Wenn die Baustelle zum Tummelplatz für Narren wird. Eigens zum Narrentreffen gelang es der Gauchenzunft 1998, in der großen Tunnelbaustelle der B 31 einen Festplatz entstehen zu lassen. Archivfotos: Foto Fischer Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Gauchenzunft sorgt ab Freitag für Remmidemmi / Letztes Großereignis vor 20 Jahren

2018 ist ein Jahr, dem die Dögginger Gauchenzunft schon eine Weile entgegenfiebert. Der Grund: Am Freitag, 19. Januar, startet in der Ortschaft das große Freundschaftstreffen der Schwarzwälder Narrenvereinigung.

Bräunlingen-Döggingen (guy). Anlass ist das 45-jährige Bestehen der Dögginger Gauchenzunft. Drei Tage, in denen tausende Hästräger in Döggingen unterwegs sein und miteinander feiern werden. Das letzte Mal geschah das 1998. Damals organisierte die Gauchenzunft ein fast schon legendäres Narrentreffen in der Tunnelbaustelle des B 31-Tunnels.

"Im Prinzip hat das Ganze bereits 2015 begonnnen", erinnert sich deren Zunftmeister Martin Friedrich. Damals habe sich der Verein bei der Schwarzwälder Narrenvereinigung um die Ausrichtung dieses Treffens beworben, als passender Rahmen für die Geburtstagsfeier. Mit der intensiven Planung haben sich die Gauchen schließlich Anfang des Jahres 2017 auseinandergesetzt. Mit dem bisherigen Verlauf ist Friedrich mehr als zufrieden: "Wir haben ein gutes Vorstandsteam. Bei den Planungen haben wir schließlich auch den Festausschuss um einige weitere Mitglieder erweitert." Jetzt stehe alles soweit bereit, die Bestellungen für Verpflegung und Getränke sind gemacht, die Fasnetbändel zur Straßendekoration genäht und notwendige Genehmigungen eingeholt. "Jetzt kann das Treffen kommen", sagt der Zunftmeister.

Auftaktveranstaltung am Freitag ist ein Nachtumzug ab 19 Uhr. Dort werden 26 Zünfte mit rund 1000 Hästragern erwartet. Im Anschluss an den Umzug bieten Narrendorf und Besenwirtschaften, bisher gibt es davon elf Stück entlang der Umzugsstrecke, den Besuchern einen Unterschlupf.

Das Narrendorf wird sich bei der Schule befinden. Dort gibt es vor der Halle Zelte, in denen ein Barbetrieb angeboten wird. Dazu kommen noch verschiedene Essensstände.

Am Samstag, 20. Januar, startet um 14.30 Uhr beim Gasthaus Kuhstall der Kinderumzug mit dem Stellen des Narrenbaumes und der anschließenden Hexentaufe. Auch hier haben die Organisatoren Grund zur Freude: "Bisher haben sich dafür über 500 Kinder angemeldet. Das ist richtig gut", sagt Friedrich. Der Samstag mündet schließlich um 20 Uhr in der Gauchachhalle, wo ein Brauchtumsabend stattfinden wird. "Dort gibt es auf jeden Fall unseren traditionellen Hexentanz, der sonst immer am Schmotzigen aufgeführt wird. Das genaue Programm werden wir noch festzurren, es wird aber sicher Klassiker aus den vergangenen Jahren zu sehen und erleben geben", so der Zunftmeister.

Höhepunkt des großen Treffens ist am Sonntag, 21. Januar. Nach der Narrenmesse um 9.30 Uhr gibt es einen großen Umzug durch Döggingen. "35 Zünfte und etwa 2000 Hästräger werden da mit dabei sein", so Friedrich.

Was Sicherheit und sanitäre Versorgung während der Veranstaltungstage betrifft, sieht Friedrich keine Probleme: "Das Sicherheitskonzept erfordert zwar in gewissem Maße zusätzliche Kosten und Arbeit, aber wir habe mittlerweile alles geregelt. Es gab mit der Security-Firma auch Termine vor Ort und wir haben mit der Feuerwehr gesprochen", erklärt er.

Auch habe man an Präventions-Schulungen der Polizei teilgenommen. Dabei steht besonders der Umgang mit Alkohol und Minderjährigen im Fokus. So gebe es am Freitag- und Samstagabend Alterskontrollen. So genannte Mutti-Zettel werden dabei nicht akzeptiert. "Ich hoffe aber generell auf ein friedliches Narrentreffen", so Friedrich weiter. Problem bei entsprechenden Treffen sind oft Wildpinkler, die sich in die Vorgärten der Anwohner verirren. Bei den Umzügen werden allerdings entlang der Strecke entsprechend mobile Toiletten aufgebaut, zusätzlich werden etliche Toilettenwägen zur Verfügung gestellt.

Mit dem Aufbau für das große Fest beginnt die Zunft am Samstag, 13. Januar, beginnen. Der Bauhof hilft mit der Beschilderung, der restliche Aufbau werde größtenteils von der Gauchenzunft selbst gestemmt. Das große Treffen, es kann kommen.

Bräunlingen-Döggingen. Wenn sich am kommenden Wochenende tausende Narren beim Freundschaftstreffen der Schwarzwälder Narrenvereinigung in Döggingen ein Stelldichein geben, werden sicherlich bei manchen Erinnerungen an das letzte Narrenfest in Döggingen vor 20 Jahren wach.

Genehmigung heute kaum mehr vorstellbar

In einer wohl einmalig bleibenden Aktion machten die Narren am letzten Januar-Wochenende 1998 den Rohbau des B 31-Tunnels zur legendären Untertage-Festmeile. Kaum vorstellbar, dass bei heute strengeren Sicherheitsvorschriften, der Verschärfung des Brandschutzes und der novellierten Versammlungsstättenverordnung und unter dem Eindruck der Duisburg-Katastrophe eine solche Veranstaltungslokalität noch einmal genehmigt würde.

Einfach war es aber schon damals nicht für den seinerzeitigen Zunftmeister Wolfgang Gassenschmidt mit seinem Team, grünes Licht für die Festmeile im Tunnelrohbau zu bekommen. Ganz abgesehen von den Installationen von Bar, Bühnen, Theken Beleuchtung und Notstromversorgung wurde es zeitweise beängstigend eng in der Tunnelröhre. Zum Glück spielte das Wetter mit beachtlichen Minusgraden mit und stabilisierte das Geläuf, ansonsten wäre wohl mancher Hexenstrohschuh im Morast der Baustelle stecken geblieben.

Als Dauergast ließ sich der Chef des Donaueschinger Straßenbauamts Achim Laule ebenso von der sinnvollen Zweckentfremdung "seines" Bauwerks überzeugen wie Regierungspräsident Schröder und Landrat Karl Heim. Nicht ganz teilen wollten einige Eltern die Begeisterung für das 500 Meter lange Festgelände, weil ihre Nachwuchsnarren in der lärmigen Tunnel-Enge mit Platzangst kämpften und weinend ihr Heil in der Flucht ins Freie suchten. Strom-Engpässe zu Beginn der Veranstaltung trieben den Verantwortlichen zusätzliche Schweißperlen auf die Stirn. Letztlich wurde das Narrentreffen aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Gauchenzunft für alle ein beeindruckendes Erlebnis, das es in dieser Form wohl nie mehr geben wird.

Platzangst dürfte am Wochenende kein Thema sein, können die Narren sich doch an elf Straußenwirtschaften, drei Zelten und in der Gauchachhalle austoben. Nachdem am Freitag die Straßen mit extra für dieses Narrentreffen neu angefertigten Fasnetbändeln geschmückt wurden, gilt es für die Helfer nun, das Narrendorf mit dem Rundzelt auf dem Bolzplatz vor der Halle und zwei weiteren Zelten auf dem Pausenhof zu möblieren und dekorieren, ehe am Freitagabend die ersten Hexen und Guggenmusiken beim Nachtumzug das Festwochenende lautstark ankündigen.

An allen drei Tagen ist ein Bus-Shuttle eingerichtet:

Tour 1 führt über Unadingen, Bachheim, Reiselfingen, Seppenhofen, Löffingen und Rötenbach bis Friedenweiler.

Tour 2 fährt über Bräunlingen, Waldhausen, Unterbränd, Hubertshofen, Wolterdingen bis nach Tannheim.

Tour 3 geht über Pfohren, Donaueschingen, Aufen bis nach Grüningen.

Tour 4 über Behla, Sumpfohren, Neudingen, Fürstenberg bis Riedböhringen.

Tour 5 fährt über Hüfingen, Hausen vor Wald, über Mundelfingen nach Ewattingen.