Hartmut Spangenberg will von den Referenten wissen, wie es um den geologischen Untergrund der Länge bestellt ist und was passiert, wenn die Windanlagen-Investoren pleite gehen sollten und die Windräder schon stehen. Foto: Niederberger

 "Forum rettet die Länge" lockt 350 Besucher in Riedöschinger Kompromissbachhalle.

Blumberg-Riedöschingen - Ein Rehkitz liegt zusammengekauert auf einer Wiese und blickt mit großen Bambi-Augen in die Welt hinaus. Es folgen Fotos und kurze Filmsequenzen, die bemooste Steine zeigen, einen Weiher, Pilze und Schmetterlinge. Dazu ist Vogelgezwitscher zu hören und es erklingt das bekannteste Motiv aus Friedrich Smetanas Komposition "Die Moldau". Über dem Naturidyll zieht ein Milan seine Kreise. Keine Frage: Der Film, der zu Beginn des "Forums rettet die Länge" den rund 350 Besuchern in der Riedöschinger Kompromissbachhalle gezeigt wird, berührt. Dann kommen Anwohner der Länge zu Wort. Sie wohnen in Neudingen, Hondingen, Fürstenberg, Gutmadingen, Leipferdingen und Aulfingen. Für sie alle ist die Länge Heimat, die so erhalten bleiben soll, wie sie ist. Ohne Windräder. Margit Reichle, Klaus Meilhammer und Raphael Meilhammer, die Macher des Films, erhalten viel Applaus.

Der frühere Journalist und heutige Buchautor Günther Baumann moderiert das Forum und weist auf die Infoveranstaltung der Windkraftbefürworter in Donaueschingen hin. Sein Wunsch: Befürworter und Windkraftgegner sollten sich dazu durchringen, zu einer gemeinsamen Veranstaltung einzuladen. Applaus.

Als erster Referent spricht Wolf Hockenjos, viele Jahre Chef des Staatlichen Forstamts in Villingen-Schwenningen. Für ihn ist die Länge der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich Donaueschingen, Hüfingen, Blumberg und Geisingen bei der Ausweisung von Windrad-Flächen haben einigen können. Die Informationspolitik der genannten Kommunen nennt er "grenzwertig". Für eine Windenergiezone sei die Länge als völlig unzerschnittener Siedlungsraum und Schnittstelle von Wildtierkorridoren nicht geeignet. Er spricht von einer wichtigen Biotopverbundfläche, die für Windräder eigentlich eine Tabuzone sei. "Heimatschutz ist mehr als ein Wahlkampfthema für braungrüne Rechtspopulisten." Dieser Satz erscheint gegen Ende seines Vortags auf der Leinwand hinter ihm.

Darüber regt sich Martina Braun, die für die Grünen bei der vergangenen Landtagswahl das Direktmandat im Wahlkreis Villingen-Schwenningen geholt hat, furchtbar auf. Neben ihr sind mit Bundestagskandidat Jens Löw von der SPD und Volker Goerz von den Grünen zwei weitere prominente Politiker in der Kompromissbachhalle. Bei ihren Nachfragen zu den Referaten wird deutlich, dass sie pro Windkraft eingestellt sind. Ganz schön mutig, sich vor der Bundestagswahl dazu zu bekennen. Ein bekannter Vertreter der CDU fehlt an diesem Abend.

Auf Hockenjos folgt Werner Adrion, FDP-Stadtrat in Löffingen und mit 25-jähriger Berufserfahrung in der früheren Netzleitstelle in Donaueschingen. Sein Vortrag strotzt vor Zahlen und Schaubildern, Laien fällt es schwer, ihm zu folgen. Er spricht über die Volatilität von Windenergie, also von großen Schwankungen bei der Stromerzeugung. Und dass man von der Speicherung von Windenergie noch weit entfernt sei. Bei der Fragerunde wird er dann verständlich: Windräder seien technisch problematisch für den Netzbetrieb, außerdem werde in der Region seit es Strom gibt auf regenerative Quellen wie vor allem Wasserkraft gesetzt.

"Was macht der Ostfriese, wenn er Strom braucht? Er tritt vor die Tür und holt sich Watt." Komödiantisches Talent besitzt der Energieberater Edgar Schmieder. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz gehört für ihn abgeschafft, da Eingriffe in den technologischen Pluralismus unseren Industriestandort gefährdeten und die Wettbewerbsfähigkeit minimierten. Die Energiewende sei eine multikausale Geschichte und fange bei jedem Einzelnen an. "Wir nutzen ganz viele Potenziale nicht, um Energie zu sparen", sagt Schmieder. Die Industrie könnte eine 40-prozentige Eigenstromproduktion realisieren.

Der gebürtige Schweizer Ueli Joss ist der Spezialist für das Genehmigungsverfahren von Windrädern. Er informiert über die Petitionen an den Landtag und die bei den Behörden eingelegten Widersprüche. Er sieht für die Zukunft vier Optionen: Erstens: Das Regierungspräsidium (RP) bewilligt am 23. Oktober die Waldumwandlung und die Investoren gewinnen die Novemberausschreibung für Windenergie, dann wird der Windpark gebaut. Zweitens: Die Investoren steigen aus der Windkraft aus. Drittens: Der Petitionsausschuss verbietet den Bau. Viertens: Das Landratsamt und das RP schützen die Einwendungen wegen der Unterlassung der unbedingten Umweltvertäglichkeitsprüfungs-Pflicht und veranlassen, dass diese nachgeholt wird.

Die letzten Worte gehören Angelika Sitte, zusammen mit Luzia Bausch die Frontfrau des Baaremer Windpark-Widerstandes. Sie fordert die Besucher auf, sich in Listen einzutragen und mit ihren Namenszügen zu dokumentieren, keinen Windpark auf der Länge haben zu wollen. Viele folgen dem Aufruf.