Das neue Boysen Werk in Nagold (hier im Dezember 2024) ist fertiggestellt und startet in diesem Jahr mit der Fertigung von Batteriegehäusen für die Hochleistungsfahrzeuge von Mercedes-AMG. Foto: Boysen

Rückblick auf das Geschäftsjahr 2024 der Boysen Gruppe: Nach einem erstmaligen Umsatzrückgang seit Jahrzehnten rechnet Geschäftsführer Rolf Geisel ab 2026 wieder mit deutlichem Wachstum.

Eine positive Bilanz zieht die in Altensteig ansässige Boysen Gruppe beim Rückblick auf das Geschäftsjahr 2024.

 

„Die Großkrise innerhalb der deutschen Automobilindustrie hat uns zwar nicht verschont. Am Ende überwiegt jedoch, dass wir in desaströsen Zeiten ein herausragendes Ergebnis erzielt haben und für die Zukunft sowohl in unserem Kerngeschäft Abgastechnik als auch im Neugeschäft mit Batteriegehäusen für Elektrofahrzeuge solide aufgestellt sind“, konstatiert Geschäftsführer Rolf Geisel.

Umsatz

Nach Angaben des Firmenlenkers liegt der Umsatz 2024 bei 2,64 Milliarden Euro und damit rund 21 Prozent unter der Vorjahresmarke von 3,36 Milliarden Euro. Die gute Nachricht: „Wir haben unser geplantes Ergebnis dennoch vollumfänglich erreicht.“ Genaue Zahlen dazu nennt das Stiftungsunternehmen traditionsgemäß nicht.

Den erstmaligen deutlichen Umsatzrückgang in seiner fast 40-jährigen Ära als Boysen-Geschäftsführer hatte Geisel bereits vor einem Jahr an gleicher Stelle vorhergesagt und dabei einen massiven Preisverfall bei den Edelmetallen prognostiziert, welche die Boysen Gruppe in ihren Katalysatoren zur Abgasreinigung einsetzt: „In Summe sind es rund 450 Millionen Euro, die uns der Preisverfall in den Jahren 2023 und 2024 beim Umsatz gekostet hat.“

Nicht absehbar sei vor einem Jahr hingegen die große Absatzflaute im Mobilitätssektor gewesen, die vor allem die Automobil- und Exportnation Deutschland stark getroffen habe. „Auch wir mussten bei bestehenden Aufträgen teils beträchtliche Abrufrückgänge hinnehmen. Dies wiederum konnten wir mit herausragenden Ergebnissen unserer Produktionswerke in China sowie in den USA weitgehend kompensieren“, so Geisel.

Er ergänzt: „2024 hat sich einmal mehr gezeigt, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland unter den bestehenden Vorgaben nicht mehr zukunftsfähig ist. Um es klar auf den Punkt zu bringen: Unsere Mitarbeiter im Ausland sichern die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter in unserem Heimatmarkt Deutschland. Ein tiefgreifender Politikwechsel ist dringlicher denn je.“

Beschäftigte

Leicht angestiegen ist innerhalb der Boysen Gruppe die Zahl der Beschäftigten weltweit, die aktuell bei 5300 liegt. Der Geschäftsführer: „In Zeiten, in denen viele Branchengrößen – darunter ebenso Stiftungsunternehmen wie Boysen – von massivem Stellenabbau, Kurzarbeit und kompletten Standortschließungen betroffen sind, ist das eine Erfolgsmeldung, zumal wir hier durch den Aufbau neuer Standorte in den nächsten Jahren weiter zulegen werden.“

Investitionen

Bei den Investitionen 2024 verzeichnet Rolf Geisel mit 220 Millionen Euro (gegenüber 165 Millionen Euro im Vorjahr) einen erneuten Rekordwert in der bisherigen Unternehmensgeschichte: „Während wir hier in früheren Jahren bei durchschnittlich 100 Millionen Euro lagen, sprechen wir zwischen 2023 und 2025 von weit über 500 Millionen Euro, die in die Zukunftssicherung der Boysen Gruppe und ihrer Arbeitsplätze fließen. Die wichtigste Nachricht zum Jahresende 2024 ist, dass wir auch 2025 davon ausgehen, dass die Arbeitsplätze unserer Gruppe weiterhin gesichert sind und die Boysen-Mitarbeiter sich über eine Ergebnisbeteiligung im Bereich von 3000 Euro freuen können.“

Weite Teile der Rekordinvestitionen begründen sich im Aufbau des Neugeschäfts mit Batteriegehäusen für E-Fahrzeuge. Die dafür erforderlichen Produktionswerke in Nagold (Nordschwarzwald) und Nyíregyháza (Ungarn) „sind fertiggestellt und werden in diesem Jahr planmäßig in den Hochlauf der Batteriegehäuse-Produktion für unsere Kunden Mercedes-AMG und BMW starten. Mit diesen zwei Werken, in denen wir erstmals keine Abgastechnik für Verbrennungsmotoren fertigen, sondern aus-schließlich für die Elektromobilität produzieren, schreiben wir das nächste Kapitel unserer über 100-jährigen Unternehmensgeschichte.“

Entwicklung

Bereits im Frühsommer 2024 wurde die Arbeit im neuen BAK-Entwicklungszentrum in Simmersfeld aufgenommen. Als Schwerpunkte nennt der Geschäftsführer die Bündelung und den Ausbau des Leistungsspektrums im Bereich der Batteriegehäuse-Entwicklung, „um uns damit weiteres Umsatzpotenzial zu eröffnen. Zum Beispiel durch die Aufrüstung der Gehäuse zu kompletten Batteriesystemen.“

Weiter vorwärts geht es bei Boysen laut Geisel auch in der Abgastechnik: „Eine für uns positive Entwicklung des vergangenen Jahres war, dass einige unserer OEMs ihre Strategie, künftig nur noch Elektro anzubieten, teils radikal geändert haben und stattdessen wieder verstärkt auf den Verbrenner setzen. Heraus ragt dabei der Auftragsgewinn zur Fertigung von Hotends für drei Modellreihen eines deutschen Premiumherstellers, der uns ab 2026 ein zusätzliches Umsatzvolumen in Höhe von rund 500 Millionen Euro pro Jahr sichert.“

Ausblick

Dementsprechend gestaltet sich der Ausblick des Geschäftsführers: „2025 wird für uns nochmal ein Aufbau- und Investitionsjahr, wobei wir von einem weiteren, wenn auch nur geringfügigem Umsatzminus ausgehen. Durch die Hochläufe in der Batteriegehäuse-Fertigung und bei besagtem Abgastechnik-Auftrag rechnen wir ab 2026 wieder mit deutlich steigenden Umsätzen und 2027 schließlich wieder mit dem Sprung über die Drei-Milliarden-Euro-Marke.“

Allerdings legt Geisel großen Wert darauf, dass er diese Einschätzung unter Vorbehalten treffen muss: „Weder ist die weitere Entwicklung im größten automobilen Absatzmarkt in China absehbar, noch steht fest, inwieweit US-Präsident Donald Trump seine Ankündigungen zu Strafzöllen für deutsche Automobilhersteller in die Tat umsetzen wird.“