Fahrensmänner (und eine -frau) im Forst (von links): Frauke Kleemann, Olaf Berthold, Bernd Nickel und Frank Kapahnke. Fotos: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Forst: Rückegassenkonzept verteidigt / Fazit nach 15 Jahren

Die Nachricht war nicht erfreulich, überraschte aber auch niemanden mehr groß am Bösinger Ratstisch: Die Betriebsplanung 2020 für den Bösinger Forst weist, wie es sich im Vorfeld schon abzeichnete, erneut einen Verlust aus. Es sind allerdings mehrere Unwägbarkeiten mit im Spiel.

Bösingen (kw). Im deutschen Handelsrecht gilt das Vorsichtsprinzip: Ein Grundsatz, der besagt, dass bei der Bilanzierung alle Risiken angemessen berücksichtigt werden müssen. Auch im Kommunalbereich ist diese Bewertungsregel anzuwenden. Entsprechend vorsichtig agiert derzeit die Forstverwaltung bei der Erstellung der Betriebspläne für das kommende Jahr.

Die weitere Wetterentwicklung, der Borkenkäferbefall und der damit einhergehende Preisverfall beim Holz sind die großen Unsicherheitsfaktoren, die verlässliche Prognosen im Moment fast unmöglich machen. "Der Plan basiert auf niederen Preisen, wir haben keine Glaskugel, um hellzusehen", bat Oberforsträtin Frauke Kleemann, zuständig für die Gebietsleitung Schwarzwald-Neckar, um Verständnis.

Die Schadholzsituation habe mittlerweile ganz Europa erreicht, das sei die Besonderheit. "Doch wir bekommen für das Käferholz wenigstens noch Geld, deshalb jammern wir hier in unserer Ecke auf hohem Niveau", meinte die stellvertretende Leiterin des Forstamts Rottweil. Zu viert waren die Waldexperten diesmal zur Sitzung gekommen. Geballte forstwirtschaftliche Kompetenz saß mit am Tisch. Der Anlass: Aufgrund der Revierstrukturreform gibt es gravierende Veränderungen im Bösinger Revier. Nach dem neuen Zuschnitt wird dieses ab 2020 dem Epfendorfer Forstbezirk zugeschlagen.

Bernd Nickels Revier

Für den Bösinger Gemeindewald ist dann der Epfendorfer Förster Bernd Nickel zuständig. Er löst Olaf Berthold, der 15 Jahre den Forst in Bösingen betreute, ab. Wechseln wird ebenso die Zuständigkeit in der Leitung: Das neue Gesamtrevier Epfendorf/Bösingen untersteht zukünftig Frank Kapahnke – und nicht mehr seiner Stellvertreterin.

Der Forstamtsleiter stellte sich dem Bösinger Gemeinderat kurz vor. Auch Förster Bernd Nickel erzählte kurz aus seinem Lebenslauf. "Ich bin guter Dinge und freue mich auf die neue Aufgabe", äußerte der Nachfolger des bisherigen Revierförsters.

Olaf Berthold startete mit einem kurzen Überblick zum Jahr 2019. Mit 3500 Festmeter liege der Einschlag um 140 Prozent über dem Planansatz. Bis auf 200 Festmeter (Einschlag aufgrund der Verkehrssicherungspflicht) habe es sich um zufällige Nutzungen (Schadholz) gehandelt. Den Hieb an der Straße entlang habe er aus Sicherheitsaspekten nicht verschieben können, antwortete der Revierförster auf eine entsprechende Nachfrage von Gotthard Mei. Kleemann ("Nach drei tödlichen Unfällen durch umstürzende Bäume geht beim Land die Toleranzgrenze gegen Null") pflichtete Berthold bei. Die Kulturverjüngung sei gut vorangeschritten, hieß es.

2700 Festmeter

In 2020 liegt die Einschlagsmenge bei 2700 Festmeter. An der Waldkarte wurden die einzelnen Maßnahmen erläutert. In die planmäßige Nutzung werde man erst einsteigen, wenn der Preis sich erhole, "alles andere wäre Vermögensverschwendung", bekräf-tigte Kapahnke.

Das vorläufige Ergebnis 2020 weist einen Verlust von 30 000 Euro aus. Darin sind Erschließungsmaßnahmen (Bau von Rückegassen) in Höhe von 20 500 Euro enthalten. Bereits in früheren Sitzungen war das kostenverursachende Rückegassenkonzept des Försters Gegenstand von kontroversen Diskussionen gewesen. Ob es grundsätzlich Sinn mache, alle Rückegassen zu erhalten, fragte Ratsmitglied Daniel Glaser in die Runde. Berthold ("Das Holz muss ja raus") verteidigte seine bisherige Strategie und antwortete mit einem lauten, kräftigen Ja. Rückendeckung bekam er von der Forstamtsleitung. "Die Rückegassen müssen wieder auffindbar sein", bemerkte Kapahnke.

Gemeinderätin Gudrun Müller hob dennoch leicht den Zeigefinger und warnte: "Wir müssen aber auf die Kosten achten." Bürgermeister Johannes Blepp schloss nicht aus, dass Kosten eingespart werden müssten. Der Schultes stellte weiter fest: "Die Borkenkäferplage hat auch Bösingen erreicht, wir stehen im Forst vor einer großen Herausforderung." Blepp dankte dem ausscheidenden Bösinger Förster für seine langjährige Arbeit im Gemeindewald mit einem Geschenk.

Berthold blickte auf die 15 Jahre zurück und kam zu dem Ergebnis: "Der Bösinger Wald ist für die Zukunft gut gerüstet." Die Pflegerückstände beim Jungbestand seien aufgearbeitet worden. Der Baumbestand habe sich um zehn Prozent ("Das ist in dieser Zeit beachtlich") von Nadelhölzer zu Laubhölzer verschoben. Die ebenen Lagen seien allesamt mit Rückegassen erschlossen. Berthold erwähnte auch das eingeführte Borkenkäfermanagement.

Sachlichkeit und Blick auf die Zukunft seien für ihn wichtig gewesen, fasste er zusammen.