Kommunales: Bislang dürfen nur Bräunlinger in der Stadhalle heiraten / Klausel soll etwas gelockert werden

Bevor die Bräunlinger Stadthalle nach ihrer Sanierung wieder eröffnet wurde, hatten sich Stadträte und Verwaltung Gedanken gemacht: Wie soll die Halle genutzt werden? Was ist erlaubt? Worauf soll verzichtet werden? Ein Passus der Allgemeinen Geschäftsbedingungen regelt die Hochzeiten.

Bräunlingen (jak). "Die Stadthalle Bräunlingen wird für Hochzeiten nur an Bräunlinger Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise an Auswärtige, von denen mindestens ein Elternteil mit Erstwohnsitz in Bräunlingen gemeldet ist, vermietet", ist dort zu lesen. Die Idee damals: So könnte den Einwohnern die Chance offen gehalten werden, die Stadthalle zu mieten – trotz der hohen Nachfrage von Auswärtigen.

Nun hat sich die Situation geändert. Auf der einen Seite haben die Stadträte im Haushalts-Workshop im Juli dem Amt für Tourismus, Kultur und Sport einen Auftrag erteilt: Es solle geprüft werden, wie die Einnahmen der Stadthalle gesteigert werden können. Schließlich wurde viel Geld ausgegeben, um aus der alten Stadthalle ein Schmuckstück zu machen. Geld, das dem Bräunlinger Haushalt nun fehlt und die finanzielle Lage der Stadt nicht einfacher macht, denn noch immer müssen Schulden abbezahlt werden, die für die Sanierung der Stadthalle gemacht wurden.

Auf der anderen Seite müssten regelmäßig Anfragen abgewiesen werden, nachdem sich herausgestellt habe, dass weder das Hochzeitspaar, noch deren Eltern in Bräunlingen wohnen. Diesen potenziellen Kunden könne noch nicht einmal ein Angebot unterbreitet werden. Und dann gibt es noch diejenigen, die den Passus in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen umgehen wollen. "Es gibt Kunden, die behaupten, dass ihre Eltern in Bräunlingen leben. Tatsächlich stellt sich in Einzelfällen heraus, dass es sich statt um Eltern um den Onkel oder die Tante handelt", sagt Anna Welke, Leiterin des Amtes für Tourismus, Kultur und Sport. Schließlich könne man nicht bei jeder Anfrage den Stammbaum des Hochzeitspaares prüfen. Nur unter größtem Aufwand könne man mit dem Einwohnermeldeamt mit Vorlage der Geburtsurkunde die genauen Verwandtschaftsverhältnisse klären. "Das verlangsamt den Angebotsprozess enorm und die Gefahr, dass die Kunden in eine andere Halle abwandern, erhöht sich", erklärt Welke.

Ein Blick auf die Zahlen schärft dieses Bild. Pro Jahr müssten rund zehn Hochzeiten abgelehnt werden, weil sie die Klausel nicht erfüllen. So erteilt das Amt für Tourismus, Kultur und Sport oft mehr Absagen, als dass es die Halle vermieten kann. Denn nur im Jahr 2018 fanden zehn Hochzeiten statt, 2017 waren es neun Hochzeiten. Aber 2016 und 2019 waren es dann nur sechs Hochzeiten, die auch tatsächlich stattfinden konnten.

"Wir müssen einen Kompromiss finden. Wir schulden es dem Steuerzahler, dass wir die Investitionen wieder reinbringen", sagt CDU-Stadtrat Michael Hall. Aber neben der Tatsache, dass mehr Einnahmen generiert werden müssten, dürfte auch der Schutz der Anwohner nicht aus den Augen verloren werden. "Vielleicht können wir eine Deckelung einführen?", fragt Hall. Ein Vorschlag, der auch von anderen Stadträten aufgenommen wird. FDP-Stadtrat Siegbert Wernet schlägt eine Deckelung von 15 Hochzeiten pro Jahr im großen Saal vor und im kleinen Saal könnte Bürgermeister Micha Bächle das nach seinem Ermessen entscheiden. "Wir müssen nicht um jeden Preis Mehreinnahmen generieren", so Wernet.

Es geht den Stadträten darum, die Anwohner zu schützen: "Man darf die die Belastung im Städtle in der Hochphase der Hochzeiten nicht unterschätzen", sagt CDU-Fraktionssprecher Michael Gut. Man müsse die Belastung der Kernstadtbürger reduzieren, und es könne im Sommer nicht an jedem Wochenende ein große Hochzeit stattfinden. Gut fordert Augenmaß bei der Deckelung. "Und wenn dann eben noch jemand kommt, dem man die Hochzeit ermöglichen möchte, könnten Micha Bächle oder Anna Welke die Hochzeit ja auch noch autorisieren."

Auf der anderen Seite ist es den Bräunlinger Stadträten auch wichtig, dass ihre Bürger auf jeden Fall zum Zuge kommen, wenn sie den schönsten Tag in ihrem Leben eben in der Bräunlinger Stadthalle feiern wollen: "Wir haben diese Regelung damals nicht ohne Spaß eingeführt", sagt SPD-Fraktionssprecher Clemens Fahl. Wenn ein Bräunlinger Paar in die Stadthalle will, dann müsse es auch klappen. Klar, könne man auch nicht erst vier Wochen vorher fragen. Aber ob man den Bräunlingern vielleicht ein Vorgriffsrecht auf die Stadthalle gewähren könne? Ein Vorschlag, der laut Welke nicht so leicht umzusetzen ist. "Es geht immer darum, wer wann nachfragt." Man könne auswärtige Paare auch nicht ewig auf eine Zusage warten lassen, falls vielleicht doch noch ein Bräunlinger Paar anfragt. Dann würden sich die Auswärtigen schnell für einen anderen Veranstaltungsort entscheiden, schließlich buche man diesen mittlerweile ein Jahr vor dem eigentlichen Datum. Und wenn dann niemand aus Bräunlingen kommt, stehe man ganz ohne eine Veranstaltung da.

"Es ist immer schwierig, jemanden zu diskriminieren", sagt SPD-Stadtrat Peter Ebnet. Er hat allerdings weniger ein Problem damit, wem man die Hochzeit erlaubt, sondern mit dem finanziellen. Denn bei den Netto-Mieteinnahmen, die der Stadt bleiben, ist ein deutlicher Unterschied zu sehen. Knapp 1000 Euro sind es für den großen und 525 für den kleinen Saal, wenn ein Bräunlinger mietet. Bei Auswärtigen sind es 2000 Euro für den großen und 900 Euro für den kleinen Saal. Das sind nur die Einnahmen für die Stadt. Für die Mieter kommen noch einmal Kosten wie Reinigung, Personal, Technik und eine Security dazu.

Der entsprechende Passus wird gestrichen. Für alles andere werden Bürgermeister Micha Bächle und sein Team eine "pragmatische Lösung" suchen.