Raketen steigen in den Himmel über Balingen. Soll das in Zukunft verboten werden? Foto: Deregowski

Eine Verbotszone für Böller, Raketen und andere Pyrotechnik will Gemeinderat Dominik Ochs (SPD) in Balingen umsetzen. Stattdessen könnte er sich die Organisation einer großen Feier für alle vorstellen.

Bereits kurz nach seiner Wahl zum Gemeinderat sprach sich Dominik Ochs (SPD) im Gespräch mit unserer Redaktion für ein Verbot von Feuerwerksraketen und anderer Pyrotechnik in der Balinger Innenstadt aus. Dafür wollte er sich im Gremium einsetzen.

 

Aus seiner Sicht als Fachkraft für Veranstaltungstechnik und Pyrotechniker sprechen viele Faktoren für eine Feuerwerksverbotszone in der Innenstadt. Wie es damit kurz vor Silvester aussieht, haben wir in Erfahrung gebracht.

Das spricht dagegen „Pyrotechnik birgt ein erhebliches Gefahrenpotenzial“, sagt Ochs. „Krankenhäuser und Notaufnahmen werden jedes Jahr mit Verletzungen durch fehlgeschlagene Zündversuche überlastet.“ Hinzu komme, dass die Kombination von Sprengstoff und Alkohol erfahrungsgemäß problematisch ist.

Auch der Müll am nächsten Morgen ist für den Gemeinderat ein guter Grund, auf privates Feuerwerk zu verzichten. „Viele Menschen lassen die Überreste ihrer Silvesterraketen einfach auf der Straße liegen.“

Das sorge nicht nur für ein unschönes Stadtbild, sondern führe auch zu erheblicher Mehrarbeit für die Mitarbeitenden des Bauhofs. Hinzu kommt die Entsorgung von Blindgängern – insbesondere bei Feuerwerksbatterien. „Wenn eine Kammer nicht richtig zündet, bleibt das Schwarzpulver enthalten und stellt eine erhebliche Gefahr dar“, weiß Ochs. „Die Entsorgung solcher Blindgänger ist komplex und nicht ungefährlich.“

Zum Wohl der Tiere

Ein weiterer Grund, der aus Sicht des Gemeinderats gegen das Zünden von privatem Feuerwerk spricht, ist das Tierwohl. „Haustierbesitzer können bestätigen, dass Silvester für Tiere eine Zumutung ist“, meint Ochs. „Eine Freundin von mir verbringt die Neujahrsnacht oft bei ihren Pferden, um sie vor Verletzungen durch Panik zu schützen.“ Das kennt er auch aus eigener Erfahrung. „Auch meine Katze reagiert jedes Jahr mit großer Angst. Wildtiere wie Vögel, Rehe, Füchse oder Eichhörnchen sind ebenso stark betroffen.“

Falsche Lagerung

Und nicht zuletzt: Viele Menschen wissen nicht, wie übrig gebliebene pyrotechnische Artikel korrekt gelagert werden müssen. Unsachgemäße Lagerung könne das Schwarzpulver instabil machen und eine Gefahr für Leib und Leben darstellen.

Die Einfuhr illegaler Pyrotechnik aus dem Ausland ist ein wachsendes Problem. Diese Artikel werden nicht geprüft, sind nicht von der BAM (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung) zugelassen und bergen unberechenbare Risiken.

In der Tübinger Altstadt gibt es bereits eine Feuerwerksverbotszone aufgrund der Brandgefahr. Auch bei uns besteht eine solche Gefahr, insbesondere für Autos, Fenster, Dächer und Photovoltaikanlagen. Denn alles, was hochgeschossen wird, fällt auch wieder herunter.

Großes Feuerwerk für alle Was wäre eine Alternative? „Mein Vorschlag wäre eine Ersatzveranstaltung auf dem Messegelände in Balingen“, schlägt Ochs vor. „Diese könnte eine Art Mini-Festival sein, mit: ein paar Bands, einem kleinen Weihnachtsmarkt, idealerweise betrieben von Balinger Vereinen, und einem professionellen Großfeuerwerk von 10 bis 15 Minuten Dauer um Mitternacht.“ Ein solches Feuerwerk sehe nicht nur wesentlich besser aus als die Kleinstfeuerwerke, die man als Laie kaufen kann, sondern sei auch sicherer und umweltfreundlicher.

Sichere Abschusszonen

„Zusätzlich würde ich gerne sichere Abschusszonen einrichten, in denen Feuerwerk ohne Gefahr für Tiere, Gebäude oder andere Gegenstände gezündet werden kann“, so Ochs. Hierzu müsse er sich allerdings noch mit der Stadtverwaltung abstimmen.

Antrag im Gemeinderat Im Gemeinderat wurde bisher noch nicht darüber gesprochen, berichtet Ochs. Das Thema sei bislang nur innerhalb seiner Fraktion zur Sprache gekommen. „Ich werde den Antrag aber auf jeden Fall im Gemeinderat einbringen.“

Momentan arbeitet er an der Organisation des Großfeuerwerks. Einige Angebote von Pyrotechnikern liegen bereits vor, und die Technik stehe ebenfalls, berichtet Ochs. „Aktuell bin ich auf der Suche nach Sponsoren, um die Veranstaltung zu finanzieren. Um den städtischen Haushalt zu entlasten, möchte ich zusätzlich externe Förderer gewinnen.“ Nach den Haushaltsberatungen will er einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat stellen.

Sobald die Finanzierung gesichert ist, plant er, sich mit den Balinger Vereinen zusammenzusetzen, um herauszufinden, ob Interesse an der Bewirtung dieser Festivität besteht.