Für rund sieben Millionen Euro ist die Bräunlinger Stadthalle saniert worden. Nun sollen die Einnahmen gesteigert werden, um die Kosten wieder rein zu holen. Foto: Wursthorn

Bislang dürfen nur Bräunlinger in der Stadhalle heiraten. Klausel soll etwas gelockert werden.

Bräunlingen - Bevor die Bräunlinger Stadthalle nach ihrer Sanierung wieder eröffnet wurde, hatten sich Stadträte und Verwaltung Gedanken gemacht: Wie soll die Halle genutzt werden? Was ist erlaubt? Worauf wird verzichtet? Ein Passus der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) regelt die Hochzeiten.

"Die Stadthalle Bräunlingen wird für Hochzeiten nur an Bräunlinger Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise an Auswärtige, von denen mindestens ein Elternteil mit Erstwohnsitz in Bräunlingen gemeldet ist, vermietet", ist in den AGB zu lesen. Die Idee damals: So könnte den Einwohnern die Chance offen gehalten werden, die Stadthalle zu mieten – trotz der hohen Nachfrage von Auswärtigen.

Bräunlinger Haushalt fehlt nun Geld

Nun hat sich die Situation geändert. Auf der einen Seite haben die Stadträte im Haushalts-Workshop im Juli dem Amt für Tourismus, Kultur und Sport einen Auftrag erteilt: Es solle geprüft werden, wie die Einnahmen der Stadthalle gesteigert werden können. Schließlich wurde viel Geld ausgegeben, um aus der alten Stadthalle ein Schmuckstück zu machen. Geld, das dem Bräunlinger Haushalt nun fehlt und die Lage der Stadt nicht einfacher macht, denn noch immer müssen Schulden abbezahlt werden, die für die Sanierung der Stadthalle gemacht wurden.

Auf der anderen Seite müssten regelmäßig Anfragen abgewiesen werden, nachdem sich herausgestellt habe, dass weder das Hochzeitspaar, noch dessen Eltern in Bräunlingen wohnen. Diesen potenziellen Kunden könne noch nicht einmal ein Angebot unterbreitet werden. Und dann gibt es noch diejenigen, die den Passus in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen umgehen wollen. "Es gibt Kunden, die behaupten, dass ihre Eltern in Bräunlingen leben. Tatsächlich stellt sich in Einzelfällen heraus, dass es sich statt um die Eltern um den Onkel oder die Tante handelt", sagt Anna Welke, Leiterin des Amtes für Tourismus, Kultur und Sport. Schließlich könne man nicht bei jeder Anfrage den Stammbaum des Hochzeitspaares prüfen. Nur unter größtem Aufwand könne man mit dem Einwohnermeldeamt mit Vorlage der Geburtsurkunde die genauen Verwandtschaftsverhältnisse klären. "Das verlangsamt den Angebotsprozess enorm und die Gefahr, dass die Kunden in eine andere Halle abwandern, erhöht sich", erklärt Welke.

Jährlich zehn Absagen

Ein Blick auf die Zahlen schärft dieses Bild. Pro Jahr müssten rund zehn Hochzeiten abgelehnt werden, weil sie die Klausel nicht erfüllen. So erteilt das Tourismusamt oft mehr Absagen, als dass es die Halle vermieten kann. Denn im Jahr 2018 fanden nur zehn Hochzeiten statt, 2017 waren es neun. 2016 und 2019 waren es lediglich sechs Hochzeiten, die tatsächlich stattfinden konnten.

"Wir müssen einen Kompromiss finden. Wir schulden es dem Steuerzahler, dass wir die Investitionen wieder reinbringen", sagt CDU-Stadtrat Michael Hall. Aber neben der Tatsache, dass mehr Einnahmen generiert werden müssten, dürfte auch der Schutz der Anwohner nicht aus den Augen verloren werden. "Vielleicht können wir eine Deckelung einführen?", fragt Hall. Ein Vorschlag, der von anderen Stadträten aufgenommen wird. FDP-Stadtrat Siegbert Wernet schlägt eine Deckelung von 15 Hochzeiten pro Jahr im großen Saal vor, im kleinen Saal könnte Bürgermeister Bächle das nach seinem Ermessen entscheiden. "Wir müssen nicht um jeden Preis Mehreinnahmen generieren", so Wernet.

Anwohnerschutz wichtig

Es geht den Stadträten darum, die Anwohner zu schützen: "Man darf die die Belastung im Städtle in der Hochphase der Hochzeiten nicht unterschätzen", sagt CDU-Fraktionssprecher Michael Gut. Man müsse die Belastung der Kernstadtbürger reduzieren, es könne im Sommer nicht jedesWochenende eine große Hochzeit stattfinden. Gut fordert Augenmaß bei der Deckelung. "Und wenn dann eben noch jemand kommt, dem man die Hochzeit ermöglichen möchte, könnten Micha Bächle oder Anna Welke die Hochzeit ja auch noch autorisieren."

Auf der anderen Seite ist es den Stadträten wichtig, dass ihre Bürger auf jeden Fall zum Zuge kommen, wenn sie den schönsten Tag im Leben in der Stadthalle feiern wollen: "Wir haben diese Regelung damals nicht aus Spaß eingeführt", sagt SPD-Fraktionssprecher Clemens Fahl. Wenn ein Bräunlinger Paar in die Stadthalle will, dann müsse es auch klappen. Klar könne man nicht erst vier Wochen vorher fragen. Aber ob man den Bräunlingern vielleicht ein Vorgriffsrecht gewähren könne? Ein Vorschlag, der laut Welke nicht so leicht umzusetzen ist. "Es geht immer darum, wer wann nachfragt." Man könne auswärtige Paare nicht ewig auf eine Zusage warten lassen, falls doch noch ein Bräunlinger Paar anfragt. Dann würden sich die Auswärtigen schnell für einen anderen Veranstaltungsort entscheiden, schließlich buche man diesen mittlerweile ein Jahr vor dem eigentlichen Datum. Wenn dann niemand aus Bräunlingen komme, stehe man ganz ohne eine Veranstaltung da.

"Es ist immer schwierig, jemanden zu diskriminieren", sagt SPD-Stadtrat Peter Ebnet. Er hat allerdings weniger ein Problem damit, wem man die Hochzeit erlaubt, sondern mit dem finanziellen. Denn bei den Netto-Mieteinnahmen, die der Stadt bleiben, ist ein deutlicher Unterschied zu sehen. Knapp 1000 Euro sind es für den großen und 525 für den kleinen Saal, wenn ein Bräunlinger ihn mietet. Bei Auswärtigen sind es 2000 Euro für den großen und 900 Euro für den kleinen Saal. Das sind nur die Einnahmen für die Stadt. Für die Mieter kommen noch Kosten wie Reinigung, Personal, Technik und eine Security dazu.

Der entsprechende Passus wird gestrichen. Für alles andere werden Bürgermeister Micha Bächle und sein Team eine "pragmatische Lösung" suchen.

Security

Der Schutz der Anwohner ist der Verwaltung und den Stadträten ein wichtiges Anliegen. "Im vergangenen Jahr hatten wir keine großen Beschwerden", sagt Anna Welke, Leiterin des Amtes für Tourismus, Kultur und Sport. Bei großen Hochzeiten werde auch mit einer Security zusammengearbeitet. Die Security-Mitarbeiter hätten die Aufgabe, darauf zu achten, dass nach 22 Uhr keine Menschenansammlungen im Außenbereich der Stadthalle stattfinden und dass Kinder nicht auf dem Spielplatz der Schule toben. CDU-Stadtrat Thomas Held regte an, dass die Security auch einen Blick darauf hat, dass Feuerwehrzufahrten nicht zugeparkt werden.