Foto: Michael Kienzler

Boxen: Team Boxing VS schlägt sich gut. Faustkämpfer des Irish Ulster Boxing-Teams zu stark. Mit Video

Ein bärenstarkes Irish Ulster Boxing-Team, die Gastgeber von Boxing Villingen-Schwenningen verkauften sich in den zwölf Hauptkämpfen vor 1000 Zuschauern aber teuer. Doch am Ende jubelten die Gäste. Die sechste Boxnacht wurde dennoch zu einem großen Erfolg.

Das Irish Ulster Boxing Team gewann am Ende mit 21:15. Doch was vor allem zählte, war dieser sehr attraktive und schwere Mannschaftskampf für die Talente und Athleten von Boxing Villingen-Schwenningen. Oliver Vlcek, der Ehrenpräsident von Boxing Villingen-Schwenningen, brachte es nach dem zwölften Duell gegen die irische Elite weit nach Mitternacht in seiner Bilanz auf den Punkt. "Das Team aus Nordirland war für uns der erwartet sehr schwere Gegner. Es war bei nun insgesamt sechs Events unser bisher stärkster Kontrahent. Die irischen Boxer zeichnen sich von ihrem Profil durch viel Härte und durch eine ausgezeichnete Technik aus. Für unsere Athleten waren diese Erfahrungen sehr wichtig. Dieser Abend stand deshalb für uns unter dem Motto, den Blick nach vorne zu werfen. Wir haben mit diesem Vergleich leistungsmäßig die nächste Stufe erreicht. Unsere Boxer haben sich insgesamt gut verkauft." Den einzigen Aspekt, den Oliver Vlcek an diesem Abend, der eine Top-Werbung für das Boxen darstellte, kritisierte, waren drei Kampfrichter-Entscheidungen. "Bei den jeweiligen Niederlagen von Maurice Zeller, Ejubi Arian und Kevin Kischenko habe ich es anders gesehen."

Hier gibt es unser Video von der Boxnacht:

Es war schon nach Mitternacht, als es zum abschließenden Höhepunkt der Boxnacht kam. Lokalmatador Stephan Nikitin, gerade erst deutscher Meister in der Elite bis 75 Kilogramm geworden, hatte noch eine Rechnung gegen den nordirischen Vizemeister Brett McGinity offen. Im Vorfeld der deutschen Titelkämpfe hatte der Doppelstädter den Kürzeren gezogen. Doch nach seinem DM-Titelgewinn musste Nikitin in den vergangenen Tagen – auch bedingt durch eine Grippe – das Training zurückschrauben. Auch diesen zweiten Vergleich verlor er gegen McGinity, der von Beginn an Regie führte, nach Punkten. Der deutsche Titelträger hatte nicht viele Antworten auf die offensive Strategie des irischen Top-Kämpfers parat. "Dieser Kampf kam zeitlich für mich ungünstig", so Nikitin.

Denis Walz (Jahrgang 2007, 30 kg – gegen Sam Becker) und Maik Grönig (2006, 31 kg – gegen Patrick Grebe) hatten zu Beginn der Hauptkämpfe die ersten beiden Punktsiege für die Gastgeber geholt. Dann musste aber Anton Kondratev (2002, 46 kg) im dritten Hauptkampf des Abends aus Sicht der Gastgeber gegen Oisin Mulholland die erste Punkteniederlage hinnehmen. Kondratevs Teamkollegen Yvo Schlamp (2002, 60 kg) erwischte es wenig später schlimmer. Gegen Jack McGivern kassierte er in der ersten Runde eine K.o-Niederlage. Die Klasse des ausgeglichen besetzten Ulster Boxing-Team wurde deutlicher. David Grönig 2001, 64 kg) war chancenlos gegen einen technisch starken Bernhard Corcoran.

Umstritten war dann die Kampfrichterentscheidung nach einem ausgeglichenen Duell zwischen Maurice Zeller (2002, 64 kg) und Gary Arthurs. Der Sieg ging an den Nordiren.

Es folgte der große Auftritt von Oliver Reis (2001, 64 kg) gegen Shane O’Gorman. Das junge Boxing-Talent agierte taktisch clever und punktete mit klaren Treffern. Sein Punktsieg war verdient.

Ejupi Arian (2002, 69 kg) und Ali Ahmed boxten jeweils defensiv – knapp setzte sich der Ulster-Boxer nach Punkten durch.

Noah Fischer (U21, 64 kg) war zwar gegen James McGivern oft im Angriffsmodus, doch die entscheidenden Treffer gelangen dem WM-Teilnehmer und EM-Fünften nicht. Er unterlag schließlich knapp. Georg Sahakjan (Idar-Oberstein) hatte bei den Gastgebern in der Elite-Klasse bis 81 kg ausgeholfen, verlor aber klar gegen Kane Tucker.

Kevin Kischenko (U21/60 kg) schien gegen den irischen Top-Ringer Domenic Bradley zwei Runden lang auf der Siegerstraße, doch dann musste der Doppelstädter in Runde drei kurz angezählt werden – und musste am Ende geschlagen aus dem Ring.

Am Samstagnachmittag waren bereits zehn Vorkämpfe gelaufen.

Box-Splitter

Zurück in die Vergangenheit

Der Coup im Rahmenprogramm war gelungen. Erstmals bei einer Boxnacht überraschten die Organisatoren mit mittelalterlichem Flair. Die Athleten wurden von Rittern und Kämpfern der längst vergangenen Epoche in den Ring begleitet. In der ersten Pause des Abends zeigte die Gruppe "Milifes Glorios" aus Weingarten – bei Ravensburg – auch einen imposanten Demonstrations-Kampf mit Schwertern, Messern und sogar Äxten. Gut 10 000 Kämpfe

Der leitende Kampfrichter Holger Kußmaul (Schwäbisch-Gmünd) flog direkt von den Olympischen Jugendspielen in Argentinien nach Schwenningen ein. 16 Wochen lang war er zuletzt ununterbrochen bei großen Box-Events in der Welt unterwegs – gut 10. 000 Kämpfe hat er bereits geleitet. Auch für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio ist er bereits nominiert. Vom Leistungsniveau der Boxnacht zeigte er sich sehr angetan. "Dieses Event braucht sich vor vielen hochkarätigen Veranstaltungen im In- und Ausland nicht zu verstecken."

Sightseeing in Stuttgart

Der Besuch des irischen Ulster-Teams klang am Sonntag mit einem Spaziergang im Schwenninger Moos, einem offenen Sparrings-Training und einem gemeinsamen Essen aus. Vor dem Abflug in die Heimat am Montag organisierte Oliver Vlcek sogar noch eine Stadtrundfahrt für das Team in Stuttgart. Die irischen Athleten zeigten sich von der Gastfreundschaft begeistert.

Stimmen

Sebastian Pietsch, Präsident von Boxing Villingen-Schwenningen:

"Wir sind sehr zufrieden mit der Veranstaltung und auch mit der Zuschauer-Resonanz. Die Boxnacht ist für uns einmalige Gelegenheit, unsere Athleten auf so einer tollen Bühne präsentieren zu können. Wir wollen auf jeden Fall an dem zweijährigen Rhythmus festhalten. Das irische Team hat hervorragend geboxt und war bislang einer unserer stärksten Gegner, die hier zu Besuch waren."

Stephan Nikitin, Boxing Villingen-Schwenningen:

"Natürlich hätte ich mich gerne gegen Brett McGinity für meine Niederlage in einem Vorbereitungskampf vor der DM revanchiert, aber ich war nach meinem Titelgewinn einige Tage lang krank und habe nicht so viel trainiert. Der Termin heute war für mich deshalb von der Planung her nicht ganz so günstig."

Noah Fischer, Boxing Villingen-Schwenningen:

"Der knappe Sieg von James McGivern geht in Ordnung. Er war etwas besser, machte auch die entscheidenden Treffer. Es war eine schwere Aufgabe für mich, die mir aber viel neue Erfahrung bringt."

Oliver Reis, Boxing Villingen-Schwenningen:

"Ich freue mich sehr über den Sieg gegen Shane O’Gorman. Meine Taktik ist aufgegangen. Ich wollte ihn zuerst kommen lassen und ihn dann mit schnellen Gegenangriffen überraschen." Maurice Zeller, Boxing Villingen-Schwenningen: "Schade, in diesem Kampf wäre für mich mehr möglich gewesen."