Um die angemessene Sanierung des Gebäudes in der Kirchstraße 2 – vor allem des Westgiebels, aber nicht nur – wurde im Bösinger Gemeinderat lange gerungen. Nun ist die Zeit reif für Taten. Die Gewerke werden ausgeschrieben. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Sanierungen: Zwei Projekte nehmen Fahrt auf, ein drittes gerät nicht in Vergessenheit / Von Richtlinien und richtigen Formularen

Bösinger Schuldach, Giebelsanierung des ortsbildprägenden Gebäudes in der Kirchstraße 2 und Flursanierung im Herrenzimmerner Kindergarten: Der Bösinger Gemeinderat setzt sich mit drei Planungen auseinander und geht den nächsten Schritt.

Bösingen. Architekt Harald Ganter (Dunningen) stellt ausführlich die Planungen vor und darf sich nun um die Ausschreibungen kümmern. Bei einem Vorhaben jedoch besteht keine Eile.   Dachsanierung Bösinger Schule: Ein komplexes Vorhaben. Aus der Flachdach- soll eine Pultdachlandschaft werden. Die gesamte Dachfläche von 1965/66 ist von Schäden und Mängeln betroffen. Vor allem die Punkte Abdichtung, Dämmschicht, Entwässerung und Blitzschutzanlage spricht der freie Architekt an.

Die Gesamtkosten werden auf 431 000 Euro beziffert. Zwei größere Zuschüsse sollen der Gemeinde helfen, dieses Projekt zu stemmen. 144 000 Euro will die Gemeinde schultern, 144 000 Euro sind beim Ausgleichstock beantragt. Ein zweiter Antrag betrifft das Kommunalinvestitionsförderungsgesetz zur Verbesserung der Schulinfrastruktur; weil hier Bund und Land beteiligt und laut Verwaltung erst Anfang Februar entsprechende Richtlinien vorhanden sind, konnten noch keine ausgefüllten Formulare auf die Reise geschickt werden.

Die Verwaltung rechnet damit, dass beide Anträge frühestens im Juli bewilligt werden. Vorher darf jedoch nicht mit den Arbeiten begonnen werden. Und da eine Winterbaustelle als nicht sehr sinnvoll angesehen wird, soll die Ausschreibung der Arbeiten im November oder Dezember getätigt werden.

Die Übertragung der entsprechenden finanziellen Mittel im Haushalt der Gemeinde erweist sich als lösbar. Nach aktuellem Recht sowieso; hier wird ein Haushaltsrest gebildet. Und nach dem neuen, dem sich Bösingen ab 2019 zuwendet, auch. Dank einer "Frühstarter"-Regelung. 2020, wenn das neue Haushaltsrecht für alle Gemeinden im Ländle Pflicht ist, wäre es laut Kämmerer Matthias Jetter komplizierter geworden.

Während die Planung von Harald Ganter bei einer Nein-Stimme (Flachdach-Fan Bernadette Stritt) genehmigt wird, sprechen sich alle Ratsmitglieder für eine Ausschreibung Ende 2018 aus.   Kirchstraße 2: In der Ortsmitte von Herrenzimmern soll es dafür im Sommer schaffig zugehen. Harald Ganter spricht die Monate Juni bis September an. Was verständlich ist bei einer Fachwerkgiebelsanierung, bei der der komplette Bereich auf der Westseite offen sein wird.

Als geeignete Holzart empfiehlt der Fachmann Schwarzwälder Weißtanne und eine sägerauhe Oberfläche (nicht aalglatt), er erläutert die Vorzüge eines Kalkputzsystems für außen und eines Kalk- und Lehmputzsystems für innen (kein Zementputz). Er favorisiert beim Anstrich Lasur, jedoch keine dicke Schichten wie einst. Und er spricht sich für sechs Holzfenster im Westgiebel aus (Weißtanne). Das Fachwerk werde sich an zwei Stellen verändern, merkt Ganter noch an.

Weil sich mehrere Gemeinderäte für Kunststoff-Fenster einsetzen, soll bei der Ausschreibung der Gewerke Angebote für beide Varianten eingeholt werden. So der einstimmige Beschluss. Bei Kunststoff-Fenstern falle das regelmäßige Streichen des Holzes weg, argumentieren Ratsmitglieder wie Roland Noder, Wolfram Röhrig, Gotthard Mei und Josef Seifried.

Da das Gebäude an anderer Stelle bereits Fenster aus Kunststoff habe, überzeugen die Grundgedanken, die für Holzfenster sprechen, nicht restlos. Das Fachwerk authentisch zu halten und einen Anreiz zu schaffen, Fachwerk und Fenster regelmäßig zu pflegen, nennt Bürgermeister Johannes Blepp.

Im Haushaltsplan sind für die Kirchstraße 2 insgesamt 98 800 Euro eingestellt, seit Dezember 83 800 Euro plus 15 000 Euro aus 2017.   Flursanierung Kindergarten Herrenzimmern: Der dunkle Flur aus den Kindertagen des Gebäudes von 1963 soll moderner gestaltet werden. Damit einher gehen notwendige Sanierungen wie eine neue Elektrik (tageslichtabhängige Präsenzmelder, LED-Deckenleuchten) oder eine Verbesserung der schlechten Akustik (Holzlamellen, einzelne abgehängte Felder). Auch sollen Schiebetüren zu den Toiletten angebracht werden. Die bisherigen Türen versperren teilweise den Gang aus einzelnen WC-Kabinen. Von einem neuen Bodenbelag (Linoleum) ist außerdem die Rede. Generell sollen wärmere Farbtöne bevorzugt werden.

Die Kosten betragen laut Harald Ganter 20 884,50 Euro. Der erste Eindruck im Gremium, dass diese Maßnahme wie aus heiterem Himmel komme, trügt. Lediglich knapp 6000 Euro müssten noch nachfinanziert werden, so Matthias Jetter. 5000 Euro aus einem vergangenen Jahr (2016) und 10 000 Euro aus dem aktuellen Haushaltsplan existieren bereits.

Über die Fluchttürsicherung besteht dafür Gesprächsbedarf. Roland Noder bringt sein Fachwissen ein. Mit einer Variante, die laut Ganter in Irslingen bereits umgesetzt worden sei. Sinn sei, dass Kinder nicht unbeobachtet das Gebäude verlassen und Eltern und andere Erwachsene nicht einfach ins Gebäude kommen können.

Da diese Tür nicht für einen Apfel und ein Ei zu bekommen ist und erst noch die Frage geklärt werden muss, ob ein solcher Eingang Vorschrift sei oder der jetzige Bestandsschutz genieße, kommt dieses Projekt im Herbst bei den 2019er-Haushaltsplanberatungen erst wieder zur Sprache.

Wert wird im Gemeinderat außerdem darauf gelegt, dass regelmäßige Begehungen der gemeindeeigenen Gebäude erfolgen sollen, um nach und nach helfend einzugreifen, wenn Sanierungsbedarf ansteht. Ein Investitionsstau soll vermieden werden. Ein Vorgehen, dass Bürgermeister und Architekt ihrerseits bereits auf dem Schirm haben, wie Schultes Blepp versichert.