Aktionstag: Heimatpflegeverein Bösingen am 4. März in Villingen vertreten / Fahne und Kriegerdenkmal

Der Heimatpflegeverein Bösingen nimmt am Aktionstag Geschichte in der Region teil. Passend zum Thema "Epochenjahr 1918: Krieg, Revolution, Republik", präsentiert er Exponate, die mit der Geschichte des Ortes und seiner Bürger verwoben sind.

Bösingen. Der Verein mit seiner Vorsitzenden Bernadette Stritt an der Spitze präsentiert sich am Sonntag, 4. März, 11 bis 17 Uhr, im Franziskanermuseum in Villingen mit vielen anderen Vereinen, Institutionen und Personen. Neben Informationen zum in seiner Art einzigartigen Bauernmuseum in der Pfarrscheuer, das vor allem mit Jürgen Mansperger, Museumsleiter und jahrzehntelang Vorsitzender, sehr eng verbunden ist, bringt der Verein spezielle Ausstellungsstücke mit.

Zum einen wird die Fahne des Bösinger Militärvereins auffallen, zum anderen Fotos vom Kriegerdenkmal. Aber auch Feldpostkarten eines Bösinger Soldaten von 1915, spärliche Habschaften des späteren Schulrektors Bruno Polley aus russischer Kriegsgefangenschaft (1945 bis 1949), der überlebte, sowie Bücher vom Ersten Weltkrieg mit dazugehörigen Karten sollen ausgestellt werden.

Mit Militärverein und Kriegerdenkmal treffen in gewisser Weise zwei Seiten der großen Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts aufeinander. Triumph und Leid.

Blick auf den Militärverein

Noch während des Krieges deutscher Staaten unter preußischer Führung gegen Frankreich 1870/71 wurde das deutsche Kaiserreich gegründet (18. Januar 1871). Und in dessen Folge im ganzen Lande Militärvereine. Jener in Bösingen am 18. Oktober 1873.

Militärvereine strebten, so schrieb Burkhardt Schlesiger in einem ausgewogen formulierten Beitrag zur Ortsgeschichte im Rahmen der "Bösinger Schulskizzen" (Teil 23 aus dem Jahre 1993), ein "kameradschaftliches Zusammenhalten und die Fortpflanzung des militärischen Geistes" an. Besondere Gedenktage des Bösinger Vereins waren die Geburtstage des deutschen Kaisers, des württembergischen Königs und die Tage der württembergischen Siege im "Siebzigerkrieg", vor allem der "Champigny-Tag" am 2. Dezember (eine Schlacht im Rahmen der Belagerung von Paris). Nach 1918 wurde er jedoch nicht mehr gefeiert. Die letzte Hauptversammlung des Vereins ist am 31. Dezember 1944 registriert.

Hauptaufgabe des Vereins war jedoch – neben oben angedeuteter patriotischen Attitude – die finanzielle Unterstützung kranker und durch unverschuldetes Unglück betroffene Mitglieder. Eine Selbsthilfeeinrichtung also. Aktive Militärpersonen durften nicht aktive Mitglieder sein, konnten jedoch zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Der Verein nannte sich – die politischen Verhältnisse änderten sich ja mehrmals – ab 1921 Krieger- und Militärverein, ab 1933 Krieger-Kameradschaft Bösingen und wurde nach einer Veröffentlichung am 11. Januar 1946 von der französischen Besatzungsmacht aufgelöst.

Die Fahne des Vereins wurde vor den Franzosen ab dem 2. Dezember 1946 in der Kirche unter dem Dach versteckt. Sie hat die "Kirchenbühne" in den 70er-Jahren verlassen und wurde 1993 auf dem Bösinger Rathaus wiederentdeckt. Dort ist inzwischen das Archiv des Ortes angesiedelt.

Im Herbst 1922 eingeweiht

Das Kriegerdenkmal hat zwar auch seinen Standort mehrmals gewechselt, doch unsichtbar geworden war es nie. Die Gemeinde ließ nach dem Ersten Weltkrieg mit einem damals nie gekannten Leid ab 1920 ein Kriegerdenkmal herstellen. Es wurde im Herbst 1922 eingeweiht. Es stand zuerst auf dem Platz vor der Kirche im Schatten zweier Birken und eines Missionskreuzes. Es gestattete, so hieß es in einer Bösinger Chronik, einen "Einblick in das Wehe der hiesigen Bevölkerung". Auf dem Sockel liegt ein sterbender Soldat, dem ein Kamerad den letzten Dienst erweist. Die Namen der Gefallenen, Verstorbenen und Vermissten sind eingraviert.

Als 1938 die Pfarrkirche erweitert wurde, gab es einen Standortwechsel – hin zu einem Platz in der Dorfmitte bei der Pflanzschule, wo später die Raiffeisenbank stand. 1950/51 folgte ein weiterer Wechsel, als ein Gemeindehaus entstand. Das Denkmal kam auf den Friedhof und wurde erweitert, damit die Namen der Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs Platz fanden. Dort steht es heute noch und rückt jährlich am Volkstrauertag – wie in vielen anderen Gemeinden – in das Bewusstsein der interessierten Bevölkerung.

Zur gut erhaltenen Fahne des Militärvereins – die Fahnenweihe dürfte, so Burkhardt Schlesiger, um das Jahr 1880 erfolgt sein – gehören noch diverse Schleifen und ein Trauerflor, 1924 von der Gemeinde zum 50. Jubiläumsfest gestiftet. Die Fahne selber wurde damals restauriert und umgearbeitet.

Sie erinnerte seit Oktober 1924 an die Kriege 1870/71 und 1914/18. 1924 deshalb, da das Jubiläum im Oktober 1923 wahrscheinlich wegen der Hyperinflation in Deutschland nicht gefeiert werden konnte – eine weitere Folge des in Frankreich "Großen Krieges" genannten Weltkriegs mit seinen traumatischen Erlebnissen und Folgen für Kriegsteilnehmer und Angehörigen in der Heimat.   Der Aktionstag Geschichte ist ein Forum, bei dem Archive und Museen sowie Geschichts- und Heimatvereine, Geschichtswerkstätten und -initiativen aus der gesamten Region Schwarzwald-Baar-Heuberg sich und ihre Aktivitäten vorstellen.