Johannes Blepp (links) und die Räte lauschen den Worten von Frank Kapahnke (Zweiter von links) und Bernd Nickel. Fotos: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Begehung: Bösinger Räte im Forst

4000 Festmeter Sturmholz, massive Borkenkäferschäden, aufgearbeitete Waldflächen, wegen Corona nicht verkaufte Holzpolter und eine große finanzielle Chance bei einer Wiederaufforstung: Die Bösinger Gemeinderäte kehrten mit interessanten Erkenntnissen von der Waldbegehung zurück.

Bösingen (kw). Ein größerer Autokorso schlängelte sich am Donnerstag durch den Bösinger Forst. Aufgrund der Corona-Bestimmungen durfte jedes Fahrzeug nur mit zwei Personen besetzt sein. An der Spitze der Kolonne fuhren Förster Bernd Nickel und Forstamtsleiter Frank Kapahnke. Beide sind erst seit Anfang des Jahres für die Bösinger Wälder zuständig.

Neben wissbegierigen Ratsmitgliedern und der Verwaltungsspitze waren auch etliche Jäger der Gemeinde mit dabei. Erste Station: das Gewann "Dorfer Holz", wo überwiegend Tannen stehen beziehungsweise standen. Denn zwei Stürme zu Beginn des Jahres haben dort eine stattliche Schneise geschlagen und nicht wenige Tannen zu Fall gebracht.

Der Förster berichtete von einem "schonenden Vorgehen" bei der Beseitigung der Schäden. Damit habe man die vorhandene Verjüngung weitgehend erhalten können. Das Ergebnis könne sich sehen lassen, meinte er. Verwaltung und Gemeinderat sahen dies ebenso.

Als Ersatz sollen dort wiederum Tannen (Kapahnke: "Die sind gut geeignet, auf die setzen wir hier") gepflanzt werden. Ergänzt wird die Aufforstung zudem mit einem Teil Buchen.

Was der Borkenkäfer anrichten kann, zeigten die Forstleute an einem Privatwald im Distrikt "Hofbosch". Die Situation für die vielen Privatwaldbesitzer sei nicht einfach, räumte Nickel ein. Vom Borkenkäfer befallenes Holz, so der Forstamtsleiter, müsse zeitnah aus dem Wald gebracht werden. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass sich der Käfer in der Nachbarparzelle ausbreite.

Eine Fläche von vier Hektar fiel im "Hofbosch" (Richtung Beffendorf) dem Sturm zum Opfer. Recht schnell seien die Schäden mit dem Vollernter aufgearbeitet worden, um es zügig verkaufen zu können, berichtete Nickel.

"Jetzt geht nichts mehr"

Die Corona-Krise habe der Gemeinde einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Jetzt geht nichts mehr", beklagte er und zeigte auf das zur Abholung aufgestapelte Frischholz, für das es im Moment aber keine Nachfrage gibt. Mit Wehmut betrachteten die Ratsmitglieder die größeren Holzpolter am Wegesrand.

Der Leiter des Forstamtes gab bekannt, dass im Kreis jetzt Nasslager eingerichtet würden. Für die Wiederaufforstung mit Eichen ("Für Tannen ist es kein guter Standort") schätzte Kapahnke Kosten in Höhe von 100 000 Euro. Diese Summe könnte mit 50 Prozent gefördert werden.

Eine andere Variante sei aber wesentlich lukrativer: Über die Bepflanzung mit Eichen könnten auf der bisher als Fichtenwald bewerteten Fläche 360 000 Ökopunkte geschaffen werden.

Bei einem angenommenen Preis von 70 Cent pro Punkt komme man auf einen Wert von 252 000 Euro. Die auf diese Weise generierten Ökopunkte könnten verkauft oder bei eigenen Erschließungsmaßnahmen eingesetzt werden. Bürgermeister Johannes Blepp sprach von einer großen Chance für die Gemeinde, aber auch für den Wald. Die Ausgleichsflächen würden knapper werden, stellte er fest und erinnerte an die Erschließung von "Eschle Ost II" in Herrenzimmern.

"Wir sind eine wachsende Gemeinde und brauchen Ökopunkte. Das Geld wäre gut angelegt", warf Rainer Hezel ein. Kämmerer Jetter erinnerte an die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Haushalt und deutete das Dilemma an: "Wir haben die 100 000 Euro nicht, doch die Sache wäre sinnvoll."

Im Zuge der Haushaltsberatungen werde man sich jedenfalls damit beschäftigen, kündigte Blepp an.