Die Mitglieder der Blumberger FDP beim Telefon-Interview mit der Presse. Oben von links Fraktionssprecher Werner Waimer und Stadtrat Michael Zier, unter von links der Ortsverbandsvorsitzende Mirko Theel und Stadtrat Detlev Dillmann. Foto: Theel Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Jahresabschlussgespräch der FDP per Videokonferenz / Stadtjugendpfleger dringend gesucht

Die Liberalen luden zu ihrem Abschlussgespräch dieses Mal in einer Video-konferenz ein: Man hört sich und sieht über den PC-Bildschirm. Mit dabei waren Fraktionssprecher Werner Waimer mit seinen Stadtratskollegen Detlev Dillmann und Michael Zier sowie der FDP-Ortsverbandsvorsitzende Mirko Theel.

Blumberg. Das Breitband mache so etwas wie Videokonferenzen erst möglich, ebenso wie Homeschooling und Homeoffice, erklärte Werner Waimer zu Eingangs. Für Blumberg sei das Glasfasernetz ein großer Vorteil. "Das Breitband ist für mich ein Meilenstein", so Waimer, er sei schon von seinem ehemaligen Beruf, wo er jahrelang auf Montage im Bereich der Atomkraftwerke tätig war, ein Technikfan. Das Breitband komme vor allem auch Familien zugute, deren Mitglieder weit voneinander entfernt lebten. Im Nachhinein sei er froh über den konsequenten Ausbau. Mirko Theel bekräftigt das.

5G-Netz

Theel habe viele Angestellte in einem ambulanten Pflegedienst bei Zürich, die Mitarbeiter seien alle aufs Internet angewiesen, wir haben in der Schweiz Funklöcher. Ein gutes Netz ist für die medizinische Versorgung eminent wichtig. "Wir müssen digital arbeiten, um die Menschen versorgen zu können, aber die Vorgaben der Anbieter sind zum Teil gar nicht erfüllt.

Auch Michael Zier ist froh, dass die Breitbandversorgung in Blumberg so weit gediehen ist. Ein Thema werde das 5G-Netz sein, sagte Werner Waimer, ganz besonders auch im Hinblick auf das 20 Kilometer entfernte Mercedes-Testzentrum. "Wichtig ist, dass wir beim Thema 5G die Menschen mitnehmen, sonst scheitert dieses Projekt. Das haben wir beim Thema Windräder vielleicht verpasst." Mirko Theel bestätigt die Aussage: "Der Markt geht in die Richtung." Wobei Werner Waimer darauf hinweist, dass das 5G-Netz zunächst einmal vor allem der Industrie dienen wird.

Schulcampus

Die FDP habe sich von Anfang an für eine nachhaltige Bauweise eingesetzt und werden das auch in Zukunft tun. So werde die Fassade zum Teil aus Holz sein statt aus reinem Beton. Natürlich werde sich dies auf die Kosten niederschlagen, "und wir werden die finanzielle Kosten den folgenden Generationen hinterlassen." Doch klimaschonend gebauten Schulcampus könne er guten Gewissens der kommenden Generation aufbürden.

Beim Thema Energie stellt sich die Frage welche Quelle man nutze: Nahwärme der Energieversorgung Südbaar, vielleicht auch Sonnennergie?

Waimer weist in diesem Zusammenhang auch auf das Thema Wasserstoff hin. Auch für Detlev Dillmann stimmt diese Richtung: So sollte der Schulcampus gebaut werden. Mirko Theel weist auf die Holzmanufaktur von Florian Fluck in Riedböhringen hin, der zeige, das man Holzhäuser auch bis zu 18 Stock hoch bauen könne.

Beim Verkehrskonzept steht die FDP trotz anderer Meinung zum Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats, einen Teil der Achdorfer Straße als Einbahnstraße auszuweisen. Waimer betont: "Für den Verkehr brauchen wir ein Gesamtkonzept, um zu sehen, woher der Quellverkehr kommt, wo er hinfährt und wie die Verkehrsströme laufen." Wenn das neue Baugebiet unterhalb des Freibads komme, dürfe es nicht so sein, dass der ganze Verkehr durch die Weiherdammstraße fahre. "Wir haben die Chance, den Sauweg auszubauen und eine weitere Stadteinfahrt zu schaffen."

Neuer Schulverbund

Aktiv angehen solle man 2021 den geplanten Schulverbund Werkrealschule-Realschule. Die FDP sehe die Notwendigkeit des Schulverbunds. Der Hauptgrund: "Wir müssen alles tun, um die Werkrealschule zu erhalten." Schüler hätten dort die große Chance, eine handwerkliche Ausbildung zu machen.

"Unser Handwerk und die mittelständigen Betriebe suchen händeringend Azubis und Mitarbeiter. Die Werkrealschule und die Realschule ist meiner Meinung nach der richtige Verbund, um etwas Starkes zu machen" sagte Werner Waimer. Ein gutes Beispiel sei die Werkrealschule in Löffingen, die mit der Realschule einen Verbund bildet. Er habe dort mit Parteifreunden gesprochen, die könnten die Diskussion hier in Blumberg gar nicht nachvollziehen. Wenn der Schulcampus kommt, sind Realschule und die Werkrealschule nicht mehr räumlich getrennt, und es mache Sinn, sie auch zusammenzuführen.

Wohnraum

In der Haushaltsrede hatte Waimer angesprochen, man sollten neue Wege suchen, um Baugebiete zu finanzieren. Wenn die Stadt ein Baugebiet erschließe, koste dies große Summen, die Stadt müsse die Mittel jahrelang vorhalten. Wenn jetzt ein privater Investor tätig werden wolle, sei dies ein neuer Schritt, und man dürfe gespannt sein. "Wir hatten in der Stadt für mehrere Plätze Erweiterungen beschlossen", geblieben seien nur Kellen und Kreuzwiesen. Deshalb sei er froh, dass es wohl unter dem Schwimmbad weiter geht. "Wir haben auch die Möglichkeit, Bauplätze in den Teilorten zu schaffen." Waimer will nicht, "dass unsere Stadtteile und Teilorte zu reinen Schlafstätten werden." Deshalb müsse es möglich sein, dass Leute die Möglichkeit erhalten, dort zu leben, dort zu bleiben.

Spannend sei das Lauffenmühle-Areal. Dort beginne jetzt die Vermarktung, wo eine Firma Fertighäuser für die Firma Müller anbiete. Baubeginn sei April 2021, das sei ein ambitionierter Plan.

Gewerbe

Werner Waimer betonte, für das Gewerbeflächen benötige die Stadt neue Flächen. Im Gewerbegebiet Vogelherd liege noch eine recht große Fläche brach. Detlev Dillmann wies darauf hin, in Riedböhringen bestehe noch die Möglichkeit, das bestehende Gewerbegebiet an der B 27 zu erweitern. Werner Waimer könnte sich auch eine Erweiterung des Gewerbegebiets Vogelherd vorstellen, dies müsse ja nicht Richtung Zollhaus sein, wo die Bevölkerung durch den Durchgangsverkehr schon genügend geplagt sei, sondern könne auch auf der anderen Straßenseite Richtung Blumberg erfolgen.

Sportstättenmanagement

"Wir haben in der Kernstadt künftig zwei Sportplätze (Stadion und Kunstrasen), zwei Sporthallen (Eichberg- und Realschulsporthalle) sowie Plätze und Mehrzweckhallen in Teilorten", begann Waimer. Die FDP möchte einen Gedankenanstoß anregen, ob so ein Sportstättenmanagement machbar und sinnvoll wäre, für die Kernstadt und die Teilorte und was es hierbei für Möglichkeiten gebe.

Jugendpfleger

Mit Sorge beobachtet Detlev Dillmann die Situation der Jugendlichen und Kinder, auch bezüglich Corona. Im Grunde seien sie die Verlierer. Er sei Mitglied in einer Arbeitsgruppe, die sich damit befasse, wie es mit der Jugendarbeit weiter gehen soll. Sie, darunter Vertreter der Stadt, der Behörden, Vereine und Schüler, hätten sich seit vier Mal getroffen, die Gespräche seien sehr konstruktiv gewesen. Dillmann möchte forcieren, dass sie schneller zu einem Ergebnis kommen und Ideen umsetzen können:

"Wir brauchen einen Jugendpfleger. Die Jugendlichen hatten mehr als ein Jahr lang keine Betreuung mehr." Deshalb wünsche er, "dass wir im ersten Halbjahr 2021 etwas erreichen könnten." Dillmann sieht dies auch bei seinen Kindern, die noch schulpflichtig seien und in Vereinen integriert waren. Wenn hier nicht bald eine Entlastung erfolge, gebe es für viele Familien eine Überlastung. Optimistisch stimme ihn, dass viele gesagt hätten, auch Vereinsvertreter, sie stünden als Ansprechpartner zur Verfügung. So könnten alle Lebensbereiche mit einfließen.

Seit der Kommunalwahl 2019 sind die Liberalen im Gemeinderat wieder mit drei Mitgliedern und damit mit einer Fraktion vertreten. In der Amtsperiode davor war Werner Waimer einziges FDP-Mitglied im Gremium, voriges Jahr schaffen auch Michael Zier aus Blumberg und Detlev Dillmann aus Riedböhringen den Einzug. Vorsitzender des Ortsverbands ist Mirko Theel. Die Jahresabschlussgespräche der Liberalen in Blumberg haben große Tradition, sie fanden schon in den 1990er-Jahren unter Harald Mattegit als Fraktionssprecher und Helmut Ochs als Ortsverbandsvorsitzender statt, damals in der Scheffellinde.