Als Diplomaten-Praktikantin in Südamerika: Franziska Wehinger mit Mitpraktikant Patrick Thiele (links) und Volker Niklahs, Referent für Landwirtschaft in der Deutschen Botschaft in Brasilia. Die Döggingerin schnupperte zehn Wochen Botschaftsluft. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Schönes Praktikum, schwerer Beruf: Was Franziska Wehinger in der Deutschen Botschaft in Brasilien erlebt

Von Steffen Maier

Bräunlingen-Döggingen/Brasilia. Sie ist jung, stammt aus Döggingen – und kommt ganz schön in der Welt herum. Aktuell ist Franziska Wehinger in Brasilien, absolviert dort ein Praktikum in der Deutschen Botschaft. Dort ist die 23-Jährige ganz nah dran am Diplomatenleben.

Brasilien: Da war sie schon einmal. 2008 tat Franziska Wehinger, Tochter von Ursula und Hans-Peter Wehinger, dem Dögginger Ortsvorsteher, Freiwilligendienst in dem südamerikanischen Land. Das war, bevor sie ihr Politikwissenschaft-Studium in Heidelberg anging.

Und anstatt die Semesterferien als freie Zeit zu genießen, absolviert sie seitdem regelmäßig Praktika: angefangen im baden-württembergischen Landtag bei der Grünen-Fraktion (damals noch Opposition), dann in Burundi, ein Jahr war sie auch in Frankreich, hat dort ein Zwischendiplom gemacht. Doch das, was sie jetzt in Brasilien macht, was sie in der dortigen Deutschen Botschaft erlebt, das kommt ihrem Interessenschwerpunkt am nächsten, wie die 23-Jährige unserer Zeitung sagt.

Die Brasilianer sind ein sehr fröhliches Volk

Klar, da gibt’s die schönen Seiten, an die jeder denkt: Die Brasilianer hat sie als sehr fröhliches Volk kennengelernt, das Essen ist auch lecker, es gibt ein großes Kulturangebot. Aber deswegen ist Franziska Wehinger ja nicht dorthin gegangen: Die Arbeit der Botschaft ist für die Politik-Studentin noch viel interessanter.

Hautnah miterlebt hat sie beispielsweise die Verhandlungen zwischen Brasilien und Deutschland zum Konflikt in Syrien. Als beeindruckend empfand sie, wie stark das Gewicht Brasiliens in internationalen Verhandlungen mittlerweile ist – und dass die etablierten Schwergewichte der internationalen Politik dies nur schwer akzeptieren könnten.

Als Praktikantin hat Franziska Wehinger praktisch alle Abteilungen der Deutschen Botschaft in Brasilia durchlaufen. Für den Militärattachéstab verfasste sie Berichte, beispielsweise über das neue Grenzschutzprogramm der brasilianischen Regierung. Sie nahm an den Verhandlungen des Politischen Referats teil, verfasste anschließend einen sogenannten Drahtbericht ans Auswärtige Amt in Berlin. Sie nahm teil am Vorbereitungstreffen für den internationalen Umweltgipfel "Rio +20", der 2012 in Rio de Janeiro stattfindet. Und natürlich war Franziska Wehinger bei Empfängen dabei, hat viele Hände geschüttelt, war höflich und freundlich, ganz so, wie es der Diplomaten-Beruf eben erfordert.

Ob sie sich vorstellen könnte, einmal als Diplomatin im Auswärtigen Dienst zu arbeiten, darauf gibt Franziska Wehinger eine sehr diplomatische Antwort. Das Berufsfeld sei äußerst spannend, durch das Generalisten-Prinzip habe man es mit ständig wechselnden Aufgaben in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Recht und Gesellschaft zu tun. Allerdings wechseln nicht nur die Aufgabenbereiche, sondern ebenso oft auch die Arbeitsorte. Man ist als Botschafts-Mitarbeiter zwar immer auf deutschem Boden, aber doch selten daheim. "Obwohl ich sehr gerne im Ausland bin finde ich die Vorstellung schwer, im Dreijahresrythmus Land und Freunde zu wechseln", sagt Franziska Wehinger.

Ein Wechsel steht für Franziska Wehinger derweil demnächst auch wieder bevor. Nach zehn Wochen ist ihr Praktikum in Brasilien am 19. September zu Ende. Dann steht ihre Bachelor-Abschlussarbeit an – Thema ist das aktuelle Geschehen in Syrien und Ägypten. Anschließend will sie weiterstudieren, sich auf Internationales Konfliktmanagment spezialisieren. Das heißt: Das nächste Praktikum in der weiten Welt, es wartet schon.