Das Neubaugebiet Bregenberg hat 2019 für Kosten gesorgt, aber noch keine Einnahmen eingebracht. Foto: Sigwart Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: 2019 lief finanziell wesentlich besser als geplant / Im November ist die Party vorbei

Es ist selten, dass Sebastian Grytner gute Nachrichten präsentieren kann. Meist musste der Bräunlinger Kämmerer in den vergangenen Monaten finanzielle Hiobsbotschaften verkünden. Doch so zwei, drei Minuten Feierlaune sind schon drin, bevor es in die Haushaltsberatungen geht.

Bräunlingen (jak). Das Jahr 2019 lief besser als erwartet. Wenn es um die Gewerbesteuer geht, fasst es Grytner mit einem Wort zusammen: "Wahnsinn." 7,8 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr – ein absoluter Rekord. Und auch sonst kann er mehr Einnahmen und weniger Ausgaben verkünden. Bei den Erträgen sind es 19,3 Millionen Euro, anstatt der geplant 18,3 Millionen Euro. Weniger Personalkosten, weil einige Stellen nicht besetzt waren, und weniger Sach- und Dienstleistungen waren es auch. "Das hängt meiner Meinung nach aber kausal zusammen. Es waren einfach nicht die Leute da, um die Aufgaben abzuarbeiten."

Und anstatt des geplanten 825 000 Euro Zahlungsmittelüberschusses waren es dann 2,5 Millionen Euro, die die Stadt erwirtschaftet hat, um sie investieren zu können.

Nicht ganz so gut lief es allerdings bei den Einzahlungen, die bei der Stadt Bräunlingen aus Grundstücksverkäufen stammen. 2,2 Millionen Euro waren geplant. "Wir haben nicht ganz eine Million erreicht. Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben", sagt Grytner. Im Gewerbegebiet Niederweisen waren es 250 000 Euro, anstatt der geplanten 700 000 Euro. Und die halbe Million Euro für den Bregenberg blieb komplett aus, weil man 2019 noch nicht so weit war, Grundstücke verkaufen zu können.

Das persönliche Fazit des Kämmerers für das vergangene Jahr fällt also durchweg positiv aus: "Das Jahr 2019 war ein voller Erfolg", sagt Sebastian Grytner. Das Gesamtergebnis von 4,4 Millionen Euro, der Zahlungsmittelüberschusss, und auch die Eigenkapitalquote von 75 Prozent wären richtig gut. "Wenn wir die gute Laune behalten sollen, dann muss ich hier aufhören", sagt der Kämmerer. Denn es gibt ein aber: Auch wenn 2019 ein Erfolgsjahr aus finanzieller Sicht war, 2020 und 2021 werden wohl ganz anders und der Ausblick des Kämmerers fällt alles andere als rosig aus.

"Die Ertragsausfälle werden richtig groß und wir werden 2020 nicht die Rekorde von 2019 knacken", prognostiziert Grytner. Darauf müssten sich Verwaltung und Stadträte einstellen und man könne sich nicht auf 2019 ausruhen. Beispielsweise im Bereich Gewerbesteuer. "Wir brauchen sechs Millionen Euro, um das zu halten, was wir haben", sagt Grytner. Und während 2019 mit 7,8 Millionen Euro ein Rekordjahr war, sind aktuell noch nicht einmal sechs Millionen Euro in Sicht.

"Der letzte Punkt ist der, dem wir uns jetzt stellen müssen", sagt Bürgermeister Micha Bächle. Beim Ergebnishaushalt sei man mit einem Minus von 100 000 Euro gestartet und sei jetzt bei einem Plus von 1,1 Millionen Euro angekommen. "Wir hatten super Einnahmen, aber haben nicht alles ausgegeben, sonst hätten wir jetzt keinen Überschuss und das hilft uns für die schwierigen Jahre 2020 und 2010."

Nachdem schon Grundsteuer A und B und die Hundesteuer erhöht werden musste, sorgt CDU-Stadtrat Rolf Schütz sich, dass der Bürger das gute Ergebnis von 2019 falsch verstehen könnte. Schließlich erhöhe kein Stadtrat die Gebühren gern, aber es sei absolut notwendig gewesen. "Wir konnten diese positiven Zahlen nur erreichen, weil die Gewerbesteuer uns viel Geld reingespült hat. Es war ein Ausnahmejahr und man kann mit so etwas nicht rechnen", sagt Schütz. "Wir schwimmen nicht im Geld." Hätte es den Gewerbesteuer-Rekord nicht gegeben und wären alle Investitionen umgesetzt worden, sähe es jetzt ganz anders aus.

Und wer sich jetzt über die hohe Gewerbesteuer freue, müsse gleich an 2021 denken. "Das holt uns nächstes Jahr ein und dann werden wir lange Gesichter machen. Ich sehe für 2021 schwarz." Denn für das gute Jahr 2019 wird Bräunlingen 2021 eine höhere Kreisumlage zahlen müssen – und das in einem Jahr, wo voraussichtlich die Einnahmen sehr gering ausfallen werden. Eine Aussage, der Sebastian Grytner nur beipflichten kann. "Für dieses gute Ergebnis werden wir sehr viel Geld wieder an den Landkreis geben müssen." "Ende November werden wir den Haushalt einbringen und spätestens dann ist die Party vorbei."

Auch ein bisschen Schulden konnten zusätzlich 2019 abgebaut werden. Von sieben Millionen wurden im vergangenen Jahr 400 000 Euro zurückgezahlt, sodass die langfristigen Verbindlichkeiten nun bei 6,6 Millionen Euro liegen.