Der Bogenschützenclub Villingen-Schwenningen war erfolgreich bei den deutschen Meisterschaften. Bundesliga-Schützin Sarah Reincke erreichte in Solingen in der weiblichen Jugendklasse den sechsten Platz. Die Mastersmannschaft wurde Fünfter. Domenic Gölz belegte in der Herren-Kategorie Rang 29. Unser Bild zeigt (von links) Michael Heim, Jürgen Löchelt, Holger Gölz, Sarah Reincke und Dominic Gölz. Foto: BCVS

Bogenschießen: BC Villingen-Schwenningen leistet vorbildliche Inklusionsarbeit. Mit Interview

Seit vielen Jahren wird beim Bogenschützenclub Villingen-Schwenningen Inklusion großgeschrieben. Jürgen Löchelt, der Vorsitzende des 200 Mitglieder starken Clubs, möchte den Verein immer weiterentwickeln. In unserem Gespräch berichtet der 60-jährige Diplom-Sportlehrer auch über die positiven Nachwirkungen der Weltmeisterschaften für Menschen mit Behinderung 2015 in Donaueschingen. Der Villinger ist auch Referent im deutschen Behindertensportverband. Wir sprachen mit ihm.

Herr Löchelt, wie kamen Sie eigentlich selbst zum Bogenschießen?

Meine Tochter Patricia begeisterte sich vor vielen Jahren bei unserem Südfrankreich-Urlaub für das Bogenschießen. Zurück in Villingenn schloss sie sich dem BC Villingen-Schwenningen an. Allmählich wurde ich es dann leid, Patricia nur zum Training hinzubringen und wieder abzuholen. Also blieb ich gleich da und begann selbst mit dem Sport. Auch heute trainiere ich, insofern es die Zeit zulässt, noch so oft wie es geht.

Unter Ihrer Regie hat sich der Bogenclub positiv weiterentwickelt.

Nun, wir haben inzwischen 200 Mitglieder, darunter 20 Personen im Jugend- und im Erwachsenenbereich mit Handicap sowie vier Trainer. Der Umzug von der Niederwiesenstraße auf das ehemalige Übungsgelände der  französischen Garnison zwischen Villingen und Pfaffenweiler kam unserer Entwicklung sehr entgegen. Allerdings haben wir schon lange mit einem großen Problem zu kämpfen.

Dann lassen Sie mal hören. Was für ein Problem?

Wir müssen unsere Infrastruktur aufgrund der relativ hohen Mitgliederanzahl ausbauen. Der Boden, der in abgegrenzten Bereichen noch Schadstoffe aus Zeiten der militärischen Nutzung enthält, muss saniert werden. Über die Kostenverteilung diskutieren Stadt und Bund aber seit mehr als zehn Jahren. Es ist ein für uns sehr unerfreuliches und für niemanden mehr nachvollziehbares Thema.

Das Thema Inklusion ist für Sie seit Jahren ein großes. Was ist genau der Hintergrund?

Bogenschießen ist für Menschen mit Behinderung eigentlich ideal. Vielfach können vergleichbare Leistungen mit denen nicht behinderter Menschen erreicht werden.

Sie waren 2015 Cheforganisator einer sehr erfolgreichen Behinderten-Weltmeisterschaft in Donaueschingen. Was ist nachhaltig an positiven Ergebnissen geblieben?

Diese Weltmeisterschaft war für alle Beteiligten ein großer Erfolg. Erstmals wurden die Wettbewerbe nicht in einer Großstadt wie Bangkok, Turin oder Peking, sondern in einer eher ländlichen Umgebung ausgetragen. Wir hatten großartige Zuschauerzahlen. Der Ablauf war in dieser Woche perfekt. Besonders nachhaltig ist, dass viele Vertreter von Bogenvereinen, die unsere WM damals besucht haben, erkannten, wie es möglich ist, Menschen für ihren Sport und ihren Verein zu begeistern. Andere Klubs folgten somit unserem schon langjährigen Weg.

Ihre Bundesliga-Mannschaft hat bereits ein Mal die DM-Endrunde erreicht und in dieser Saison den Klassenerhalt geschafft. Wie wichtig ist die erste Mannschaft für Ihren Verein?

Diese ist natürlich das Aushängeschild und das Zugpferd für unsere weiteren Mannschaften, die in den anderen tieferen Ligen schießen. Unser Konzept des Bundesliga-Teams ist, dass wir vor allem auf unsere eigenen Talente und auf ambitionierte Nachwuchsschützen aus der weiteren Region setzen.

Was alles muss ein erfolgreicher Bogenschütze mitbringen?

Natürlich Talent, Geduld, Ausdauer und eine sehr hohe Konzentrationsfähigkeit. An der Schießlinie muss sowohl im Training als auch beim Wettkampf alles Störende ausgeblendet werden. 

Die Fragen stellte Michael Bundesmann

Info

Weitere Informationen

zum Bogenschützenclub gibt es bei Jürgen Löchelt, Telefon 07721/909041 oder E-mail: jloechelt@bcvs.de