Schmotziger: Geben und Nehmen / Während Schultes Blepp in Herrenzimmern ins Joch muss, verliert er in Bösingen den Schlüssel

Auf Schultes Johannes Blepp warten traditionell schwere Stunden am Schmotzigen. In Herrenzimmern geht’s ins Joch, in Bösingen muss er den Rathausschlüssel abgeben.

Herrenzimmern/Bösingen (hh/theo). Burgnarren in Begleitung des Narrenrats, Musikkapelle unter Leitung von Alexander Higi, Garde und eine große Anzahl der Einwohnerschaft von Herrenzimmern marschierten zum Rathaus und stürmten den Ratssaal.

Obwohl sich der junge und starke Kerl wehrte, erwies sich die Übermacht als zu mächtig und steckte Johannes Blepp ins Joch. Zunftmeister Martin Stern freute sich, und die schönen Damen tanzten. Alle jubelten vor Freude, die Musikkapelle vom "Pfudihafa" wartete mit den Klängen des Zimberschen Burgnarrenmarsches auf, und der Ex-Schultes wurde in die Festhalle verfrachtet.

Dort wartete bereits eine ganze Schar extrem durstiger Damen auf den "Weibertrunk". Binnen kürzester Zeit waren 47 Literflaschen Wein von Weibern abgeholt und der Inhalt vernichtet worden. Manche nahmen gleich zwei Viertele mit.

Dieser Vorgang geht auf einen alten Brauch aus der Zeit vor 1800 zurück, als die Gemeinde an der Fasnet jedem Weib zwei Schoppen Wein spendiert hatte. In jüngster Neuzeit wurde er wieder lebig gemacht. Allerdings heißt die Devise nun: ein Viertele pro Dame.

Doch damit nicht genug. Jedenfalls nicht für Johannes Blepp. Kaum dass er selber an dem Nass genippt hatte, musste er schon Ortsteil II ansteuern. In Bösingen stellte der Angelverein den Narrenbaum beim Narrenbrunnen für die Speckmockelzunft auf. Viele Bürger und Fasnetsgruppen bekundeten ihre Anteilnahme bei dieser Zeremonie.

Die Musikkapelle, verstärkt von der Jugendkapelle, unter Leitung von Volker Bantle spielte auf. Kaum endete die "Narrenbaumstellung", begann die Amtsenthebung des Schultes. Narrenpräsident Günther Stritt von der Speckmockelzunft forderte und bekam den Schlüssel von Blepp.

Stritt lobte den "Ex-Schultes": "Er hot bei is scho einiges g’schafft, d Feierwehr hot sich zemma grafft, ’s Geld fürs Sportheim isch au locker g’macht, I hoff ’s hot it scho wieder im Ortsteil kracht!".

Der Bürgermeister entschuldigte sein Säumen und blickte voraus: "Der Burgnarr ließ mich nun doch entwischen, zuvor musste ich dem ›Pfosta‹ noch – unfallfrei – einen Sekt auftischen. Natürlich: Im Rathaus wäre ich gerne noch viel länger geblieben. Aber eine Horde von Narren hat mich halt gnadenlos vertrieben. So gibt es nun neue Herrscher, einen neuen für jedes Rathaus, der eine heißt Günther, der andere Schultes heißt Klaus. Doch alles ist vergänglich, der Aschenmittwoch liegt nicht fern."