Boeings neuer Jumbo-Jet 747-8 hat am Montag ihren Jungfernflug erfolgreich bestanden.
Everett - Boeings neuer Jumbo-Jet hat seine Feuerprobe bestanden. Am Montag absolvierte die 747-8 ihren Jungfernflug. Als erstes ging die Frachtversion in die Luft. Knapp vier Stunden kreiste die Maschine über der Westküste der USA und landete am späten Nachmittag (Ortszeit) wieder sicher auf dem Werksgelände in Everett nahe Seattle. Damit hat Boeing wieder eine Sorge weniger: Im Dezember hatte der problembehaftete Langstrecken-Flieger 787 Dreamliner erstmals abgehoben. Die 747-8 ist Boeings Antwort auf den Riesenflieger A380 des Rivalen Airbus. Auf die Passagiervariante 747-8 Intercontinental müssen die Kunden allerdings noch bis Ende 2011 warten. Die weitaus begehrtere Frachtversion, für die 76 Bestellungen in den Büchern stehen, soll ab Ende 2010 ausgeliefert werden. Nur 32 Order liegen dagegen für die Passagierversion vor. Wie beim Konkurrenzmodell A380 war auch die Entwicklung des neuen Jumbo von Pannen überschattet. Das Flugzeug liegt rund ein Jahr hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Boeing schätzt die Mehrkosten auf 1 Milliarde Dollar. Im Gegensatz zur völlig neu entwickelten A380 ist die 747-8 eine neue Version des seit Jahrzehnten fliegenden Jumbo-Jets. Bereits beim Jungfernflug des komplett neu konstruierten Dreamliners hatte es erhebliche Verzögerungen gegeben, insbesondere auch wegen neuer leichter Verbundwerkstoffe, die das geläufige Aluminium abgelöst haben. Boeing hat einen Teil der Technik in den Jumbo-Jet übernommen. Wegen Nebels und dichter Wolken musste der Start der 747-8 um zweieinhalb Stunden verschoben werden. Dadurch fiel der Flug etwas kürzer aus als ursprünglich veranschlagt. „Das Flugzeug verhielt sich wie erwartet“, resümierte Chefpilot Mark Feuerstein nach der Landung. In den kommenden Tagen und Wochen gehen insgesamt drei Jumbos in die Luft, um die Tests abzuschließen. Die Maschinen müssen in mehr als 1600 Flugstunden beweisen, dass sie sicher sind. „Es liegt noch einiges an Arbeit vor uns“, sagte der Leiter des 747-Programms, Mo Yahyavi. Der neue Jumbo ist im Wesentlichen immer noch der gleiche Flieger, der schon 1969 in Dienst ging. Er ist aber länger und dank neuer Triebwerke auch leiser und spritsparender als alle Vorgängertypen. Das letzte Mal hatte Boeing den Jumbo-Jet Mitte der achtziger Jahre grundlegend modernisiert und als 747-400 auf den Markt gebracht. Die neueren Maschinen unterscheiden sich gegenüber ihrem Urahn äußerlich vor allem durch das verlängere Oberdeck. Im Gegensatz zum Airbus A380 ist der Jumbo-Jet aber nicht durchgängig zweistöckig. Die 747-8 überragt mit einer Länge von 76,3 Metern die Vorgänger um knapp 6 Meter. Die Kapazität des Frachters steigt um 20 auf 140 Tonnen; in der Passagiervariante steigt die Zahl der Sitzplätze durchschnittlich um rund 50 auf 467. Maximal kann die Maschine mit einer Tankfüllung 14 815 Kilometer fliegen und damit etwa die Strecke London - Singapur in einem Rutsch bewältigen. Mehr als die Hälfte der weltweiten Luftfracht wird nach Angaben des Herstellers in Jumbo-Jets transportiert. Für die geringere Zahl der Bestellungen für die Passagiervariante wird auch die Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht, in der viele Fluglinien kostspielige Neuanschaffungen vermeiden. Airbus hat die Frachtversion seiner A380 wegen der verhaltenen Nachfrage sogar ganz auf Eis gelegt. Die Deutsche Lufthansa ist der Erstkunde für die Passagierversion. Sie ist mit 20 Jumbos auch der größte Abnehmer. Ab 2011 sollen die Maschinen nach und nach eintreffen. Derzeit fliegen bereits 30 der Vorgängertypen auf den Interkontinental-Strecken.