Elmar Dold bereitet die Rohlarven für das Malen vor, bemalt nach historischem Vorbild die Masken und auch die Häserstoffe (links). Narrenrat Simon Rütschle mit der Hansellarve (rechts). Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Historisch korrekte Häser sind eine Herausforderung / Bräunlinger Narrenzunft lässt sogar aus Portugal liefern

Die historischen Larven und Häser der Narrenzunft Bräunlingen geben der alten Zähringerstadt über die Fasnetzeit einen besonderen Charakter und unverwechselbares Flair. In den zurückliegenden Jahren waren sie für neue Mitglieder jedoch immer schwieriger zu bekommen.

Bräunlingen. Um die Häser originalgetreu nach den historischen Vorbildern weiter anbieten zu können, sind sogar Lieferungen aus Portugal notwendig. Nur dort gibt es die benötigten und seltenen roten Seidenstoffe – zum Beispiel für die Hansellarve.

"Generell ist die Beschaffung des Materials für die historischen Häser nicht mehr so einfach wie früher. Das betrifft nicht nur die Larve selber, denn den richtigen Stoff, der früher benutzt wurde, bekommt man heute kaum noch", sagt Narrenrat Simon Rütschle. "Wir haben nach längerem Suchen eine gute Firmenadresse in Waldkirch gefunden, die in der Materie tief drin ist, da viele Zünfte bei ihr nach Stoffen und weiteren Materialien nachfragen. Es gibt viel diverses Leinen und auch Halbleinenstoffe mit verschiedenen Färbungen."

Schwierige Suche: Die Narrenzunft "Eintracht" hat sich schon vor Jahren für bestimmte Stoffe entschieden. Als Beispiel für die damit verbundenen Probleme nennt Rütschle den Hexenrock für die Urhexen. Da die Narrenzunft in der Regel immer große Bestände einkaufe, die dann meist für einige Jahre reichen, und die Rücklagen für den Hexenrock mittlerweile aufgebraucht waren, fehlten die Hinweise woher die damaligen Einkäufe kamen.

Nun kam die Stofffirma in Waldkirch ins Spiel, die nach einer aktuellen Vorlage aus Bräunlingen genau diesen nicht alltäglichen Stoff besorgen konnte, den die Zunft dringend benötigte. "Wir sind dem Firmenchef unheimlich dankbar, dass er sich sehr darum bemüht hat, den für uns richtigen Stoff liefern zu können. Der Lieferant hat ein großes, betriebliches Netzwerk für die Wünsche der einzelnen Zünfte aufgebaut. Zwar hat er einige der Stoffe nicht selbst auf Lager, doch er hat gute Verbindungen, um an die gewünschten Stoffe aus ganz Europa, darunter auch Portugal, zu kommen".

Kindergrößen: Es gebe auch für die Kinder Kleinhanselhäser, die von der Narrenzunft gegen eine Gebühr ausgeliehen werden. Geplant ist, für Kinder und Jugendliche einen Fundus in der Kleiderkammer anzulegen, um dann die Häser über die Fasnet verleihen zu können.

Seltene Bänder: Das rote Moaree-Band für die Hanselmaske zu beschaffen war ein Riesenthema nicht nur in der Zunft, sondern auch für den Heimat- und Trachtenbund, dessen Trachten ebenfalls diese seltenen Bänder tragen. Das Band, von dem es unterschiedliche Arten mit verschiedenen Beschaffenheiten gibt, darf nicht abfärben und muss stabil sein, weil es auch im Freien getragen wird.

"Die spezielleren Hanselbänder bezieht unser Lieferant von Waldkirch aus Portugal, da diese in Deutschland nicht lieferbar sind." Es gebe bei den roten Bändern auch bestimmte genau abgestimmte Breiten.

Massenbestellungen: Die Zunft kauft Stoffe für die historischen Figuren in großen Mengen und legt diese in ihr Stoffarchiv. Diese Rücklagen betreffen finanziell größere Summen, die bis zu 10 000 Euro reichen. Die Preise für die nicht alltäglichen Stoffe schwanken. Daher sei der Ankauf zu einem finanziell günstigen Zeitpunkt ein Ganzjahresgeschäft, unterstreicht der Narrenrat. Und: "Wir haben die verschiedenen Bänder getestet und haben uns für eine größere Menge entschieden, denn wenn wir schon die Möglichkeit haben, ein solch seltenes Band zu bekommen, dann müssen wir das nutzen und kaufen statt nur 30 Meter ein Rolle mit 300 Metern. Sogar auswärtige Zünfte fragen bei uns an, um einige Meter Stoff von uns zu bekommen."

Sicherheitseigenschaften: Inzwischen werde immer mehr nach nicht entflammbaren Stoffen nachgefragt. Doch diese Materialien haben eine andere Beschaffenheit, wallen nicht so gut und verfälschen zum Teil den historischen Charakter der traditionellen Häser.

Körbe: Früher gab es in Bräunlingen Korbmacher Karl Werner, der den geflochtenen Korb mit Halbdeckel kreiert hat. Auch bei diesem Fall merkte die Zunft ziemlich schnell, dass es nicht einfach ist, diese Materialien heute noch zu bekommen. Einige Jahre wurden die neuen Körbe über eine Behindertenwerkstatt in Freiburg bezogen. Seit einigen Zeit liefert eine noch jüngere Korbflechterin von der schwäbischen Alb die handgemachten Hanselkörbe. Es wurde eine größere Menge auf Vorrat bestellt.

Schneiderinnen: "Die Narrenzunft hat genügend Schneiderinnen die für die benötigten Häser den Zuschnitt machen, darunter auch Ursula Gehringer, die für die neuen Häser auch Maß nimmt und dann genau angepasst zuschneidet.

Maler: Danach kommen die Stoffe zu einem Maler, wobei die individuellen Wünsche der späteren Hästräger berücksichtigt werden. Unter anderen malen in Bräunlingen Elmar Dold und Peter Pfaff dabei alle Hanselgrößen. Elmar Dold malt die Blumennarren und Hansel für die Erwachsenen, und er muss die Rohmasken für das Malen zum Teil durch abschleifen, glätten und grundieren in verschiedenen Schichten vorbereiten.

Schnitzer: Die Bräunlingerin Gerlinde Hummel-Höfflin schnitzt alle Rohmasken aus dem Klotz heraus fertig. "Wir sind der Meinung, wenn wir die Möglichkeit haben, mit örtlichen Holzschnitzern und Larvenmalern unsere Figuren einzukleiden, dann nutzen wir das auch", sagt Simon Rütschle.

Derzeit laufen bei der Zunft Versuche, die Kinderhanselhäser durch einen Druckereifachmann drucken zu lassen. Die wären sehr abriebfest und können auch in der Waschmaschine gewaschen werden. Das gedruckte Häs sieht gut aus, ist vom gemalten Hansel kaum zu unterscheiden, ist kostengünstig und widerstandsfähig. Willibald Neininger dehnt den Versuch in einer Vorbereitungsphase gerade auf die Häser der kleinen Blumennarren aus.