250 Meter Zaun musste Ralf Scholl aufstellen, um weiteren Schaden durch einen am Kirnbergsee lebenden Schwarm Graugänse zu verhindern. Foto: Rademacher

Population am Kirnbergsee merklich gestiegen. Schäden für Weizenanbau und Viehzucht.

Bräunlingen-Unterbränd - Eigentlich war der Weizen reif gewesen und Ralf Scholl wollte den Mähdrescher bestellen.

Doch nach der Hitzeperiode machten ihm einige Tage Regen einen Strich durch die Rechnung. So hieß es regelmäßig kontrollieren, ob das Feld wieder trocken ist.

500 Quadratmeter Ernteweizen wurden abgefressen

Doch vor einigen Tagen traute Ralf Scholl seinen Augen kaum: Auf dem unteren Teil des oberhalb vom Kirnbergsee gelegenen Feldes waren auf einer Breite von zwei Metern die Halme umgeknickt, und auch an den auf diesem Randstreifen noch stehenden Halmen war alles abgefressen. Eine Windhose konnte es also nicht gewesen sein.

Weiterer Schaden enstand durch Wildschweine

Bei der nächsten Kontrolle ertappte er die Übeltäter. Ein ganzer Schwarm Graugänse, der schon länger am Kirnbergsee lebt, ließ sich seinen Weizen schmecken.

Doch was hilft da? Eventuell ein Zaun? Einen Versuch war es wert, also stellte Scholl am unteren Rand des Feldes über 250 Meter mobilen Zaun auf – und siehe da, die Gänse wagten sich nicht über diese Barriere, obwohl diese nicht einmal unter Strom gesetzt worden war. Und auch von der Südseite, die an die Straße nach Waldhausen grenzt, trauten sich die Gänse nicht auf das Feld. Doch die Ernte von 500 Quadratmetern Feld war schon abgefressen. "Dafür bekomme ich keine Entschädigung", ärgert sich Ralf Scholl.

Dies steht im Gegensatz zu einem anderen Feld in Weiler, auf dem vor einigen Tagen eine andere böse Überraschung auf den Landwirt wartete. Von außen sah man nichts. Erst vom Mähdrescher aus war dann zu erkennen, dass sich dort Wildschweine breit gemacht hatten.

Über die Wildgänse ärgere sich Scholl nicht zum ersten Mal: "Das geht schon im Herbst los, wenn ich gesät habe und die Sämlinge heraus kommen", sagt der Landwirt.

Hilfe durch den Hegering angedacht

Ganz hilfreich sei es in der Vergangenheit gewesen, wenn eine oder zwei Gänse geschossen wurden, dann sei vier Wochen Ruhe eingekehrt, erklärt er. Vor der Ernte wäre das auch gut. Doch in dieser Zeit stehen die Gänse unter Schutz. Bejagt werden dürfen sie nur vom 1. September bis zum 15. Januar.

Überhaupt seien die Graugänse ein Ärgernis, sagt Ralf Scholl und zeigt auf einen Weg Richtung See, auf dem jede Menge Gänsekot zu erkennen ist. Auch für den See und den Badestrand sei die Zahl von geschätzt 250 bis 300 Gänsen zu groß.

Weiterhin, so führt der Landwirt aus, sei Gänsekot auf den Wiesen nicht gesund für die Kühe. "30 bis 50 Gänse können wir verkraften, alles darüber ist zu viel, dazu sind die Flächen zu klein", meint der Landwirt daraufhin – man brauche ein gesundes Mittelmaß ist seine abschließende Folgerung.

Die Graugans gehört zur Gattung der Feldgänse. Sie ist nach der Kanadagans die zweithäufigste in Europa vorkommende Art und ist der wilde Vorfahre unserer Hausgänse. In unserer Region halten sich die Gänse im Winter überwiegend beim Riedsee und an der Donau bis nach Gutmadingen auf. Erst mit steigender Anzahl von Badegästen dort fliehen sie ab Juni zunehmend an den Kirnbergsee, wo die Graugänse dann bleiben, bis der See zugefroren ist und dort keine Nahrung mehr zu finden ist. So hält sich in manchen Jahren annähernd die ganze Population des Schwarzwald-Baar-Kreises am Kirnbergsee auf.