Idylle im Abendlicht. Im Hofbosch startet im Frühjahr eine umfangreiche Ökopunktmaßnahme mit einem Eichenwald, drei Tümpeln und einem Bereich für Totholz. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Zahlen aus dem Wald und Aufforstungsprojekt im Hofbosch streifen sogar die Lyrik

Bösingen geizt nicht mit Schönheiten. Beim Bericht im Gemeinderat über Forsthaushalt und Ökopunkte wird bewusst, welcher Schatz in der Natur zu finden ist – und zeitnah angelegt werden soll.

Bösingen. Zuerst das Unerfreulichere, das Frank Kapahnke, Forstamt am Landratsamt Rottweil, Gebietsleitung Neckar-Albvorland, gleich zu Beginn in folgende Worte kleidet: "Dem Wald geht es nicht gut." Keine wirklich neue Nachricht, allein, sie betrifft die Gemeinde Bösingen genauso wie ihre Nachbarn.

Bürgermeister Johannes Blepp nennt die dazu passenden Stichworte: Sturmschäden, Trockenheit, Borkenkäfer, niedrige Holzpreise. Frank Kapahnke erwähnt in seinen Ausführungen das Überangebot an Rundholz, das die Holzpreise in Europa seit 2018 stark unter Druck setze. Ein kleiner Lichtblick: Die Nachfrage nach Frischholz komme derzeit langsam in Gang. Doch eine seriöse Prognose für 2021 könne er nicht geben.

Außergewöhnlich ist auf jeden Fall, dass im laufenden Jahr kein planmäßiger Hieb (2700 Festmeter sind jährlich im Zehnjahresplan vermerkt) erfolgen konnte. Dafür bis jetzt 4713 Festmeter, die unter zufällige Nutzung verbucht werden. Holz, dem sich die Waldarbeiter widmen müssen, vor allem Sturm- und Käferholz. Bis zum Jahresende könnten es sogar noch 5000 Festmeter werden.

Während Kapahnke im Zusammenhang mit dem 2020er-Forsthaushalt von einem kleinen Plus spricht, hat das Forstamt für 2021 in seinem Plan ein Minus stehen: 110 477 Euro. Ein großer Anteil der Ausgaben betrifft die Kulturen: 63 900 Euro. 62 000 Euro davon sollen in den Hofbosch gehen.

Weitere Ausgaben betreffen vor allem die Bereiche Holzernte 65 000 Euro, Waldschutz 25 050 Euro, Bestandspflege 10 000 Euro und Erschließung 20 000 Euro. 18 000 Euro sind für den Borkenkäfer reserviert. Geld, welches für die chemische Behandlung der Stämme erforderlich ist, die aus dem Wald gezogen wurden (Polter, also gesammeltes Holz am Waldrand, bereit für den Abtransport), damit der Käfer nicht ausfliegt.

Nebenbei: In diesem Jahr gab es relativ wenig Käferholz, dafür sehr viel Sturmholz. Fangbäume, so der Fachmann.

Stürmische Sabine

Als eine Folge der Februar-Stürme Sabine bis Bianca existiert im Hofbosch eine interessante Fläche, etwa 4,2 Hektar groß. Ein Eldorado für Ökopunkte. 332 000 könnten es werden, erfährt die Ratsrunde. Hier soll besagte Maßnahme zeitnah umgesetzt werden, wie Bernd Nickel, Leiter des Forstreviers Epfendorf, näher ausführt.

Auf dieser Sturmfläche soll ein Eichenwald entstehen (35 615 Quadratmeter), dazu gehören aber auch Winterlinde, Hainbuche, Spitzahorn, Elsbeere und Kirsche, drei Tümpel werden im nordöstlichen Teil angelegt, außerdem sollen die Waldinnenränder und Säume überwiegend naturnah verbleiben dürfen. Diese 5613 Quadratmeter sind im Bereich der zu entstehenden Tümpel und im südwestlichen Teil eingezeichnet.

Ein weiteres Schmankerl für Freunde der Natur: Etwa zehn Prozent Totholz auf dieser Sturmfläche (also etwa 3561 Quadratmeter) dürfen sich ungestört entwickeln. Da das Ergebnis dieses Vorhabens erst in etwa 120 Jahren zur Geltung kommt, erleben es Anwesende (wohl) nicht, haben jedoch ein Zeichen der Nachhaltigkeit, zur Freude der kommenden Generationen, gesetzt.

Herr des Verfahrens, das überwiegend im Frühjahr über die Bühne gehen soll, ist die untere Naturschutzbehörde, ausführendes Organ der Forst.

100 000 als Hausnummer

Da die Bepflanzung mit Wuchshüllen gesichert werden soll und diese, ästhetisch betrachtet, überhaupt nicht den Eindruck vermitteln, dass ein lauer Sommerwind Schmetterlinge beim Tänzchen über eine Blumenwiese begleitet, im Gegenteil, fällt das schnöde Wort des Soldatenfriedhofs. Da jedoch keine Reihenpflanzung vorgesehen ist, sondern eine Truppbepflanzung, dürfte das Ästhetisch-Bedenkliche nicht in voller Wucht anzutreffen sein.

Wichtiger bei diesem Projekt: Der Gewächshauseffekt der Wuchshüllen hat einst bei Bernd Nickel Eindruck hinterlassen. Jene haben also nicht nur eine Schutzfunktion vor gewissen Begehrlichkeiten der Tierwelt. Sie werden als sinnvoll betrachtet.

Der angesprochene Schatz im Hofbosch ist ein doppelter. Einerseits die Natur an sich, die von vielen Erholungssuchenden gerne besucht wird, andererseits die Zahl der Ökopunkte. Um einen Eindruck zu erhalten: Diese sei erforderlich für etwa drei Baugebiete. Aktuell im "Eschle" werden etwa 100 000 Ökopunkte benötigt, verdeutlicht Kämmerer Matthias Jetter.

Das Fazit von Rainer Hezel, Ökopunkte im Wald anzulegen, sei eine sehr sinnvolle Sache, erfährt keine Widerworte. Mit diesen will die Gemeinde auch keinen Handel treiben, sie also nicht verkaufen, sagt Bürgermeister Blepp. Natur und Wirtschaft. So hat und bekommt die Gemeinde Schätze.