Boris Schmid ist Finanzdezernent des Schwarzwald-Baar-Kreises und Geschäftsführer des Zweckverbands Pflegeheim Haus Wartenberg.Foto: Landratsamt Foto: Schwarzwälder Bote

Senioren: Zweckverband will ein Gebäude für Betreutes Wohnen erstellen / Geschäftsführer erläutert Pläne

Blumberg. Der Zweckverband Pflegeheim Haus Wartenberg, der in Blumberg schon das Pflegeheim Haus Eichberg betreibt, will nun gegenüber auch ein Gebäude für Betreutes Wohnen erstellen.

Herr Schmid, der Blumberger Gemeinderat hat beschlossen, dass der Zweckverband Pflegeheim Haus Wartenberg nun in Blumberg auch ein Gebäude für Betreutes Wohnen bauen und betreiben kann. Dafür wurde die Verbandssatzung geändert. Der Verband verfolgt das Vorhaben schon länger, wie ist der Stand?

Gegenüber dem verbandseigenen Pflegeheim "Haus Eichberg" haben wir als Verband von der Stadt Blumberg bereits ein Grundstück gekauft, das 3652 Quadratmetern umfasst.

Wie viel Nutzfläche soll das Gebäude erhalten, wie viele Zimmer sind geplant?

Die reine Wohnfläche für das Bauvorhaben liegt bei rund 1450 Quadratmetern. Geplant sind 24 betreute Wohneinheiten zwischen 51 und 68 Quadratmetern verteilt über drei Stockwerke mit jeweils sechs Wohneinheiten. Zudem ist eine Teilunterkellerung mit einer Tiefgarage vorgesehen.

Betreutes Wohnen gibt es in Blumberg seit vorigem Jahr auch von der Awo. An wie viele Plätze für Betreutes Wohnen ist gedacht? Welche Überlegungen gibt es für die anderen Zimmer oder Wohnungen?

Die Wohnanlage ist als reines Betreutes Wohnen gedacht, so dass neben den 24 betreuten Wohneinheiten kein weiteres Angebot vorgesehen ist.

Was sind die Gründe, weshalb sich der Zweckverband in Blumberg auch als Bauherr und möglicher Betreiber von Betreutem Wohnen engagieren will? Oder entsteht da fast schon so etwas wie eine Überkapazität?

Der Zweckverband betreibt seit vielen Jahren erfolgreich das Haus Eichberg mit seinen 48 stationären Pflegeplätzen in Blumberg. Die demografische Entwicklung zeigt in vielen Städten und Gemeinden, dass ein zusätzlicher Pflegebedarf für die älter werdende Bevölkerung schon entstanden ist und noch weiter zunimmt, so auch in Blumberg. Dabei muss man sehr genau zwischen den verschiedenen Pflegeangeboten unterscheiden. Denn für viele ältere Menschen ist es ein sehr schwieriger Schritt, in ein rein stationäres Pflegeheim einzuziehen. Aus diesem Grund gibt es eine ganze Reihe von Pflegeangeboten unterhalb der stationären Pflegeheime. Diese reichen von der Kurzzeitpflege über die Tagespflege bis hin zu betreuten Wohngruppen und auch dem rein Betreuten Wohnen.

Welches Ziel verfolgt der Zweckverband mit dem neuen Projekt?

Der Zweckverband möchte mit seinem Betreuten Wohnen ein Angebot schaffen, das es dem Einzelnen in zentraler Lage erlaubt, ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben in einer eigenen Wohnung zu führen. Es ist angedacht, die Wohnungen zu vermieten, und nicht, wie es teilweise in anderen Modellen zu finden ist, diese als Teileigentum zu verkaufen.

Was bietet der Verband neben der Betreuung noch an?

Den Bewohnern wird angeboten, weitere Dienstleistungen hinzuzubuchen. Dies sind beispielsweise Unterstützungsleistungen bei Alltagsfragen, Teilnahme am Mittagstisch, Organisation von Reinigungs-, Wäsche- und Hausmeisterservice. Der Zweckverband sieht dies als ein sinnvolles Ergänzungsangebot zu seinem bestehenden Engagement in Blumberg.

Das Pflegeheim Haus Eichberg hat 48 Plätze, das zweite Pflegeheim wird rund 60 Plätze haben, die Pflege mit Herz und Zeit in Blumberg-Zollhaus hat ein Dutzend Pflegeplätze. In der Demographischen Prognose des Schwarzwald-Baar-Kreises ist für Blumberg die Rede von 120 bis 130 Plätzen, dazu kommen bisher zwölf Plätze der Sozialstation und rund 15 Plätze der Awo. Soll Blumberg zu einem Zentrum für Pflege und Tagespflege im Landkreis werden?

Der demografische Wandel stellt die Kommunen – und damit auch Blumberg – in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen. Der Anteil der über 80-Jährigen an der Gesamteinwohnerzahl ist überdurchschnittlich hoch. Gemessen am Altersdurchschnitt zählt der Schwarzwald-Baar-Kreis in Baden-Württemberg zu den Landkreisen mit der ältesten Bevölkerung. Die Gestaltungs-Aufgabe in der Pflege zählt somit auch zu den großen Herausforderungen des demografischen Wandels.

Wie ist die Prognose der Kreisverwaltung im Schwarzwald-Baar-Kreis für Blumberg?

Anhand von Hochrechnungen der Altersstruktur der Bevölkerung der letzten Jahre in Blumberg lässt sich erkennen, dass immer mehr ältere Menschen immer weniger jüngeren Menschen gegenüberstehen. Experten gehen davon aus, dass immer mehr ältere Menschen allein leben werden, und gleichzeitig der Unterstützungsbedarf (Pflegerisiko) zunehmen wird. Nach einer Vorausschätzung des Schwarzwald-Baar-Kreises und des Städtetags wird für Blumberg im Jahr 2025 ein Bedarf zwischen 81 bis 89 alleine für stationäre Plätze geschätzt.

Wie ist die Situation im Schwarzwald-Baar-Kreis insgesamt?

Der Schwarzwald-Baar-Kreis verzeichnet Stand Ende Dezember 2019 insgesamt 28 Pflegeheime mit insgesamt circa 2280 stationären Pflegeplätzen. Die Standorte der Pflegeeinrichtungen verteilen sich auf zwölf der 20 Landkreiskommunen. In den einzelnen Gemeinden stehen zwischen 30 und 989 stationäre Plätze zur Verfügung. Dabei variieren die Platzzahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl stark. In Blumberg liegt die rechnerische Platzzahl pro 1000 Einwohner bei 4,67, bezogen auf die Einwohnerzahl vom 31. Dezember 2018. Im Vergleich zu anderen Kommunen ist dies niedrig.

Wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten Jahren insgesamt?

Auch wenn die Versorgung und Pflege durch Angehörige, in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat, ist davon auszugehen, dass der Bedarf an stationären Plätzen als auch die qualitativen Anforderungen weiter steigen werden. Für die Zukunft werden zudem verschiedene Wohn- und Betreuungskonzepte für bestimmte Zielgruppen, wie beispielsweise für Menschen mit Demenz benötigt werden.   Die Fragen stellte Bernhard Lutz.

Boris Schmid stammt aus Königsfeld. Von 2002 bis 2013 war er Kämmerer der Stadt Triberg. Im Juni 2013 wurde er Finanzdezernent des Schwarzwald-Baar-Kreises als Nachfolger von Manfred Pfaff. Seit 2014 ist er zudem Geschäftsführer des Zweckverbands Pflegeheim Haus Wartenberg mit Sitz in Geisingen, Vorsitzender des Zweckverbands ist Sven Hinterseh, Landrat im Schwarzwald-Baar-Kreis.