Aufgereiht und auch nach fast 25 Jahren nahezu genauso farbenfroh wie 1994. Foto: Schwarzwälder Bote

Wappen: Pferderumpf und aufsteigender Eber in der Helmzier / Fazit: Ritter beim "Mittelaltertag" sind echt

Es hat etwas von einer Sisyphos-Arbeit, doch es scheint gelungen. Karl Kimmich hat sinnbildlich den Felsblock den Berg hinaufgerollt – und die Wappen der "Dienstherren" derer von Zimmern identifiziert und verifiziert.

Bösingen-Herrenzimmern. Zwar sind es nicht 14 Nothelfer, aber doch treu Ergebene der Herren von Zimmern. Lange verschollen, tauchen ihre Wappen seit 1994 bei den Mittelalterfesten an der Burgruine Herrenzimmern auf. Damit Zweifler – sind es echte Wappen? – keine Oberhand gewinnen, hat sich Heimatforscher Karl Kimmich auf Recherche begeben. Zwar sind die Wappen in der Zimmerischen Chronik genannt und gezeichnet, doch da diese Quelle aus dem 16. Jahrhundert nicht nur mit "knallharten" geschichtlichen Fakten aufwarten kann, sondern ebenso über einen "literarischen" Teil verfügt, der in der Regel häufig dazu diente, das Ansehen derer von Zimmern zu mehren, ist es angebracht, sich anderweitig zu informieren.

Dies hat der ehemalige Bösinger Rektor, der mittlerweile als stellvertretender Vorsitzender des Geschichts- und Kulturvereins Herrenzimmern unzählige Veröffentlichungen über das Geschlecht derer von Zimmern publiziert hat, getan, sich in Fachliteratur und Wappenbüchern sowie diversen Archiven und Bibliotheken kundig gemacht. Dabei hat Karl Kimmich das 11. bis 15. Jahrhundert "bereist". Er kam in eine Epoche, in der Herrenzimmern sogar ein "Städtlein" war, bevor es zu Beginn des 14. Jahrhunderts angegriffen wurde. Zeiten, in denen die Herren von Herrenzimmern an "höheren" Höfen dienten, und niedere Adlige bei ihnen.

Und eben diese wurden auf zwei Seiten der Zimmerischen Chronik verewigt. Fotographien von den Wappen übergab vor etwa 25 Jahren Edith Bantle den "Wikingern". Schmiedemeister Erhardt Bantle leitete die Gruppe zur Herstellung der Schilde an, "Wikinger" Klaus Birkholz bemalte diese nach Vorlage der Zimmerischen Chronik. Zu bewundern waren sie das erste Mal 1994 bei der 1000-Jahr-Feier der Gemeinde, und dann immer wieder bei den Mittelalterfesten, die in der Regel seit 2000 alle zwei Jahre Menschen in großer Zahl anlockten.

Die Wikinger, ein Club aus Herrenzimmern, organisierte dieses aufwendige Fest in den Anfangsjahren, mittlerweile haben sich der Geschichts- und Kulturverein und Bürger des Ortes dieser Herausforderung angenommen. Im Mittelpunkt stehen – neben der Burgruine – sicherlich die Ritter. Nicht alle, aber doch die meisten. Als da wären: Justingen, Thannegg, Fliher, Waldstrasser, Schenkenberg, Ow, Burgberg, Seedorf, Branthoch, Leinstetten, Ramingen, Behringen, Wintzlow, Boll und natürlich Zimmern. In der Regel einstige Ortsadlige.

Ein Junker kauft ein

Beeindruckend (und eigentlich logisch) ist es, dass die meisten in unmittelbarer Nachbarschaft von Herrenzimmern beheimatet waren (und sind). Hier einige Beispiele: Ein Junker von Justingen hatte um 1300 das halbe Dorf Bösingen gekauft (Wappen: Pferderumpf, seit 1933 das Ortswappen). Die Thanneggs lassen sich mit Dunningen und Rottweil in Verbindung bringen. Bei Schenkenberg darf sich Epfendorf angesprochen fühlen. Die Ow waren einst in Rottweil als Komturen (Leiter der Johanniter) stark vertreten. Burgberg liegt bei Königsfeld (das wiederum erst um 1800 gegründet wurde). Seedorf und das ehemalige Wasserschloss bedürfen keines besonderen Hinweises. Bei Branthoch wurde Karl Kimmich in der Gegend von Rosenfeld fündig.

Etwas diffiziler stellte sich "Wintzlow" heraus. Da Winzeln, so Kimmich, nie Ortsadlige hatte, ist es nicht jenes Dorf bei Fluorn, sondern eine Ansiedlung im heutigen Zollernalbkreis. Bemerkenswert: Das Wappen von Nusplingen ähnelt jenem derer von Wintzlow. Boll ordnet der Heimatforscher dem Bollershof bei Hausen ob Rottweil zu, Areal der heutigen Maximilian-Kolbe-Schule.

Für die Besucher des gut gefüllten Bürgersaals in Herrenzimmern enden hier zwei interessante und amüsante Stunden. Amüsant deswegen, weil der Referent seine Botschaften leicht und launig serviert, interessant, weil selbst Historiker und Heraldiker ihr Wissen auffrischen und überprüfen können, wenn über Investiturstreit, Lehen, Reichsstädte, sprechende Wappen und aufsteigende Eber in der Helmzier gesprochen wird.