Einzige Feuerwehrfrau in Herrenzimmern – Annalena Gapp: "Mit Männern ist die Arbeit einfach stressfreier." Foto: Cools

Annalena Gapp ist die einzige Dame in der Herrenzimmerner Feuerwehr. Zehn Einsätze im Jahr 2017.

Bösingen-Herrenzimmern - Polizistin, Elferratsmitglied Feuerwehr- und Powerfrau – Annalena Gapp engagiert sich nicht nur für ihren Ort, sondern zeigt auch, dass Frauen sich in männerdominierten Milieus nicht verstecken müssen.

Der Opa war in der Feuerwehr, der Papa auch, also ist der Weg für die Jugend ganz klar vorgezeichnet. Der Unterschied: Annalena Gapp ist die einzige Frau in der Herrenzimmerner Feuerwehrabteilung. "Geh mal beiseite und lass die Männer arbeiten" – so etwas hat sie glücklicherweise noch nie gehört.

Im Gegenteil, die 21-Jährige sagt: "Mit Männern ist die Arbeit einfach stressfreier, die sind einfacher gestrickt." Bei Frauen gebe es meistens Zickenkrieg. "Mit Männern in der Umgebung muss man weniger denken", sagt sie lachend. Und davon hat sie bei der Feuerwehr gleich rund 40 um sich herum.

Schon in der Jugendfeuerwehr sei sie das einzige Mädchen gewesen. Mit zwölf Jahren war sie das erste Mal bei einer Probe. Die Situation ist also nicht neu für sie. Auch werde sie nicht anders behandelt als die anderen Feuerwehrkameraden.

Sie erinnert sich noch genau an ihren ersten Einsatz: eine Überschwemmung beim Reitstall. "Ich war wahnsinnig aufgeregt, aber alles ist glatt gegangen", erinnert sie sich.

Sie hat schon viel gesehen

"Man darf halt nicht etepetete sein", stellt Gapp klar. Wer gleich wie alle anderen behandelt werden will, der muss auch mitanpacken können und sich nicht zieren, besonders bei der Feuerwehr. Nur die leichte Arbeit erledigen und am Rand des Geschehens stehen? Bei Einsätzen unvorstellbar und auch nicht umsetzbar. "Da zählt nur der jeweilige Fall", sagt Gapp.

Harte Einsätze und Grenzerfahrungen ist sie aus ihrem Job bei der Polizei gewöhnt. Auch nächtliche Einsätze lassen sie nicht einmal mit der Wimper zucken. Manche sagten scherzhaft, wenn man bei der Polizei und beim Rettungsdienst oder der Feuerwehr ist, sei man "blaulichtgeil", erzählt sie lachend.

"Bei der Polizei habe ich schon viel gesehen, und ich traue mir viel zu", sagt Gapp. Wenn bei einem Einsatz alle angerannt kämen, bleibe sie meist ruhig. Auch den Stress kennt sie von der Arbeit gut.

Was ihr doch an die Nieren gehe, seien Fälle, in denen Kinder verletzt würden. "Die sind am schwierigsten. Da nimmt man schon was mit nach Hause", gibt sie zu. Umso wichtiger sei das Feierabendbier nach einem Einsatz. "Nein, wirklich. Ich finde, die Nachbereitung kommt oft zu kurz, dabei ist sie so wichtig", weiß die Herrenzimmernerin. Wenn man sich mit den Kameraden über die Fälle austausche, gewinne man Abstand.

Ein echter "Vereinsmeier"

Gapp hat die Ausbildung zum Truppmann, oder -frau, und Truppführer absolviert. Als nächstes steht für sie der Atemschutzlehrgang an. Solange sie diesen nicht gemacht hat, kann sie bei einem Einsatz nicht im Angriffstrupp sein, der als erster zum Einsatz kommt. Für den Lehrgang fehlte ihr bisher die Zeit. Kein Wunder, ihr Job fordert viel von ihr.

Annalena Gapp kann man durchaus als einen richtigen "Vereinsmeier" bezeichnen. Früher hat sie in der Damenmannschaft des Sportvereins Herrenzimmern Fußball gespielt, war im Modellsportclub und spielte Saxofon im Musikverein. Alles musste sie aus Zeitgründen beenden.

Seit diesem Jahr ist sie auch noch im Elferrat der Herrenzimmerner Narrenzunft. Das sei eine wahrhaftige Schnapsidee gewesen, meint sie lachend. Auch dort ist sie derzeit die einzige Frau. "Mir gefällt einfach der Zusammenhalt und das gemeinsame Organisieren von Festen", erzählt sie, wie sie dazu kam.

In der Feuerwehr ist sie größtenteils aus einem Grund: wegen des Gemeinschaftsgefühls im Dorf. Im vergangenen Jahr hatte die Herrenzimmerner Wehr gerade einmal zehn Einsätze, zu denen sie gerufen wurde – verhältnismäßig entspannt.

Und wenn es doch mal hektisch wird, dann ist da ja noch Annalena Gapp, die für Ruhe sorgt. "Die Kerle hab ich schon gut im Griff", sagt sie zwinkernd in ihrer gewohnt lässigen Art.