Sprudelmannen: Es gibt Momente, da erklären sich Spitznamen von selbst. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerball: Selbstironisch und für nichts zu schade: Herrenzimmerner Bürgersleit’ beweisen einmal mehr ihre Kreativität

Bösingen-Herrenzimmern. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Das ist auch in Herrenzimmern nicht anders. Kein Wunder also, dass beim Bürgerball so einige Narrenstückle ins Rampenlicht gerückt wurden.

Der Burgnarr, diesmal verkörpert von Gustl Gapp, und der Büttel, den wohl niemand besser mimen könnte als Klaus Bihl, waren als Vortragende der Missgeschicke jedoch keineswegs davor gefeit, selbst aufs Korn genommen zu werden.

Nicht selten spielte der Alkohol bei den Pannen eine Rolle. So berichteten sie etwa davon, wie die Idee, des Nachts auf dem Nachhauseweg bei einem Freund einen Absacker zu trinken, mit einer Ladung Pfefferspray im Gesicht endete, oder wie ein Vater vor lauter Denken an ein kühles Bier den eigenen Sohn im Auto vergaß und einschloss. Dass so mancher Herrenzimmerner von Zeit zu Zeit konfus ist, bewiesen die Erzählungen Bihls von einem Bürger, der vergeblich versuchte, das Mobilteil des Festnetztelefons mit der Freisprechanlage im Auto zu verbinden, zwei Hochzeitsgästen, die die Einladung nicht so genau gelesen hatten und nach Böhringen statt nach Bochingen fuhren, sowie von einem Ehemann, der seiner Herzensdame zur Weihnachtszeit einen Adventskalender schenken wollte, die Aufschrift "fürs Kätzchen" aber wohl ein wenig anders interpretiert hatte als die Macher es vorgesehen hatten.

Leonie Gapp und Zunftpräsident Klaus Stern hielten weitere peinliche Geschichten, in eine zarte Melodie und humorige Reime verpackt, parat und schreckten weder vor der eigenen Familie zurück, noch davor, die Wurzel des Übels beim Namen zu nennen: "Dir duat de Schnaps it guat."

Dem Thema Alkohol widmeten sich ebenfalls die Narrenratsfrauen. Sie traten als gute Jahrgänge von der "Eschle Traube 1986" bis zu "Alde Gapp Hochheimer Südhang 1970" auf. Dass die Herrenzimmerner trotzdem allzeit schlagkräftig und -fertig sind, zeigten die Boxer der Männertanzgruppe. Wie Dating heute geht und dass sich die örtliche Wirtschaft – Ralf Imhof und Antje Seifried mimten die Betreiber – doch prima zum "Pflugshippen" eignet, erklärte Simon Seifried, der wie Barney Stinson in der Serie "How I met your mother" sein "Playbook" voller Tipps und Tricks zum Aufreißen mitgebracht hatte, drei allseits bekannten Herrenzimmernern (verkörpert von Markus Stern, Andreas Flaig und Florian Müller) sowie Bürgermeister Johannes Blepp, dargestellt von Ronny Hierlmeier, der ebenfalls ins Rennen um "Traumfrau" Fabian Seifried ging.

Weniger ums Durst- als vielmehr ums Brandlöschen ging es bei der großen Garde, die mit Feuerwehrschlauch und Wasserpistolen angerückt war und einen feurigen Showtanz zeigte. Dem stand die mittlere Garde, die unter dem Motto Piloten für einen sicheren Flug mit Akrobatikeinlagen sorgte, in nichts nach. Mit an Bord des Fluges waren zudem prominente Gäste, etwa Florian Silbereisen (Fabian Seifried) und Ross Antony (Chris-Andy Schulze), die die Programmpunkte ansagten.

Dass die Herrenzimmerner schaffen können und den Rhythmus im Blut haben, zeigten die Trommler erneut auf beeindruckende Weise. Perfekt aufeinander abgestimmt und ohne einen Patzer brachten sie Verkehrsschilder, Rohre und Tonnen zum Klingen und das Publikum damit zum Mitklatschen.

Im Finale bewiesen die Herrenzimmerner dann, dass sie zurecht Sprudelmänner genannt werden und Experten fürs Flüssige im Allgemeinen sind. Die Narrenräte nahmen kräftige Schlucke aus den Wasserflaschen und mutierten zu Klängen der Titanic-Titelmelodie zu lebendigen Springbrunnen, bei denen mehr als nur manches Tröpfchen von einem zum anderen sprang und die Fräcke ordentlich nass wurden.

Die Zuschauer genossen diesen Höhepunkt mit einer Mischung aus Widerwillen und Faszination und bekamen beim Ausmarsch auch den einen oder anderen Spritzer ab. Die Abkühlung dürfte jedoch willkommen gewesen sein, denn später forderte Alleinunterhalter Guschte noch zum Tanz auf. Da lassen sich die Herrenzimmerner nicht zweimal bitten.