr Interesse. Die Gesellschaftsschichten der Mitglieder sind sehr breit gefächert. Die Altersgruppe reicht von den 40-Jährigen bis ins hohe Rentenalter. Ich habe zwar schon einiges probiert, auch jüngere Leute für die Theatergemeinschaft zu interessieren, jedoch mit nur geringem Erfolg. Die Jüngern haben oft andere Interessen als Oper oder Operette. Doch auch bei den anderen Theatergemeinschaften in der Region ist das eine Problemstellung.
Ist die Theatergemeinschaft denn etwas für Familien, Jugendliche und Kinder?
Natürlich wäre die Theatergemeinschaft auch etwas für Familien. Schon als junges Mädchen habe ich mich dafür interessiert und zusammen mit meiner Mutter Helene die angebotenen Veranstaltungen besucht. Klar könnten ganze Familien mit Jugendlichen mitgehen, doch bei Kindern ist es etwas schwierig. Man sieht selten Kinder mit dabei. Für die jüngere Altersgruppe gibt es extra Kindervorstellungen für ihren Geschmack.
Die Fragen stellte Dagobert Maier.
Beatrice Zirlewagen ist verheiratet, hat zwei Söhne und ist in Bräunlingen aufgewachsen. Beruflich hat sie als Auslandssekretärin bei einer Firma in Villingen gearbeitet. Von 1989 bis 2004 saß Beatrice Zirlewagen für die Gruppe 84 am Ratstisch. Zu ihren Hobbys gehören Sprachen und Reisen. Sie schaut sich auch gerne einen guten, neuen Film an, geht mit Nordic-Walking-Stöcken ins Gelände, wandert und schwimmt gerne und fährt auch ab und zu mit dem Fahrrad.