Felix Sturm will immer die Besten vor die Fäuste kriegen. Am Freitag steht er Martin Murray gegenüber.
Mannheim - Felix Sturm hat so richtig Spaß am Boxen. Schließlich ist der Kölner Superweltmeister. Und als solcher kann er sich aussuchen, gegen wen er antreten will. Satte 21 Monate lang. So verfügt es der Weltverband WBA. Der neueste Gegner, den Sturm will, ist der Brite Martin Murray. Mit ihm steigt er am Freitagabend (22.15 Uhr/Sat.1) in Mannheim in den Ring. Der Mann, so scheint es, ist so schlecht nicht, hat er doch seine 23 Profi-Kämpfe allesamt gewonnen und nimmt Rang drei in der WBA-Rangliste ein.
Ob er aber richtig gut ist, bezweifeln die Experten. In seiner Heimat ist Murray nur die Nummer drei im Mittelgewicht, weltweit gar nur an Position 32. „Sein Platz in der WBA-Liste ist ein Witz. Da gehört er nicht hin“, sagt Jean-Marcel Nartz, Vorstandsmitglied des Europa-Verbandes EBU. Dass in der Öffentlichkeit an seiner Gegnerwahl gemäkelt wird, bringt Sturm auf die Palme. „Ich finde es dreist, dass einige selbst ernannte Experten sich anmaßen, die Qualität von Boxern anhand irgendwelcher Ranglisten zu beurteilen“, schimpfte der Champion im „Hamburger Abendblatt“.
Sturm ist siegessicher
So richtig überzeugt scheint aber selbst Sturm von den Qualitäten seines Rivalen nicht zu sein. „Ich gehe davon aus, dass ich meinen Gegner deutlich schlagen werde“, mutmaßt der 32 Jahre alte Titelverteidiger. Seinen jüngsten Kampf gegen Murrays Landsmann Matthew Macklin gewann der Sohn bosnischer Einwanderer, obwohl ihn zahlreiche Beobachter als Verlierer gesehen hatten. Übrigens auch Co-Kommentator Axel Schulz. Der darf jetzt nicht mehr Fernsehexperte am Ring sein. Kritik wie vom britischen Ex-Weltmeister Lennox Lewis („Straßenraub“) wurmt Sturm. Deshalb will er endlich wieder glänzen. Schließlich ist der Superchampion, der 36 seiner 39 Profi-Kämpfe gewonnen hat, einer der weltbesten Techniker. Nur abrufen konnte er das zuletzt selten.
Seit der Trennung vom Hamburger Universum-Stall vermarktet sich Sturm selbst: eigener Chef, eigene Kohle. Früher musste er die Börse mit Promoter Klaus-Peter Kohl teilen. Seine Ankündigung „Ich will immer die Besten der Welt boxen“ blieb jedoch ein leeres Versprechen. Es scheint, als wären die Besten zu teuer oder zu gefährlich. Wie der Kasache Gennadi Golowkin. Der ist Weltmeister. Und das auch noch im selben Verband. Seit Monaten rennt Golowkin Superweltmeister Sturm hinterher, um ihn zu stellen und den Titelsalat zu beenden. „Die Frist, dass er gegen Gennadi antreten muss, läuft am 18. Dezember ab. Dann sind die 21 Monate rum. In der WBA-Order heißt es, dass er bis dahin gegen Gennadi hätte boxen müssen“, sagt Golowkins Manager Maximilian Hermann. In ihren Statuten hat die WBA gar nur 18 Monate festgelegt, nimmt die aber nicht so ernst. Sturm lehnte ein Duell mit Golowkin bislang ab. „Kein Interesse“, heißt es.
Klitschko: Golowkin ist klar besser als Sturm
„Für mich ist Golowkin klar besser als Felix Sturm“, sagt Schwergewichtschamp Wladimir Klitschko. Die letzte Pflichtverteidigung hat Sturm vor knapp zweieinhalb Jahren bestritten. Hermann: „Im nächsten Kampf muss er aber ran. Sonst ist er seinen Titel los.“ Dass die WBA in derselben Gewichtsklasse einen Superweltmeister, einen Weltmeister und noch dazu einen Interimsweltmeister führt, ist ohnehin ein Fall für die Couch. Oder ein Fall von Gier. Schließlich streicht der Verband bei jedem Titelkampf Tantiemen ein. „Das spricht alles nicht für die Serösität der WBA“, sagt Nartz. Gerüchte, für die Verleihung des Titels Superchampion seien schon mal 200 000 Dollar fällig, will man allerdings nicht glauben.