Von Haus zu Haus über der Bösinger Straße hängen Straßenlampen nach alter Gemeinde Sitte. Ihre Zeit sollte eigentlich Ende des Jahres ablaufen. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Feinbelag: Vollendung einer Straße nach vielen, vielen Jahren / Vom Verschwinden traditioneller Leuchten

Bösingen (apf). Für die einen sind Straßenbelagsarbeiten so attraktiv wie ein trockenes und somit hartes Stück Schwarzbrot, für andere verstecken sich hinter Römerweg, Merowingerstraße, Weg zur Burgruine und Lampen in der Bösinger Straße Anklänge an Lyrik.

Wie sollten sonst Sätze wie "Das ist der Weg in die gute Stube und hier liegt kein roter Teppich" von Ingenieur Martin Weisser (Büro Weisser und Kernl, Villingendorf) auf eine Frage von Bernadette Stritt nach der Notwendigkeit der Maßnahme gedeutet werden, als die Schwarzbelagserneuerung des Wegs zur Ruine im Bösinger Gemeinderat an die Reihe kommt? Die Kosten von 36 000 Euro für etwa 400 Meter tendieren dafür stark ins Prosaische. Zusammen mit Roland Noder, der eine Idee bei einem Ortstermin präsentieren will, soll außerdem das Problem des über den Weg laufenden Wassers nach Starkregen gelöst werden.

Auch Sagenhaftes kommt im Gemeinderat auf den Tisch, als über den Feinbelag für den Römerweg (17 000 Euro) und die Merowingerstraße (48 000 Euro) gesprochen wird. Weniger wegen des Geldes, sondern wegen der Anmerkung von Gotthard Mei. Er, Mei, spreche nicht von Sanierung, sondern von Fertigstellung. Bei einem Teil auf jeden Fall. Denn der Feinbelag gehöre zu den Erschließungskosten.

Damals, vor etwa 30 Jahren, sei auf jenen verzichtet worden. Wahrscheinlich um den frischen Straßenbelag nicht gleich wieder wegen des Schwerlastverkehrs zu ramponieren. Dann waren die Häuslebauer fertig. Doch die Gelegenheit, den Feinbelag aufzubringen, wurde so manches Mal – mindestens dreimal, so Weisser – aus diversen Gründen und wegen unterschiedlicher Haushaltslagen nicht genutzt. Erfreulich auf jeden Fall, dass der Asphalt all die Zeit gehalten habe. Normal seien 15 bis 20 Jahre, ergänzt der Ingenieur. Um die jeweiligen Arbeiten soll sich – einstimmig – die Firma Gebrüder Bantle (Bösingen) kümmern.

Nicht auf die Schnelle, obwohl schon länger im Gespräch, scheint sich die Angelegenheit mit der Beleuchtung in der Bösinger Straße, vom "Pflug" ortsauswärts, zu bereinigen. Auf diesem Teil der Ortsdurchfahrt hängen die Straßenlampen über der Straße und verströmen für Nostalgiker das Flair der 50er-Jahre oder aber manch einer amerikanischen Stadt der Gegenwart. Das Ziel, Ende 2018 komplett im 21. Jahrhundert angekommen zu sein, dürfte kaum erreicht werden, teilt Ingenieur Weisser mit. Er spricht diverse Schwierigkeiten unteririscher Art bei einer Umsetzung an und gibt außerdem zu bedenken, dass die Frage der Lampenstandorte auch nicht an einem Nachmittag beantwortet werden kann. Diskussionen seien zu erwarten, da überwiegend Hofflächen in Frage kommen.

Roland Noder zeigt sich mit diesen Informationen wenig begeistert. Er, so Noder, habe es Bürgern versprochen, sich darum zu kümmern. Vergangenes Jahr habe es geheißen, 2018. Und wenn es 2019 werden sollte, dann müsse zeitnah eine Notbeleuchtung gemacht werden. Jedenfalls an den dunklen Stellen, wo Lampen fehlen. Martin Weisser merkt noch an, dass ein entsprechender Sperrvermerk im Haushalt erst seit einigen Wochen weg sei. Immerhin erhält der Ingenieur nahezu postwendend den Planungsauftrag vom Gemeinderat. Einstimmig. Die Arbeiten sollen in der Septembersitzung vergeben werden.

Anklänge ins Lyrische erlauben sich Anwesende dann wieder, als über die Sanierung des Gebäudes in der Kirchstraße 2 gesprochen wird. Konkret die Farbgebung von Fassade, Fensterrahmen und Umrandung derselben. Statt des rustikalen "Ochsenblut" (Johannes Blepp) spricht Architekt Harald Ganter (Dunningen) lieber von "Bordeauxrot". Dies sei etwas dezenter als ersteres. Die Fassade solle in Cremefarben gehalten sein, die Umrandung der Fenster eine Nuance des besagten Bordeauxrots bekommen. Außerdem ist sich die Ratsrunde einig, Fenster zu streichen. Weiß ist hier der Favorit. Genau die gleiche Farbe wie die sechs neuen Kunststoff-Fenster.

Nebenbei: Die Giebelsanierung hat begonnen. Hervorstechende Botschaft dabei: Der Westgiebel befinde sich in einem katastrophalen Zustand. Von verfaultem Holz spricht Architekt Ganter und davon, dass lediglich der Innengips noch alles zusammengehalten habe. Alles andere als die oben genannten lyrischen Momente.