Im Paradies? Nein, aber in der neuen Kinderkrippe im Bösinger Schulgebäude. Foto: Pfannes

Einen Blick in die Abteilung Sonnenschein wirft der Bösinger Gemeinderat, als er die Kinderkrippe im Bösinger Schulgebäude besucht, die Ende Januar ihren Betrieb aufgenommen hat.

Bösingen - Die Kinderkrippe ist die erste Station einer kleinen Rundfahrt, die vollendete Projekte in Bösingen und Herrenzimmern ansteuert. Diese Besichtigungstour ermöglicht, einen Eindruck zu bekommen, was 2019 und 2020 in der Gesamtgemeinde angepackt und umgesetzt wurde.

13 Projekte abgerechnet

Damit einher gehen anschließend die Abrechnungen von 13 Maßnahmen, die der Gemeinderat jeweils einstimmig genehmigt. Abgerechnet werden: Erschließung Pfarrbrühl (B.A.H.), Wohnbaugebiete "Breite Wiesen IV, 2. BA" und "Eschle Ost", Straßenbaumaßnahmen Schulstraße/Bergstraße und Siemensstraße, Parkplatzsanierung Ortsmitte Bösingen, Wegesanierung zur Burgruine Herrenzimmern, Feldwegsanierung Forchenwald, Sanierung Straßenbeleuchtung Bösinger Straße, Dachsanierungen Schule Bösingen, Turnhalle Herrenzimmern und kleine Halle Bösingen sowie Sanierung Rathaus Bösingen.

Mal mehr, mal weniger

Während etliche unter den Kostenberechnungen geblieben sind, gibt es aber auch Ausreißer nach oben. Die Gründe erläutern die anwesenden Fachleute, die Ingenieure Martin Weisser (Büro Weisser und Kernl, Villingendorf) und Bernd Ohnmacht (Ohnmacht Ingenieure, Sulz) sowie Architekt Harald Ganter (Ganter Architektur, Dunningen).

Prinzipiell lässt sich zusammenfassen, dass es ein beachtliches Programm ist, welches umgesetzt wurde. Und dies zum Teil in nicht einfachen Zeiten mit Blick auf bekannte Entwicklungen in Handwerk und Bau.

Viel Lob und ein Murren

Während die meisten Projekte vom Gemeinderat Lob erhalten, lässt sich jedoch ein vereinzeltes Murren nicht unterdrücken. Ein Murren, das mit Ohnmacht gepaart ist beim Blick auf so manches Ausschreibungsergebnis. Doch das Prozedere – Aufträge auszuschreiben, damit der günstigste Bieter den Zuschlag erhält – hat nicht der Bösinger Gemeinderat erfunden, sondern ist in Baden-Württemberg überall anzutreffen.

Unterschiede zu Kostenberechnungen, die Zeit, die zwischen eben jener, der Ausschreibung und der Vergabe liegt, aber auch Zusätzliches, das erforderlich oder sinnvoll ist, gewünscht und genehmigt wird, verändern hin und wieder die Zahlen in einer Weise, die nicht gefällt.

Ende einer zielführenden Finanzierungsart

Ein weiteres interessantes Detail ist den Ausführungen von Kämmerer Matthias Jetter zu entnehmen. Er spricht die Finanzierung außerhalb Haushalt an, die in Zeiten des bis 2019 geltenden Haushaltsrechts möglich war und mit den Abrechnungen der Wohnbaugebiete "Breite Wiesen IV, 2. BA" und "Eschle Ost" ihr Ende gefunden hat.

Ein Finanzierungsinstrument sei aufgegeben worden, das die Gemeinde über lange Jahre sinnvoll und verantwortungsbewusst angewendet habe. Im Zeitraum von 1986 bis 2021 seien insgesamt 18,724 Millionen Euro (29 Projekte) über diese Finanzierungsart, vorwiegend für Erschließungsmaßnahmen, abgewickelt worden. Jetter: "Die Zinsersparnis gegenüber einer normal kreditfinanzierten Abwicklung innerhalb des Haushalts war deutlich."

Doppik und schwarze Schafe

Der Kämmerer betont, dass nicht nur das Umstellung auf das aktuell geltende Haushaltsrecht (Doppik) die Sache sehr verkompliziert habe, sondern vor allem zweibeinige schwarze Schafe diese Art der Finanzierung in Verruf gebracht hätten. Deshalb sei eine Finanzierung außerhalb Haushalt von der Kommunalaufsicht nicht mehr gerne gesehen worden.

Voller Enthusiasmus

Doch zurück zum Beginn, zur Kinderkrippe. Deren Leiterin Jana Schmeh führt die Ratsrunde voller Enthusiasmus durch die Räume. Drei Gruppen, 30 Kleinkinder, ist sie mächtig. Bereits 26 Kinder besuchen sie und werden von sieben Erzieherinnen betreut und gefördert.

Die Einrichtung zeigt Liebe zum Detail. Dezente, ruhige Farben, aber auch Möbel und Accessoires Marke Natur werden an diesem Abend wohlwollend begutachtet. "Wir haben uns alle sofort wohl gefühlt", schwärmt Schmeh.

Bald rappelvoll

Nicht mehr lange, und die Krippe ist rappelvoll. Die Aufteilung in Fünf-Tages- und Drei-Tages-Kinder könnte an ihre Grenzen stoßen. Acht Fünf-Tages-Kinder pro Gruppe und je vier, die sich die anderen zwei Plätze teilen, sind (noch) Praxis.

Die Kinderkrippe fiebert auf jeden Fall den "Tag der offenen Tür" entgegen, der während des Bösinger Dorffestes vorgesehen ist: am Samstag, 25. Juni, von 15 bis 19 Uhr und am Sonntag, 26. Juni, von 13 bis 18 Uhr.

Erneut Dachsanierung

Bereits vor dieser Festivität wird der Schule aufs Dach gestiegen. Kein Unterfangen aus Jux und Tollerei, sondern Folge des Hagelsturms vom 28. Juni 2021.

Nach genauer Begutachtung der Schäden des eben erst Sanierten sei der Versicherung schließlich klar geworden, dass dies keine optische Beeinträchtigung sei. Loch an Loch, so Architekt Ganter, lassen sich als bleibende Schäden konstatieren.

Klettergerüst steht demnächst

Ebenfalls vor dem Dorffest-Happening dürfte das Klettergerüst vor dem Schulgebäude in voller Pracht dastehen. Auf Nachfrage von Bernadette Stritt, die wiederum von Bürgern darauf angesprochen worden sei, stellt Bürgermeister Johannes Blepp baldigen Vollzug in Aussicht.

Das alte Wendelinusheim

Voran gehen soll es gleichfalls mit der Sanierung des alten Wendelinusheims (Epfendorfer Straße 1). Der Gemeinderat vergibt die entsprechenden Gewerke. Das gesamte Projekt liegt in den Händen des allseits geschätzten Architekten Ganter. Die verschiedenen Gewerke gehen weg für insgesamt 116 000 Euro.

Im Haushaltsplan seien 120 000 Euro vermerkt, die März-Kostenberechnung habe 130 000 Euro betragen, erfährt die Ratsrunde. Überwiegend kommen einheimische Betriebe oder welche aus der Nachbarschaft zum Einsatz. Noch offen sei der Sonnenschutz, ergänzt der Architekt. Die Zahlen und das Gehörte werden als "sehr, sehr schön" vom Bürgermeister gelobt.

Umbau des alten Sportheims

Ein weiteres Projekt soll relativ fix begonnen werden: der Umbau des alten Sportheims des VfB zur Flüchtlingsunterkunft. Der Gemeinderat fasst deshalb einen Ausschreibungsbeschluss. Der Vergabebeschluss soll folgen, wenn es sinnvoll ist. Die Gesamtkosten des Umbaus werden mit etwa 38 000 Euro beziffert.

Ein Mietvertrag mit dem VfB wird ebenfalls einstimmig beschlossen. Die Mietkosten wird der Landkreis der Gemeinde erstatten. Kalkuliert wird mit monatlich 1155,73 Euro. Hinzu kommen Nebenkosten. Der VfB erhält für die Bereitstellung des Sportheims einen Anteil an der Kaltmiete.

Bisher hat nämlich das Landratsamt noch keine Gelegenheit gehabt, entsprechende Informationen an die Gemeinde gegeben, wie viele geflüchtete Menschen aus der Ukraine zugewiesen werden. Jenes wird nun Ende Mai erwartet.

Auf der Suche nach Flüchtlingsunterkünften

Während der Schultes informiert, dass bisher 18 Ukrainer in Bösingen privat untergekommen seien und weitere Wohnungen fehlen würden, teilt Matthias Jetter mit, dass es ein Angebot aus der Gemeinde geben würde, Wohnungen in einem Haus an zwei Flüchtlingsfamilien zu vermieten. Er empfiehlt den Verantwortlichen, schnell zu handeln, bevor dieses Angebot zurückgezogen werde.

Leerstände in beiden Ortschaften

Bernadette Stritt und Gudrun Müller, Bürgermeister-Stellvertreterinnen eins und zwei, regen an, die Bürger umfassend zu informieren. Die bisher zur Verfügung gestellten Wohnungen würden nicht ausreichen. Es gebe ja Leerstände in beiden Orten. Das Projekt mit dem Sportheim soll eine Gemeinschaftsunterkunft für zwölf Personen werden und sei keine Dauerlösung.

Angemerkt wird außerdem während der Diskussion, dass eine Containerlösung, von anderen Kommunen in der Flüchtlingskrise 2015/16 praktiziert, teurer kommen würde. Die Sportheim-Lösung sei ja zeitlich befristet, heißt es außerdem. Erst einmal auf drei Jahre, teilt der Bürgermeister mit.

Eine Ausfallbürgschaft

Und noch einmal ein Sportheim. Dieses mal jenes des SV Herrenzimmern. Der Gemeinderat erfüllt den Wunsch des Vereins und genehmigt eine Ausfallbürgschaft über 200 000 Euro, befristet auf zehn Jahre. Diese dient in erster Linie dazu, damit sich der Verein günstigere Kreditkonditionen sichern kann.

Eigenleistungen unter der Lupe

Eine Diskussion über die Eigenleistungen rundet diesen Punkt ab. Während Michael Bantle die Zahl (5500 Stunden) mit Blick auf die Gewerke und somit die Arbeiten, die anstehen, hinterfragt, teilt Jörn Pakeiser vom Verein mit, dass bereits 700 gebracht worden seien.

Gudrun Müller wirbt um Vertrauen in das Tun des SVH. Sie erwähnt, dass sich außerdem der Sportverein Gedanken mache, Einnahmen zu erwirtschaften. Dies mit Blick auf das Fest am 1. Mai, das Bürger gut angenommen hätten.