Anne Rosel Schwarz, Präsidentin der Schwarzwälder Narrenvereinigung, Werner Mezger, Stefanie Nobs von der Unterbränder Köhlerzunft und Vizepräsident Karlhein Bähr freuen sich über einen gelungenen Vortragsabend in der Brändbachhalle. Foto: Rademacher Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Volkskundler Werner Mezger stellt internationale närrische Besonderheiten vor

Fastnachtsprofessor Werner Mezger zeigt in Unterbränd wieder einmal launig auf, dass ohne Narretei die Welt um vieles ärmer wäre.

Bräunlingen-Unterbränd. "Was passiert an der Fastnacht in England? " Mit dieser spannenden Frage schickte Werner Mezger die Zuhörer seines Vortrags in der Brändbachhalle in die Halbzeitpause. Die Schwarzwälder Narrenvereinigung hatte den bekannten Brauchtumsforscher zu einer ihrer Arbeitssitzungen oder zum Herbstkonvent eingeladen. Nachdem beide Termine belegt waren, entschloss man sich zu einem Ausweichtermin, den die Köhlerzunft in der Brändbachhalle ausrichtete. Auch Nichtmitglieder nutzten die Gelegenheit, in einem spannenden Lichtbildervortrag eine Reise durch die Fasnachtsbräuche in ganz Europa anzutreten.

Das ganze Dorf außer den Friedhöfen wird zum Spielfeld

Und in England förderte Mezger Erstaunliches zu Tage: Der Fastnachtsbrauch in Asbourne in der Grafschaft Derbyshire ist gleichzeitig der Ursprung des Fußballs. Seit dem 12. Jahrhundert findet dort alljährlich das Shrovetide-Fußballspiel statt. Es dauert von 14 bis 22 Uhr. Fällt vor 17 Uhr ein Tor, wird ein neuer Ball eingeworfen. Erzielt niemand bis 17 Uhr einen Treffer, wird weitergespielt, bis ein Tor fällt oder die Spielzeit abgelaufen ist. Das Spielfeld ist die komplette Stadt einschließlich des Flusses Henmore, lediglich Friedhöfe sind tabu. Über 4000 Männer kämpfen um den Ball, hierzu werden im Vorfeld zahlreiche Häuser verbarrikadiert. Ein Prominenter nimmt den Anstoß vor, 2003 war es Prinz Charles. Von dieser Stadt aus wanderte Fußball in die Industriegebiete, mit Regeln versehen verbreitete er sich in die ganze Welt.

Trockener Humor bringt die Besucher zum Schmunzeln

Das war eines der vielen Beispiele, die Mezger in seinem lebendigen Vortrag zeigte, bei dem er auch gelegentlich seinen trockenen Humor durchscheinen ließ und die Anwesenden zum Schmunzeln brachte.

Lediglich zum Schluss wurde er etwas nachdenklicher, beim Thema Fastnacht und Vergänglichkeit. Denn die Fastnacht ist "ein Fest, dessen Höhepunkt sein Untergang ist", denn am Aschermittwoch ist alles vorbei. Auf ein lärmendes Fest folgt ein Totentanz oder die Aschenbestreuung, die an Vergänglichkeit erinnert.

"Die wahnsinnigste Fastnacht findet in Sardinien statt", resümiert Werner Mezger und zeigt Verkleidete, die auf Pferden in vollem Galopp halsbrecherische Figuren reiten. Abgesehen von solchen speziellen Events wiederholt sich vieles.

Und in dem Lichtbildervortrag durch 20 Länder Europas, von England über Malta nach Spanien, stoßen die begeisterten Schwarzwälder Narren überall auf ihr eigenes Brauchtum.