Rechenschaftsbericht: An den 2017er-Haushaltszahlen lässt sich nicht herummäkeln – im Gegenteil

Bösingen (apf). Wenn Michael Hardtmann ins Schwärmen gerät – ein Mann der Zahlen –, dann hat das seinen Grund. Die Bösinger Gemeinderäte sind Zeuge, als der Kämmerer die Jahresrechnung 2017 präsentiert.

Mit Beifall überschüttet wird er jedoch nicht. Dies hebt sich die Runde für das Jahr 2019 auf. Falls es dann erneut Rekorde zu vermelden gibt. Fünf Bestmarken fallen aktuell beim Blick auf das 2017er-Zahlenwerk auf: höchstes Haushaltsvolumen (10,818 Millionen Euro, bisheriger Rekord: 10,475 Millionen Euro anno 2016)), höchstes Gewerbesteueraufkommen (1,655 Millionen Euro, bisheriger Rekord: 1,224 Millionen Euro anno 2016), höchste Zuführungsrate (1,892 Millionen Euro, bisheriger Rekord: 1,584 Millionen Euro anno 2013; geplant waren einst 725 000 Euro), höchste Nettoinvestitionsrate (1,741 Millionen Euro, bisheriger Rekord: 1,422 Millionen Euro anno 2013) und geringster Schuldenstand (1,143 Millionen Euro, 2016 waren es noch 1,294 Millionen Euro). Alles markante Merkmale eines Gemeindehaushalts nach den Vorgaben der Kameralistik.

Die Zuführungsrate gilt als wichtigster Gradmesser der Leistungsfähigkeit eines Haushalts, ist das erwirtschaftete Geld aus dem Bereich Verwaltungshaushalt, der für laufende Aufgaben und Personal zuständig ist. Nettoinvestitionsrate ist die Summe, die nach Abzug der Kredittilgung übrig bleibt. Also das Geld, das für neue Investitionen ohne Einschränkung zur Verfügung steht.

Je weniger Schulden, desto geringer die Tilgung. Am Ende des Jahres 2017 waren es noch 344,52 Euro pro Kopf. Zum Vergleich: 2007 lautete die Zahl 679,19 Euro.

Und die schönen Zahlen – übrigens im sechsten Jahr in Folge, in der der Haushalt der Gemeinde "sehr, sehr gut" ausgefallen ist (Hardtmann) – haben außerdem ermöglicht, der Rücklage, die Anfang 2018 über 2,04 Millionen Euro verfügt, Gelder zuzuführen (687 634,24 Euro), statt ihr 345 000 Euro zu entnehmen, wie noch bei den Beratungen im Herbst 2016 gerechnet wurde.

Zwei Schmankerl am Rande

Hardtmann lobt die "sparsame, wirtschaftliche Haushaltsführung" und spricht von einer "ganz tollen Geschichte". Er weist aber gleichfalls darauf hin, dass Jahre kommen, die weniger gut ausfallen. Eine Botschaft, die die Ratsrunde – so der Eindruck – verinnerlicht hat. Schließlich werden die Aufgaben und Ausgaben nicht weniger. Gedacht wird an die Eigenkontrollverordnung (Kanal), aber auch an die relativ personalintensiven Bereiche Kindergarten und Schule.

Kleine Schmankerl am Rande. Die 2017er-Zahlen warten selbst im kleinen Bereich mit Positivem auf. Da ist einerseits der Posten Integration von Flüchtlingen. Ein Novum 2017. Es gibt 1235 Euro für jeden anerkannten Flüchtling. Vier sind es 2017 in Bösingen. Und da ist die Waldwirtschaft. Die schwarze Null, die Revierleiter Olaf Berthold üblicherweise im Gemeinderat als Zielvorgabe nennt, ist keine mehr. Zumindest nicht für 2017. Hier nennt Hardtmann ein Plus von 37 000 Euro (Zum Vergleich: Geplant waren 15 000 Euro).

Als auch noch Kämmerer zwo, Matthias Jetter, mitteilt, dass die Finanzierungen außerhalb Haushalt weiter reduziert wurden – bei drei Verträgen, die die Gewerbegebiete Pfarrbrühl II, erste und zweite Erweiterung, sowie das Wohngebiet Berg IV betreffen –, um 240 000 Euro auf nun 557 000 Euro, ist Zufriedenheit im Ratszimmer zu spüren.

Bürgermeister Johannes Blepp weiß, dass derzeit Gemeinden von der "absoluten Boomphase" profitieren, und mahnt, auch künftig auf Ausgabendisziplin zu achten.

Schließlich, und dies sagt jetzt niemand, ist der 2018er-Haushalt der letzte seiner Art. Dann kommt das neue Haushaltsrecht, die Doppik, die in anderen Bundesländern nicht unbedingt nur zum Frohlocken geführt hat.

So ist Rainer Hezels Ansporn an Michael Hardtmann (Beifall in einem Jahr) durchaus umsetzbar. Wer weiß denn schließlich, was ab 2019 ist.