Sandra Boser, Staatssekretärin und Landtagsabgeordnete der Grünen, hat den Traditionsbetrieb in Hugsweier besucht. Geschäftsführer Christopher Rubin appellierte, die Lebensmittelversorgung nicht durch zu hohe Anforderungen zu gefährden.
Während ihres gemeinsamen Rundgangs durch die Rubin Mühle in informierte Christopher Rubin die Politikerin über die Arbeit seines Familienunternehmens, das an vier Standorten in Baden sowie im sächsischen Plauen Haferflocken für den nationalen und internationalen Markt produziert. Es wurde im vergangenen Jahr als ehrenamtsfreundlicher Arbeitgeber im Bevölkerungsschutz ausgezeichnet.
Im Gespräch mit der Kultusstaatssekretärin, wie aus einer Mitteilung aus Bosers Büro hervorgeht, unterstrich der Unternehmer die Bedeutung von Getreideprodukten als zentralen Baustein einer gesunden Ernährung. Dafür schaffe die Rubin Mühle GmbH und mit ihr die gesamte Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft eine breite Palette an Grundnahrungsmitteln.
Geschäftsführer kann die Kritik an Weizenprodukten nicht nachvollziehen
Rubin kritisierte das pauschale „Weizen-Bashing“, das zu dem Eindruck führe, dass Weizen ungesund sei. Bei solchen Diskussionen rund um die Ernährung seien jedoch wissenschaftlich fundierte Antworten und ein solides Grundlagenwissen über Nahrungsmittel in der Bevölkerung nötig. „Aber es fehlt den Menschen genau an diesen Basisinformationen über Lebensmittel, über das Kochen und ihre Ernährung allgemein. Dies sollte ihnen eigentliche staatliche Institutionen wie die Schulen vermitteln und dabei auch schon in Kindergärten beginnen,“ verdeutlichte Rubin, der auch Vorsitzender des Baden-Württembergischen Müllerbundes ist.
Denn man befinde sich in Deutschland in einer komfortablen Situation mit sicheren, preisgünstigen Lebensmitteln und sicherem Trinkwasser. Dessen müsse man sich jedoch bewusst sein und diese Versorgungslage nicht gefährden. Dem fügte Boser hinzu: „Das Land fördert mit dem Landeszentrum für Ernährung viele verschiedene Projekte auf allen Ebenen.“ So habe das Land beispielsweise die Kantinenrichtlinie überarbeitet oder unterstütze mit Hilfe der Landesinitiative „BeKi“ (Bewusste Kinderernährung) Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Personal und Eltern, um das Bewusstsein für ausgewogenes Essen und Trinken von Kindern zu stärken.
Versorgung wird erschwert
„Immer schärfere Höchstgehalte für Rückstände von Mykotoxinen beispielsweise erschweren die Versorgung, wenn die Erfüllung aller Anforderungen an den Rohstoff etwa in Jahren mit einer sehr feuchten Witterung nicht möglich ist,“ erläuterte der Produzent von Haferflocken das Dilemma der Lebensmittelhersteller.
Dies gelte auch für den Pflanzenschutz. „Anstelle mit pauschalen Reduktionszielen und erschwerten Zulassungsverfahren den chemischen Pflanzenschutz zu diskreditieren, müssen vielmehr Konzepte zu dessen Minimierung gefördert werden. Außerdem sollte die Politik die Zulassungsverfahren vereinfachen, damit rasch neue, innovative Wirkstoffe auf den Markt gebracht werden können, die umweltfreundlicher sind und punktgenauer wirken,“ forderte Rubin. In diesem Zusammenhang betonte er auch den Vorratsschutz, der eine Palette an Wirkstoffen benötige, um die Ernten zu schützen. „Eine Vereinfachung der Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel würde auch Anreize für die Wissenschaft bringen“, so Sandra Boser.
Betrieb und Verband
Die Rubin-Mühle
wird seit 335 Jahren von der Familie Rubin, heute in der 14. Generation, geleitet. An drei Standorten in Baden und im sächsischen Vogtland sind rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Die beiden Hafer-Schälmühlen und eine Vielzahl von Extrusionsanlagen bilden neben der klassischen Getreidemühle die Kernelemente der Produktion. Darüber hinaus werden in einer Mischerei- und Verpackerei Monoprodukte und Müslimischungen nach kundenspezifischen Vorgaben in Beuteln oder Schachteln abgepackt.
Der Baden-Württembergische Müllerbund
vertritt die Interessen von 110 Mühlen im Land, vor allem von inhabergeführten kleinen und mittelgroßen Familienbetrieben. Sie vermahlen hauptsächlich regionales Getreide und bieten den Menschen vor Ort Mehl, Grieß, Dunst und Schrot sowie Haferflocken und Müslis an.