Im Kelnhof-Museum sind etliche wertvolle Kunstwerke der Stadtgeschichte untergebracht. Doch leider nicht überall unter optimalen Bedingungen. Teilweise sind Gemälde und Skulpturen enormen Temperaturschwankungen ausgesetzt.Archivfotos: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Pandemie-Krise betrifft Situation im Museum / Provisorium zum Schutz der Werke ist mittlerweile gefunden

Die Corona-Krise beeinflusst alles. Auch die teilweise mehrere Hundert Jahre alten Kunstwerke im Kelnhof-Museum. Die drohen schon seit geraumer Zeit Schaden zu nehmen.

Bräunlingen (guy). Dass die Kunstwerke Schaden nehmen könnten liegt vor allem an den derzeitigen Möglichkeiten ihrer Unterbringung. Vor allem in der sogenannten Wiederkehre des Museums herrschen klimatische Bedingungen, die für die Kunst drastische Folgen haben: Die Ölfarbe alter Gemälde wirft Blasen, bröckelt ab, Holzarbeiten werden dadurch beschädigt. Die unzureichende Dämmung in diesem Gebäudebereich ist die Ursache dafür.

Wertvolle Kunstobjekte sind zu schützen

Das Problem wurde bereits im Gemeinderat diskutiert, damals fassten die Stadträte den Entschluss, eine notwendige Wärmedämmung und Temperierung im Dachgeschoss des Wiederkehreteils in die mittelfristige Finanzplanung aufzunehmen.

Das hieß bisher: Im Zeitraum von 2020 bis 2022 wird eine Entscheidung getroffen. Dann kam die Corona-Krise und warf alles über den Haufen. Nicht jede zuvor geplante Investition wird umgesetzt werden können. Durch die Krise wird die finanzielle Situation der Stadtkasse gebeutelt, es muss gespart werden. Die Auswirkungen treffen nun auch das Kelnhof-Museum. "In der Klausurtagung haben wir auch darüber gesprochen", erklärte CDU-Fraktionssprecher Michael Gut, der in Abwesenheit von Bürgermeister Micha Bächle die Gemeinderatssitzung leitete. Die Erkenntnis aus den Gesprächen der Räte: Für die mittelfristige Finanzplanung sei die aktuelle Situation mit der Ausbreitung des Coronavirus ebenfalls schwierig. Zeitlich sei eine Umsetzung wohl nicht so zu bewerkstelligen, wie angedacht war.

"Corona verändert alles, auch 800 Jahre alte Kunstwerke", sagte Maren Ott, im Bräunlinger Kulturamt zuständig für das Kelnhof-Museum. Man habe den Tatsachen ins Auge sehen müssen, dass man sich Alternativen zum Schutz erarbeiten müsse: "Ein Provisorium wird aber sehr viel Aufwand erzeugen", so Ott. Aufgrund der Schutzbedürftigkeit einiger Kunstwerke habe man eine Kategorisierung vorgenommen und abgeglichen, was an Lager-Möglichkeiten vorhanden sei:

"Wir brauchen einen zusätzlichen Depotraum und sind da auch fündig geworden." Mit überschaubaren Maßnahmen und dem Einsatz von Eigenleistung sei das zu stemmen. "Es ist aber allen klar, dass die Sonderausstellungen beibehalten werden müssen", sagte Ott.

"Das ist so in Ordnung, aber die Angelegenheit muss trotzdem weiter vorangetrieben werden. Das darf jetzt nicht in Vergessenheit geraten", betonte Stadträtin Ursula Gehringer von der Gruppe 84.

Die Wichtigkeit der Kelnhof-Kunstwerke und einer Lösung für die nicht mehr tragbare bauliche Situation betonten auch andere Räte: "Es ist positiv, dass eine vorübergehende Lösung gefunden worden ist. Das Thema wurde oft diskutiert. Die nötige Investition darf nicht irgendwann kommen, sondern dann, wenn wir wieder in ruhigem Fahrwasser sind", so Berthold Geyer von der Gruppe 84. "Ich will dem Kulturförderverein Dank aussprechen. Man muss auf zugesagte Finanzierung verzichten und hat mit dem Provisorium zudem einen Mehraufwand an Arbeit. Das tut weh. Die Hilfe muss mittelfristig umgesetzt werden. Es bleibt dennoch die Frage, ob das schließlich reichen wird", sagte Clemens Fahl von der SPD-Fraktion des Gemeinderates.

Auch Mistelbrunns Ortsvorsteher Norbert Knöpfle schloss sich diesen Aussagen an: "Es handelt sich hier um wertvolle Kunstobjekt, die entsprechender Maßnahmen bedürfen. Wenn die Kunst schließlich im Lager ist, dann müssen wir schauen, dass das Museum weiter saniert wird. Das ist wichtig, es geht hier immerhin um unsere Geschichte."

Besonders gefährdet sind Kulturgüter im angebauten Teil der sogenannten Wiederkehre. In der dortigen Dachgalerie befinden sich Gemälde und Holzskulpturen, die Temperaturen ausgesetzt sind, die stark schwanken. Das Gebäude wurde Mitte der 1980er-Jahre an das Museum gebaut. Im Dachbereich der Wiederkehre sind über 30 Zentimeter nur spärlich gedämmt. Das bedeutet, dort wird es sehr schnell sehr heiß oder sehr kalt. Für die Kunstwerke sind jedoch konstante Temperaturen notwendig. Optimal wäre eine Bauteilheizung, die mit Strahlungswärme funktioniert. Dabei wird nicht die Luft erwärmt, sondern das Objekt. Diese Methode ist schon seit der Antike bekannt. In römischen Bädern wurde auch eine sogenannte Hypocausten-Heizung benutzt, die eigentlich nach dem gleichen Prinzip funktioniert. Vor- und Rücklaufheizung würden dabei in die Wand integriert und einfach überputzt. Außerdem notwendig sei in den betroffenen Bereichen eine vernünftige Wärmedämmung. Das Ganze ist natürlich auch mit finanziellen Aufwendungen verbunden. Der Kostenfaktor beträgt etwa 187 000 Euro.