Zunftfotograf Willibald Neininger sitzt gerne in seinem Hobbyfotoatelier und bearbeitet Bilder und Filme, nicht nur für die Narrenzunft. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Willibald Neininger setzt dem närrischen Brauchtum der Zähringerstadt ein Denkmal

Bräunlingen. Über die Fasnettage hat Willibald Neininger als Zunftfotograf der Bräunlinger Narrenzunft Eintracht jedes Jahr einen großen, tagelangen Einsatz – und das nun schon seit 1983.

Ich habe schon immer gerne fotografiert. Ich habe damals daheim einen Fotoapparat gefunden und ihn dann ausprobiert. Mit einem Klassenkameraden haben wir Anfang der 70er-Jahre Schwarz-Weiß-Bilder gemacht und diese auch selbst entwickelt. Meine erste selbst gekaufte Kamera war eine Praktika, mit der ich unter anderem Umzüge fotografiert habe. Mit der Narrenzunft kam ich 1983 in Verbindung, da der damalige Zunftfotograf Erich Olschok aufhören wollte. Nachdem ich einige meiner Bilder ausgestellt hatte, kam die Narrenzunft Anfang der 80er-Jahre auf mich zu. Ich war, außer bei den Trommlern, vorher nie im Häs und da dachte ich, dann könnte ich auch über die närrische Zeit fotografieren. Paul Bedrunka hat Filme gemacht und ich habe fotografiert.

Ich habe an Fasnet noch nie gearbeitet, immer Urlaub genommen, für mich war die Fasnet heilig. Ich habe es immer gut gefunden, wenn von der Fasnet Bilder gemacht wurden, wie damals Franz Kleiser, der nicht nur die großen Veranstaltungen, sondern auch die Leute und Besucher bei der Fasnet im Bild festgehalten hat. Ich habe 1983 mit der Zunftfotografie angefangen und fand es immer schade, dass die Bilder dann in der Schublade lagen. Deshalb habe ich mit den Diavorträgen mit rund 600 Bildern angefangen, um nach der Fasnet die närrische Tage nochmals mitzuerleben. Dabei gab es viele Schnappschüsse von Personen, die später ein Bild von mir wollten. Die Diavorträge waren damals eine tolle Sache, denn viel Interessierte erkannten sich noch in der analogen Zeit auf den Dias wieder.

Um 2000 hat Paul Bedrunka mit den Fasnetfilmen aufgehört und so habe ich auch diesen Teil der Fasnetarchivierung übernommen. Hinzu kam noch die Digitalisierung, die etliche Vorteile brachte. Die Bilder konnten bearbeitet und dadurch verbessert werden. Rund 1200 Bilder hab ich jeweils von der Fasnet gemacht.

Die Narrenzunft hat von mir rund 600 Dias von der Fasnet-Eröffnung bis zum Ende und viele Bilder sowie Filme von fast jeder Fasnet bekommen. Das Sammelsurium mit Schnappschüssen und früheren, fast schon historischen Bildern ist immer noch gefragt, denn oft kommen Bekannte zu mir und wollen Bilder von früher, mit denen der Vater seinen Kindern zeigen kann, wie er damals im gleichen Alter war und was er damals über die närrischen Tage gemacht hat.

Mir ist klar, dass ich die Bilder und Filme nur für einen kurzen Moment mache, doch dann werden die Aufzeichnungen archiviert. Was eigentlich zu schade ist. Erst nach vielen Jahre, nach einer großen Pause, werden die alten Aufnahmen wieder interessant und sind gefragt und werden für viele Bräunlinger wieder wichtig, vor allem, wenn neue Generationen mit dabei sind.

Die früheren Filme von Paul Bedrunka, teils sogar mit Tonspur, habe ich mit einem großen Zeitaufwand digitalisiert. Später habe ich unter anderem das Wagenrennen zum 125-Jährigen digitalisiert, das wurde sogar im Fernsehen ausgestrahlt. Außerhalb der engeren Narrentage habe ich auch viele Narrentreffen aufgenommen und für einige auswärtige Zünfte Bilder ihrer teils historischen Hästräger gemacht. Ich hab einmal über einen Zeitraum von vier Jahren die Bilder für ein Buch der Schwarzwälder Narrenvereinigung fotografiert. Das war bis 1998 eine Riesenarbeit, die Zunftmasken und Larven aufzunehmen und in einem Buch zu präsentieren. Auch als ein Dank war ich in Stuttgart beim Empfang mit dabei. Sogar auf einer Speisekarte in Berlin war eines meiner Bilder abgedruckt. Mit der schwäbisch-alemannischen Narrenvereinigung war ich in Berlin und dort gab es in einem Lokal des Bundeshauses eine Speisekarte. Ich schaue die Speisekarte an und denke: Das Bild kennst du doch. In der Tat. Es war der Boschenstecher von Sumpfohren, ein Bild, das ich gemacht habe. Ich habe mich gewundert, wie mein Bild sogar bis Berlin, gekommen ist. Das hat mich sehr gefreut.

Meine Hauptaufgaben waren es, den Zunftball und den Fasnetmontag in Bild, Film und Ton festzuhalten, eine Aufgabe, die ich gerne erledige und noch immer mache. Es gibt Tage, die fotografierst du gerne, zum Beispiel den Hexensonntag mit dem Hexenfeuer. Schwierig wurde es beim gleichzeitigen Filmen und Fotografieren. Mit den Jahren fand ich eine gute Lösung, sodass beides mit Unterstützung nebeneinander herging.

Mit den Jahren kamen die Gedanken auf, man wird älter und trotzdem muss man immer als Zunftfotograf parat sein, denn man kann nichts mehr wiederholen, sodass die Zunftfotografen-Aufgabe nicht einfacher wurde. Es ist schon eine große Herausforderung. Eigentlich habe ich gesagt, ich mache es noch bis zum Narrentreffen 2015, dann wollte ich einen Schnitt machen. Doch niemand war bereit, zu übernehmen, und so habe ich gesagt: "Ich lasse euch nicht hängen" und habe es von Jahr zu Jahr bis 2018 mit Unterstützung weiter gemacht. Eigentlich kann es nur jemand machen, dem Fasnet am Herzen liegt, aber kein Häs an hat. Beides zusammen geht eigentlich nicht. Die neue Kameratechnik hat mir viel geholfen. Ein bisschen enttäuscht hat mich, dass in der neu sanierten Stadthalle kein Platz für Filmaufnahmen vorgesehen ist, vor allem für Großveranstaltungen, und deshalb weiter mit Leitern im Gang gearbeitet werden muss.

n Die Fragen stellte

Dagobert Maier.

Wie kamen Sie zur Fotografie? Wo lagen die Anfänge?

Wo liegen die Spaßmomente bei der Zunftfotografie?

Wie kamen Sie zum Filmen über die Fasnet?

Wie und wo werden die Bilder und Dias archiviert?

Wie gefragt sind die Aufnahmen der Bräunlinger Fasnet?

Was für Filme wurden gedreht?

Wo liegen der Schwerpunkte eines Zunftfotografen?

Wie und wann reifte der Gedanke, aufzuhören?