Im Alter von 86 Jahren ist Albert Weichert überraschend gestorben. Foto: Familie Weichert Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Im Alter von 86 Jahren überraschend gestorben / Luan Krasniqi auf Karriere begleitet

Rottweil. Dem Rottweiler Boxsportverein galt seine ganze Leidenschaft, mehr als 57 Jahre war er Mitglied des Vereins, 40 Jahre davon Vorsitzender. Auch als Ehrenvorsitzender ließ sein Engagement nicht nach. Albert Weichert hat unzählige junge Menschen auf ihrer sportlichen Karriere begleitet – unter anderem den ehemaligen Schwergewichtsprofi Luan Krasniqi. In der vergangenen Woche ist Albert Weichert nun, im Alter von 86 Jahren, überraschend gestorben.

Die Bestürzung und Trauer in Rottweil und weit darüber hinaus sind groß. Im Februar hatte der ehemalige Boxprofi Luan Krasniqi in einem Interview in unserer Zeitung berichtet, dass er von Albert Weichert beim Vereinseintritt sehr herzlich empfangen und aufgenommen worden sei. Und genau diese Herzlichkeit hat Albert Weichert ausgemacht. Den Verein nicht nur zu führen, sondern den jungen Menschen zugleich Ansprechpartner und Coach zu sein, sie bei der Integration zu unterstützen und sie zu fördern, war ihm ein großes Anliegen. "Er konnte einfach sehr gut mit Menschen umgehen, und im Kreise ›seiner‹ Boxsportler hat er sich immer sehr wohl gefühlt", erinnert sich Tochter Simone Skoric an ihren Vater.

Herzblut und Leidenschaft

Aber nicht nur den Boxsportverein führte Weichert mit Leidenschaft, auch in der Schreinerzunft, bei der Feuerwehr und weiteren Vereinen mehr war er viele Jahre engagiert. "Es gab keine Fronleichnamsprozession, bei der mein Vater nicht dabei war", sagt Simone Skoric. Was er gemacht habe, das habe er mit Herzblut und Leidenschaft getan.

Albert Weichert wurde am 21. Januar 1935 in Rottweil geboren und wuchs gemeinsam mit zwei Brüdern auf. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Schreinerlehre. Gemeinsam mit seiner Frau Irmgard und den beiden Töchtern Simone und Carmen genossen sie das Familienleben. "Mein Vater war ein Familienmensch", sagt Simone Skoric. Und so habe er sich auch bis zuletzt an seiner großen Familie mit vier Enkeln und sechs Urenkeln erfreut. "Per Videochat haben sie auch in der Coronazeit immer Kontakt gehalten", sagt sie über den "junggebliebenen Opa". Aber auch für seinen Boxsportverein habe er sich bis zuletzt engagiert. So hatte er im Interview im Februar noch über die Schwierigkeiten seit Beginn der Coronapandemie gesprochen. "Wir hoffen natürlich, dass sich die Lage bald wieder ändert und die Nachwuchsarbeit wieder aufgenommen werden kann", hatte er hoffnungsvoll gemeint.

Bundesverdienstkreuz

Aufgrund seiner großen Verdienste hatte Weichert 2014 das Bundesverdienstkreuz erhalten. "Albert Weichert ist mit dem Boxsport in Rottweil und Umgebung untrennbar verbunden. Unter seiner Führung hat sich der Boxsport in Rottweil und weit über die Grenzen hinaus einen Namen gemacht", hatte Oberbürgermeister Ralf Broß das Engagement gewürdigt. Bedeutende Meisterschaften und viele Veranstaltungen habe er in Rottweil ausgerichtet, etwa 2013 den Ländervergleichskampf zwischen Brugg und Rottweil anlässlich des Rottweiler Schweizjahres, oder den Länderkampf zwischen Deutschland und Frankreich 1977 in der Stadionhalle.

"Albert Weichert hat sich über viele Jahrzehnte hinweg durch uneigennützigen und höchsten persönlichen Einsatz für das Gemeinwohl in außerordentlichem Maße verdient gemacht. Mit seinem beispielhaften Engagement hat er eine herausragende Vorbildfunktion in unserer Stadt", hatte Broß ihn gewürdigt. Weichert selbst war öffentliche Aufmerksamkeit nie wichtig. Und so war auch sein letzter Wunsch: in aller Stille und im engsten Familienkreis beigesetzt zu werden. In Rottweil wird er unvergessen bleiben.