Zufriedenheit und Dankbarkeit: Alfred Weiss feiert heute seinen 70. Geburtstag. Foto: Hölsch Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Alfred Weiss feiert 70. Geburtstag / 40 Jahre Bürgermeister / Blick auf ein glückliches und zufriedenes Leben

Bösingen-Herrenzimmern. Alfred Weiss ist ein glücklicher Mensch und feiert am heutigen Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Zufriedenheit und Dankbarkeit – schöner lassen sich kaum Gesundheit, eine Ehefrau mit Pfiff, Kinder mit ordentlichen Berufen, gesunde, aufgeweckte Enkel, die Oma und Opa regelmäßig besuchen, sowie ein beruflich erfülltes Leben auf den Punkt bringen.

Im Januar 2015 endete nach 40 Jahren die berufliche Karriere als Bürgermeister der Gemeinde Bösingen. Keine Minute sei ihm der Abschied schwergefallen, sagt Alfred Weiss. Er habe sich gleich auf das Pensionärsdasein umstellen können. Alfred Weiss ist nicht in ein Loch gefallen, sondern er hat die guten Wünsche und Geschenke – vor allem Reisen – bei seiner Verabschiedung zeitnah in die Tat umgesetzt.

Immer gewisser Freiraum

Hilfreich für dieses elegante Wechseln in den nächsten Lebensabschnitt waren neben seiner Persönlichkeit zwei Dinge. Während seiner Zeit als Schultes hat er nie komplett auf seine Hobbys verzichtet, sich immer einen gewissen Freiraum erhalten. Sich nicht von seinem Amt ausschließlich und sogar während des Urlaubs vereinnahmen lassen. Zum Krafttanken und zum Abschalten immer wieder ein Sonntagnachmittag am Bodensee beim Segeln oder eine kleine Radtour.

Ein zweiter Aspekt ist das Abgeben aller Ämter und jeder beruflichen Tätigkeit. Der Schnitt war vor knapp vier Jahren radikal und klar. Von zwei kleinen Ausnahmen einmal abgesehen: Alfred Weiss kümmert sich ums "Bussle" des örtlichen DRK und beim Patroziniumsfest der Marienkapelle um Zeltaufbau und Getränke.

Erfüllung im Beruf

Seinen Hobbys kann er nun intensiver und zu angenehmeren Zeiten nachgehen. Unter der Woche ist es einfach entspannter und weniger überlaufen am schwäbischen Meer. Ungeheuer Spaß macht es ihm, das Heranwachsen der kleinen Enkel zu verfolgen und im Hintergrund an ihrer Entwicklung mitzuwirken. Damals, als seine zwei Kinder im ähnlichen Alter waren, waren die Zeiten anders.

Ein weiteres Geschenk ist das Vergessen. Alfred Weiss fällt trotz Nachdenkens an die Zeiten seit Oktober 1974 nur Positives ein. Überwiegend. Er zieht ein erfreuliches Fazit. Hat er Erfüllung im Beruf gefunden? Die Antwort fällt kurz und knapp aus: "Ja!"

Alfred Weiss erinnert sich gerne an die Dienstbesprechungen am Donnerstagmorgen mit den "Technikern", den Ingenieuren und dem Bauhof. An viele Diskussionen, wie über die ersten Gedanken eines größeren Projekts, an das weitere Begleiten desselben, oder aber an einfache Hilfestellungen (wie den richtigen rechten Winkel für die Festbühne und an den Satz des Pythagoras).

Alfred Weiss liegt das Praktische und Technische von Haus aus im Blut. Er schätzte es ungemein, dass seine Arbeit als Bürgermeisters nicht nur eine reine Verwaltungsarbeit im Rathaus war. Und Bösingen bot ihm hierfür die ideale Gemeindegröße.

Alfred Weiss erinnert sich aber ebenso gerne an die Donnerstagmittage, an die Dienstbesprechungen im Rathaus mit Michael Hardtmann und Matthias Jetter, als über die Finanzen und die Möglichkeiten der Gemeinde diskutiert wurde.

All diese Gespräche mit den unterschiedlichen Fachleuten haben Sicherheit gebracht. Gegenüber dem Landratsamt, der Rechtsaufsicht, im Gemeinderat, mit Bürgern, draußen vor Ort.

Als hilfreich im Berufsleben hat sich erwiesen, dass Alfred Weiss in Kindheit und Jugend ein offener Blick in die Praxis ermöglicht wurde (oder dass er ihn ermöglichen musste): aufgewachsen in einer Metzgerei und im landwirtschaftlichen Betrieb der Großmutter. "Geht nicht, gibt’s nicht": Diese Devise prägte Alfred Weiss und ließ ihn jederzeit nach Lösungen suchen. Das Zusammenspiel von Verwaltung und Technik bereitete Spaß und erwies sich als Kraftquell besonderer Güte all die Jahrzehnte.

Ein Rätsel bleibt

Dabei begann seine Amtszeit in den wilden 70er-Jahren. Die Tinte gerade trocken, Bösingen und Herrenzimmern frisch getraut, der junge Schultes 26, im Prinzip hätten alle Gemeinderäte seine Väter sein können, statt maximal mit Hunderttausender wurde nun im Haushalt mit Millionen gerechnet – aufregende Zeiten, jene nach der Gemeindereform.

Viele Personen haben Alfred Weiss beruflich all die Jahrzehnte begleitet. Herausheben oder besonders erwähnen möchte er keinen. "Wichtig waren alle. Jede Epoche hatte andere Aufgaben gehabt." Und somit andere Protagonisten.

Das eine Geheimnis für reibungslose Zusammenarbeit gibt es nicht. Das Verhältnis zwischen beiden Ortsteilen war und ist nicht immer stabil, manchmal sogar fragil. Doch es hat sich bewährt, mit vorausschauender Politik zu verhindern, dass gewisse Dinge zum Ausbruch kommen. "Das ist bei uns gut gelungen", sagt Weiss. Es wurde hinbekommen, dass bei der Aufgabenerfüllung Äquivalenz geschaffen wurde.

Dennoch: Es bleiben Rätsel. Wie jenes von 1994. Im Zusammenhang mit der 1000-Jahr-Feier wurde das Bösinger Rathaus umgebaut und diente somit eine Zeitlang nicht als Tagungsstätte des Gemeinderats. Als dann wieder traditionell jede zweite Sitzung in Bösingen stattfand, hat ein Gemeinderat gefragt, ob denn nun die in Bösingen ausgefallenen Sitzungen nachgeholt würden. Somit also in Herrenzimmern das Ratszimmer zeitweise geschlossen bleibt. Für Weiss bis heute nicht klar, ob diese Frage Ernst oder Jux gewesen war.

Schnelllebige Zeiten

Er ist froh über ein gutes Verhältnis zu seinem Nachfolger, Johannes Blepp. Mit Blick auf die Gegenwart und die vergangenen Jahre stellt der Jubilar fest, dass "wir in einer schnelllebigen Zeit leben". Bürger, Wünsche und Möglichkeiten hätten sich geändert. Das ist seit 2015 aber nicht mehr sein Ressort. Gleichgeblieben sind dafür die Anforderungen, die sein großer Garten an ihn und seine Familie stellt. Und die Freuden, die er ihnen schenkt.