Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) Foto: dpa/Marijan Murat

Kaum freie Termine und lange Schlangen vor Impfaktionen – Gesundheitsminister Manfred Lucha begründet den holprigen Start der Booster-Impfungen im Herbst mit einer fehlenden Studienlage.

Ravensburg - Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hat den holprigen Start der Booster-Impfungen im Herbst und die zeitweise langen Schlangen vor Impfaktionen mit einer fehlenden Studienlage begründet. „Dass Booster-Impfungen so dringend notwendig sein würden, wurde uns erst mit den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Studie aus Israel Ende Oktober klar“, sagte Lucha im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ (Samstag). Man habe die Impfstrukturen nun schneller anpassen müssen, als man gedacht habe.

Er gehe zudem davon aus, dass man die Impf-Infrastrukturen sicher bis Mitte 2022 benötigen werde, sagte Lucha der Zeitung. Man werde immer wieder weitere Booster-Impfungen im Abstand einiger Monate benötigen, um den Impfschutz aufrechtzuerhalten. „Das ist die Studienlage, die uns und unseren Experten bekannt ist.“

„Die hohen Strafen scheinen mir geeignet, die Impfquote zu erhöhen“

Zugleich sprach sich Lucha für eine Corona-Impfpflicht aus, die „ziemlich sicher im Frühjahr kommen wird“. Dabei sollte man sich aus Sicht des Gesundheitsministers an Österreich orientieren. Den dort geplanten Strafenkatalog für Ungeimpfte würde er ebenfalls empfehlen anzuwenden, wenn man die allgemeine Impfpflicht einführe. „Die hohen Strafen scheinen mir geeignet, die Impfquote zu erhöhen“, sagte der Grünen-Politiker.

Kritik an den Äußerungen Luchas kam von der FDP. Es sei weder erst seit sechs Wochen bekannt, dass der Impfschutz nach zwei Impfungen rasch nachlasse, noch sei erst seit sechs Wochen bekannt, dass boostern dagegen gut helfe, teilte der Fraktionsvorsitzende im baden-württembergischen Landtag, Hans-Ulrich Rülke, am Samstag mit. Israel habe im Juli mit dem Boostern begonnen und bereits im Sommer sei bekannt gewesen, dass eine dritte Impfung den Schutz enorm anhebe.