Unternehmen droht mögliches Aus. Mutterkonzern wird Betriebsversammlung ankündigen. Foto: Stefan Limberger-Andris

Gerüchte um Coats Thread Germany. Mutterkonzern sucht Gespräch mit Geschäftsführung und Betriebsrat.

Bräunlingen - Steht das Bräunlinger Unternehmen Coats Thread Germany vor dem Aus? Gerüchte gibt es. Fakt ist, dass die britische Konzernmutter das Gespräch mit der Bräunlinger Geschäftsleitung unter Georg Rochau sowie dem Betriebsrat sucht.

Am heutigen 23. Januar wird ein Vertreter der Londoner Zentrale in Bräunlingen erwartet. Weder die Geschäftsführung noch der Betriebsrat scheinen genau zu wissen, welche Hausaufgaben ihnen der Mutterkonzern aufgeben wird. Georg Rochau zeigt sich auf Anfrage über die Richtigkeit der Gerüchte bedeckt. Betriebsratsvorsitzende Patricia Miske rechnet beim Gespräch mit dem Konzernvertreter mit "so ziemlich allem".

Zunächst waren Gerüchte um einen möglichen Rückzug von Coats Thread Germany aus Bräunlingen vom Betriebsrat als reine Spekulation zur Kenntnis genommen worden, erläuterte Betriebsratsvorsitzende Patricia Miske auf Anfrage. Nun habe sich allerdings ein Vertreter der Londoner Konzernzentrale auf heute angemeldet, um mit dem Gremium und der Geschäftsführung über die Zukunft des Bräunlinger Standorts zu sprechen. Ob es sich dabei lediglich um zu treffende betriebliche Maßnahmen handele, wie der Beitrag zum Konzernumsatz verbessert werde könne, oder ob es um mehr bis hin zur Werksschließung gehe, wisse sie nicht, so Patricia Miske weiter. Georg Rochau hierzu lediglich: Er könne nichts sagen.

Betriebsversammlung steht an

Möglicherweise werde es bereits heute, spätestens jedoch morgen 24. Januar, eine Betriebsversammlung geben, in der die Arbeitnehmer über die Vorgaben des Mutterkonzerns informiert werden, erläuterte Patricia Miske weiter. Zwar sei das Geschäftsjahr 2012 nicht so gut wie gewünscht verlaufen, jedoch habe dies am Standort Bräunlingen nicht zu Spekulationen über einen Rückzug aus der Zähringerstadt geführt. Es habe auch schon schlechtere wirtschaftliche Jahre gegeben, zeigt sich die Betriebsratsvorsitzende etwas ratlos. Über genaue Gesprächsinhalte habe der Vertreter des Mutterkonzerns nichts geäußert. Georg Rochau habe dem Betriebsrat zudem erklärt, dass auch die Bräunlinger Geschäftsführung von den Ereignissen überrollt worden sei.

In der kommenden Woche soll es eine Betriebsversammlung geben, bei der die betriebswirtschaftlichen Zahlen des vergangenen Jahres auf den Tisch kommen, bestätigte Patricia Miske weiter.

Der Standort Coats Thread Germany in Bräunlingen fungiert als Lager für den Kundenstamm in West-Europa. Beliefert werden von dort aus die Benelux-Staaten, England, Österreich, Deutschland, Spanien, Italien und Portugal. Die Produktion technischer Garne wurden in der Vergangenheit in die Türkei verlegt. Weitere Produktionsstandorte finden sich in Rumänien und Ungarn. Im Bräunlinger Werk können bei Lieferschwierigkeiten der rumänischen Tochter auch Polyesther- und Baumwollgarne produziert werden, was allerdings selten vorkommt. Über den Status als Drehscheibe der Lagerhaltung hinaus besteht in Bräunlingen auch eine 48-Stunden-Färberei sowie eine Spulerei, die spezielle Kundenwünsche bearbeiten.

Bürgermeister Jürgen Guse zeigte sich überrascht von der Entwicklung. Von einem Rückzug des Traditionsunternehmens wären rund 130 Mitarbeiter betroffen. Derzeit gebe es in der Zähringerstadt 2364 Arbeitnehmer. Bei einer Werksschließung entstünde zudem eine Gewerbebrache. Er könne sich allerdings eine derartige drastische Entscheidung der Konzernzentrale in London nicht vorstellen, zumal die Stadt erst vor kurzer Zeit in intensivem Kontakt mit der deutschen Vertretung gestanden habe.