Boris Becker bei seinem Wimbledon-Sieg 1985. Foto: dpa

Der rotblonde Deutsche und die Briten - diese Liebe, die 1985 in Wimbledon begann, hat sich nie abgekühlt. Nun erwägt Boris Becker sogar, britischer Staatsbürger zu werden. In Richtung Deutschland fallen ungnädige Worte.

London - Als Boris Becker 1985 über den Rasen von Wimbledon hechtete und das wichtigste Tennisturnier der Welt gewann, entbrannte eine große Liebe. Die Engländer schlossen den rotblonden Jungen aus Leimen in ihr Herz, als wäre es einer von ihnen. Und Becker lernte England lieben.

Jetzt will er sogar britischer Staatsbürger werden. "Am Ende werde ich mich sicher darum bemühen", sagte Becker am Mittwoch in der BBC auf die Frage, ob er Brite werden möchte. Und auf die Nachfrage des Reporters, ob das wirklich passieren werde, nickte der Deutsche: "Ja."

Becker fühlt sich in London wohl

Wimbledon, ein bürgerlicher Stadtteil im Südwesten Londons, sei seine berufliche Heimat seit 30 Jahren und seit ein paar Jahren auch seine private. Er hat ein Haus, in dem er mit Frau Lilly und Sohn Amadeus lebt, der Kleine geht in England in die Schule. "Wir fühlen uns wohl", betonte der 47-Jährige. Er ist dreimaliger Gewinner des Tennis-Turniers von Wimbledon und wurde vom Boulevard wegen seiner aggressiven Spielweise in beiden Ländern zu "Bumm Bumm Boris" gemacht. "Wir lieben Wimbledon sehr, die Leute behandeln uns mit Respekt", sagte Becker, den die Deutschen früher "Bobbele" nannten, am Mittwoch im BBC-Fernsehen.

In Deutschland war das einstige Idol zuletzt eher als Versager wahrgenommen worden: Sein Buch floppte, als Geschäftsmann agierte Becker eher unglücklich, sein Privatleben hatte er nicht im Griff. In einem Interview räumte er zuletzt ein, er habe "Schuldgefühle".

Mit Großbritannien scheint er es diesmal ernst zu meinen. Schon einige Tage zuvor hatte Becker in einem weiteren Interview mit dem Magazin "Radio Times" mit seiner deutschen Heimat gebrochen. "Ich lebe nicht in Deutschland, weil ich dort meine Privatheit völlig verloren habe", sagte Becker und fügte hinzu: "Ich bin kein nationaler Leibeigener. Die Deutschen meinen, sie hätten einen Anspruch auf mich, dass ich ihnen gehören würde."

"...dass ich stolz, Deutscher zu bin"

Becker kommentierte zwölf Jahre lang als Experte für die BBC das Wimbledon-Turnier. Wenn er englisch spricht, ist sein für deutsche Ohren seltsamer Singsang in der Stimme plötzlich weg. Und auch manche Inhalte, die aus seinem Mund kommen, hören sich völlig anders an, wenn er deutsch spricht. Vor weniger als zwei Jahren hatte der einstige Tennisstar und heutige Coach des Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic in einem Interview der ARD mit dem Satz Aufsehen erregt: "...dass ich stolz, Deutscher zu bin". Anschließend hatte Becker im Internet viel Spott für den Versprecher geerntet.

Nach deutschem Staatsbürgerschaftsrecht könnte Becker seine deutsche Staatsangehörigkeit unter bestimmten Bedingungen behalten, auch wenn er tatsächlich Brite werden sollte. Sein jüngster Sohn Amadeus sei in Großbritannien geboren, betonte er in dem BBC-Interview. In London lebt auch Anna Ermakova, Beckers uneheliche Tochter, die inzwischen als Model tätig ist. Die Söhne Elias und Noah Gabriel leben bei Beckers erster Frau Barbara in den USA.